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Prof. EnzoTraverso: Die kurdische Frage steht an einem historischen Wendepunkt

 


Der italienische Historiker Enzo Traverso unterstützt den von Abdullah Öcalan initiierten Friedensaufruf. In einer Botschaft an die DEM-Partei erklärt er, die strategische Neuausrichtung der kurdischen Bewegung verdiene internationale Anerkennung.

Aufruf an internationale Linke zur Unterstützung
 
ANF / ANKARA, 29. Sept. 2025.

Der italienische Historiker und Intellektuelle Enzo Traverso hat sich in einer Botschaft an die Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM) positiv zur politischen Neuausrichtung der kurdischen Bewegung geäußert. Die kurdische Frage befinde sich an einem historischen Wendepunkt, so Traverso.

In seinem Schreiben erklärte der Professor der US-amerikanischen Cornell University: „Die Entscheidung der PKK, den bewaffneten Kampf zu beenden und sich in eine Organisation zu transformieren, die demokratische Prinzipien vertritt, friedliche Wege wählt und sich für einen sozialistischen Wandel einsetzt, ist zweifellos ein schwieriger Schritt. Doch er ist von großer historischer Bedeutung.“

Traverso rief die internationale Linke dazu auf, diesen strategischen Wandel positiv zu begleiten und den Mut der daran beteiligten Akteure zu würdigen. Zwar sei der begonnene politische Prozess mit Unsicherheiten, Rückschlägen und möglichen Hindernissen verbunden – doch Fortschritt erfordere stets „Mut und Entschlossenheit“.

Solidarität mit Öcalans Aufruf

Traversos Erklärung bezieht sich auf den „Aufruf zu Frieden und einer demokratischen Gesellschaft“, den der kurdische Repräsentant und PKK-Begründer Abdullah Öcalan Ende Februar veröffentlicht hatte. Die Initiative des 76-Jährigen, der seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung 1999 als politische Geisel des türkischen Staates auf der Gefängnisinsel Imrali festgehalten wird, soll den Weg zu einer demokratischen Lösung der kurdischen Frage und einem würdevollen Frieden ebnen.

Zur Person: Enzo Traverso

Enzo Traverso ist ein international renommierter Historiker mit Schwerpunkt auf der politischen Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert. Geboren 1957 in Italien, studierte er zunächst in Genua und promovierte später an der Pariser Hochschule für Sozialwissenschaften EHESS. Nach mehreren akademischen Stationen in Frankreich lehrt er seit 2013 an der Cornell University in den USA. Traverso hat sich insbesondere mit dem Erbe des Marxismus, der Geschichte politischer Gewalt, dem Faschismus und den intellektuellen Reaktionen auf die Katastrophen des 20. Jahrhunderts befasst. Zahlreiche seiner Werke sind auch auf Türkisch erschienen und finden in linken sowie akademischen Kreisen breite Resonanz.

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