Über 700 Tote und 80.000 Vertriebene in Suweida
Durch die Gewalt sind nach Angaben der Vereinten Nationen fast 80.000 Menschen aus Suweida vertrieben worden. Mindestens 718 Menschen wurden getötet, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Durch die andauernde Gewalt im Süden Syriens sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) fast 80.000 Menschen vertrieben worden. Das teilte die Internationale Organisation für Migration am Freitag mit. Die Wasser- und Stromversorgung in der betroffenen Provinz Suweida sei zudem zusammengebrochen. Ein Mangel an Treibstoff behindere Evakuierungen, hieß es weiter. Das bestätigte auch der Militärrat von Suweida.
Unterdessen dauern die Gefechte zwischen Angehörigen sunnitischer Beduinenstämme und Mitgliedern der islamistischen Regierung einerseits und drusischen Widerstandsgruppen andererseits weiter an. Die selbsternannte Führung in Damaskus verlegte am Freitag erneut Truppen in den Süden des Landes, „um die Stabilität der Region wiederherzustellen“, wie das Präsidentenbüro mitteilte. Die Behörden würden „Spezialkräfte entsenden, um die Kämpfe zu beenden und den Konflikt vor Ort zu lösen“.
Die Auseinandersetzungen in Suweida hatten am Sonntag begonnen. Einen Tag später entsandte Damaskus seine Islamisten in das Gebiet. Nach der Verkündung einer vermeintlichen Waffenruhe am Mittwoch zog die Übergangsregierung rund 24 Stunden später ihre Truppen aus Suweida zunächst wieder zurück. Zuvor hatte Israel, das sich als Schutzmacht der drusischen Minderheit inszeniert, um seine Besatzungszone im Grenzgebiet auszuweiten, in die Kämpfe eingegriffen und Ziele in Damaskus und im Süden des Landes bombardiert.
Am Freitag versammelten sich zur Unterstützung der Beduinen auch weitere Bewaffnete von sunnitischen Stämmen aus Idlib, Teilen Deir ez-Zors, Homs und anderen vom Regime kontrollierten Regionen in Dörfern nahe der Provinzhauptstadt Suweida. Die Beobachtungsstelle berichtete, die Stammesmilizionäre seien mit Unterstützung der Regierungstruppen in die Region gelangt. Zudem komme es weiterhin zu Zerstörung von Privateigentum der drusischen Minderheit und Plünderungen ihrer Häuser.
SOHR zufolge wurden bei den Auseinandersetzungen seit Sonntag mehr als 700 Menschen in Suweida getötet, darunter viele Zivilpersonen. Die Organisation warf den syrischen Regierungstruppen schwere Menschenrechtsverletzungen vor, darunter Entführungen und die Hinrichtung von 165 drusischen Zivilist:innen. Ihre Leichen seien an Straßenrändern hinterlassen worden, teils gefesselt oder verbrannt. Auch der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, sprach von Berichten über Hinrichtungen und Entführungen durch syrische Truppen und Gruppierungen, die mit den Übergangsbehörden in Verbindung stehen.
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