Humanitäre Krise in Suweida: DAANES bereitet Hilfslieferung vor
Die DAANES hat angesichts der sich verschärfenden humanitären Lage in Suweida einen Hilfskonvoi angekündigt. Im Zuge der jüngsten Gewalt sind Versorgung und Gesundheitsdienste in der Provinz nahezu vollständig zusammengebrochen.
Angesichts einer sich zuspitzenden humanitären Notlage in Suweida hat die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) angekündigt, einen Hilfskonvoi mit medizinischer Ausrüstung und lebenswichtigen Gütern bereitzustellen. Die Lieferung steht zur Abfahrt bereit, ist jedoch vom Zustandekommen eines sicheren humanitären Korridors abhängig.
In der Provinz Suweida im Süden Syriens waren vor einer Woche schwere Gefechte zwischen Angehörigen sunnitischer Beduinenstämme und Mitgliedern der islamistischen Regierung in Damaskus einerseits und drusischen Selbstverteidigungskräften andererseits ausgebrochen. Auch Stammesmilizionäre aus anderen Regionen strömten in die Provinz, um sich an den Angriffen gegen die Minderheit zu beteiligen. Für die radikalen sunnitischen Islamisten gelten die Drus:innen als Häretiker und Ungläubige.
Suweida-Stadt wieder unter Kontrolle von Drus:innen - Angriffe dauern an
Der Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden im Zuge der Gewalt in Suweida fast tausend Menschen getötet. 326 der Toten seien drusische Kämpfer, 262 drusische Zivilpersonen – darunter auch Dutzende, die von den Dschihadisten der Regierung hingerichtet wurden, hieß es gestern. Unter den Toten sind laut der Beobachtungsstelle zudem über 300 Angehörige der selbsternannten Übergangsregierung und 21 Beduinen.
Mittlerweile konnten die drusischen Verteidigungskräfte die Kontrolle über die Provinzhauptstadt Suweida zurückgewinnen. Doch entgegen einer von Damaskus verkündeten Waffenruhe für die Region kommt es in ländlichen Gebieten weiterhin zu Angriffen von Stammesmilizionären und Dschihadisten verschiedener Gruppen unter dem Dach von „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) – der Islamistenkoalition des selbsternannten syrischen Präsidenten Ahmed al-Scharaa. Mehrere Dörfer westlich von Suweida-Stadt wurden am Sonntag unter Artilleriebeschuss genommen, berichtete ANF-Korrespondent Mansur Adali.
Infolge der Gewalt in Suweida ist die zivile Infrastruktur nahezu vollständig zusammengebrochen: Strom, Wasser und Internet sind seit Tagen ausgefallen, das zentrale Krankenhaus ist unbrauchbar, Medikamente und medizinisches Personal fehlen. Einwohner:innen berichten von dramatischen Zuständen. „Es gibt nur noch eine einzige funktionierende Bäckerei in der Stadt – Tausende Menschen stehen in langen Schlangen, um überhaupt an Brot zu kommen“, erklärte ein lokaler Kontakt aus Suweida. Die Versorgungslage sei katastrophal, viele Menschen könnten sich nicht einmal mehr mit dem Nötigsten versorgen. Verletzte und Kranke blieben oft ohne Behandlung und überlebten die Angriffe nicht.
Internationale Gemeinschaft gefordert
Inmitten dieser Lage kündigte die nordostsyrische Autonomieverwaltung an, der Notlage mit einer humanitären Lieferung begegnen zu wollen. In einer offiziellen Erklärung hieß es, man habe einen Konvoi mit medizinischem Material, Medikamenten und Grundversorgungsgütern vorbereitet. Damit wolle man auf den akuten Hilferuf der betroffenen Bevölkerung antworten.
„Die Hilfe erfolgt auf Bitten der Menschen vor Ort und dient der Deckung existenzieller Grundbedürfnisse. Sie darf nicht Teil politischer oder militärischer Kalküle werden“, so die Erklärung. Die Autonomieverwaltung forderte die internationale Gemeinschaft auf, zur Schaffung eines sicheren Korridors beizutragen und die humanitäre Hilfe in der Region umfassend zu unterstützen.
Die logistische Planung sei abgeschlossen, der Konvoi könne innerhalb weniger Tage Suweida erreichen – vorausgesetzt, der Zugang wird gewährt. Besonders dringend sei der Bedarf an medizinischer Hilfe, da die Gesundheitsversorgung vollständig zusammengebrochen sei. Die Autonomieverwaltung warnte in diesem Zusammenhang vor einer weiteren Eskalation. „Die Lebensbedingungen der Bevölkerung haben die kritische Schwelle längst unterschritten. Jede Verzögerung kann Menschenleben kosten“, heißt es in dem Appell.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen