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Solidarität mit Evin-Gefangenen in Rojava

In Nord- und Ostsyrien sind zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um ihre Solidarität mit dem Massenaufstand in Ostkurdistan und Iran auszudrücken und die Freilassung der politischen Gefangenen in der Folterkammer Evin einzufordern.

In mehreren Städten Nord- und Ostsyriens sind am Montag zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um ihre Solidarität mit dem Massenaufstand in Ostkurdistan und Iran auszudrücken und die Freilassung der politischen Gefangenen in der iranischen Folterkammer Evin einzufordern. In dem Gefängnis in der Hauptstadt Teheran hatte es am Samstagabend gebrannt. Mindestens acht Häftlinge sind laut Staatsangaben ums Leben gekommen, dutzende weitere wurden verletzt. Während das Regime einen Zusammenhang mit der seit mehr als vier Wochen andauernden Revolte gegen die Führung des Landes, die sich nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini Mitte September entzündete, dementiert und vorgibt, von Insassen gelegte Feuer hätten zu dem Großbrand geführt, werfen Angehörige von Gefangenen und Menschenrechtsgruppen dem herrschenden Klerus vor, ein Massaker an den Evin-Gefangenen verübt zu haben. Auf tausendfach in Online-Netzwerken geteilten Videos sind Flugobjekte zu sehen, die auf das Gefängnis treffen, woraufhin Explosionen zu sehen sind. Laut Augenzeug:innen waren neben mehreren Explosionen auch Schüsse am Samstagabend aus der Haftanstalt zu hören.

 

„Im berüchtigten Haftzentrum Evin sitzen tausende politische Gefangene ein, darunter zahlreiche Demonstrierende, die im Zuge des Massenaufstands inhaftiert wurden, vor allem Frauen. Es sind unsere Schwestern, die die Volksrevolte gegen das iranische Regime angeführt haben“, sagte Zozan Cûma, Koordinatorin des Frauenverbands Kongra Star, bei einer Demonstration in Hesekê. Die Aktivistin verurteilte die gewaltsame Niederschlagung der Proteste und würdigte die Todesopfer – laut Menschenrechtsorganisationen wurden bisher mindestens 240 Demonstrierende von Regimekräften ermordet – für ihren Mut und ihre Entschlossenheit bei dem Vorhaben der Völker, einen revolutionären Systemwechsel herbeizuführen. „Mit dem Angriff auf Evin, wo politische Gefangene, Intellektuelle, Kunstschaffende, Feministinnen bereits seit Jahren alle Methoden der Folter und unmenschlicher Behandlung erleiden müssen, hat das Regime darauf abgezielt, den Willen der kämpfenden Völker zu brechen. Ihr Kampf wird nicht nur auf den Straßen Irans und Ostkurdistans geführt, sondern auch hinter den Gefängnismauern. Unsere Aufgabe und Pflicht ist es, diesen historischen Widerstand zu unterstützen.“


Junge Frauen in Dirbêsiyê demonstrierten unter dem Motto „Nein zur Diktatur“

Die Demonstration in Hesekê stand unter dem Motto „Keine Macht ist so stark wie die Macht von Frauen. Es wird keinen Sieg ohne sie geben. Wir unterstützen die revolutionären Frauen Kurdistans“. Dieser Satz war auch auf dem Fronttransparent der Protestaktion zu lesen, zu der Kongra Star nach einem Appell der in Ostkurdistan aktiven Bewegung KODAR aufgerufen hatte. Der Politiker Mihemed Eli von der PYD war ebenfalls unter den Anwesenden und bezeichnete den Brand im Evin-Gefängnis als „staatliches Blutbad“. Er forderte das Regime auf, die Gewalt und Unterdrückung gegen die Völker Irans einzustellen und appellierte an die internationale Staatengemeinschaft, ihre „Iran-Strategie“ zu ändern. „Es braucht einen wirklich scharfen Kurs im Umgang mit den Mullahs. Das ist die Welt den mutigen Frauen Irans und Ostkurdistans, die die Achillesferse des patriarchalen Regimes sind, schuldig. Deshalb sagen wir: Jin, Jiyan, Azadî.“

Arabische und kurdische Männer bei einem Protest im Vertriebenenlager Waşokanî. Auf vielen Flaggen ist das Konterfei von Abdullah Öcalan zu sehen, der das Prinzip des demokratischen Konföderalismus als Lösungsmodell für alle Länder in Nah- und Mittelost vorschlägt - gerade in den Nationalstaaten im Siedlungsgebiet der Kurdinnen und Kurden.


IHR fordert UN-unterstützte internationale Untersuchung

Neben Hesekê wurde auch im Waşokanî-Camp, einem Lager für Vertriebene aus Serêkaniyê (ar. Ras al-Ain), sowie in den Städten Til Temir, Şedadê, Dirbêsiyê, Til Berak und Hol demonstriert. Indes äußern immer mehr Menschenrechtsorganisationen ihre Befürchtung, dass die Opferzahl nach dem Brand im Evin-Gefängnis tatsächlich viel höher ausfiel als vom Regime angegeben. Die in Oslo ansässige NGO Iran Human Rights (IHR) etwa wies die von den Behörden genannte Zahl zurück und verwies auf die „lange Geschichte der Verschleierung von Fakten“ in der Islamischen Republik. Die Organisation erklärte, sie habe Berichte erhalten, dass im Evin-Gefängnis „Spezialeinheiten eingesetzt wurden, um Gefangene aufzuhetzen und den Grund für ein hartes Vorgehen zu schaffen“. IHR fordert eine von den Vereinten Nationen unterstützte internationale Untersuchung, um die Vorgänge in dem Folterzentrum aufzuklären.

 

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