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Raqqa: Frauen mobilisieren für ganz Syrien

 


Auf einer Versammlung im Rahmen der global angelegten Frauenkampagne „Mit der Einheit der Frauen bauen wir ein freies, demokratisches und dezentralisiertes Syrien auf“ in Raqqa hat Ilham Ehmed Dezentralisierung als Projekt der Einheit vorgestellt.

Syriens Frauen kämpfen für Frieden und eine bessere Zukunft
 
ANF / RAQQA, 23. Okt. 2025.

In der Sporthalle des Stadions von Raqqa hat eine große Frauenversammlung stattgefunden. Sie ist im Rahmen der am 12. Oktober von der kurdischen Frauenbewegung Kongra Star und dem Dachverband arabischer Frauen Zenobiya ausgerufenen internationalen Kampagne „Mit der Einheit der Frauen bauen wir ein freies, demokratisches und dezentralisiertes Syrien auf“ organisiert worden. Neben Frauenkomitees aus zivilgesellschaftlichen Organisationen und der „Afrin Social Solidarity Association“ nahmen auch die Fraueneinheiten der Inneren Sicherheit von Nord- und Ostsyrien (Asayîş) sowie Vertreterinnen politischer Parteien an der Zusammenkunft teil.

Ilham Ehmed, Ko-Außenbeauftragte der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES), bewertete in ihrer Rede die politische Lage in der Region. Sie betonte, dass Syrien eine kritische Phase in seiner politischen und sozialen Geschichte durchlaufe, und unterstrich die Notwendigkeit einer demokratischen Lösung, um die Rechte aller ethnischen und religiösen Gruppen zu garantieren sowie um soziale Gerechtigkeit, Gleichheit und Dezentralisierung zu erreichen.

Dezentralisierung als Vereinigung

Entgegen anderslautender Behauptungen sei Dezentralisierung, so Ehmed, keine Form der Fragmentierung, sondern ein Projekt, das auf eine faire Vertretung und Vereinigung aller Komponenten abziele. Auch weltweite Erfahrungen zeigten, dass föderale, konföderale und dezentralisierte Systeme die Grundlage für politische und wirtschaftliche Stabilität bildeten.

Ehmed unterstrich, dass Dezentralisierung eine faire Vertretung von Frauen in Entscheidungsprozessen, eine gerechte Verteilung der Ressourcen unter den Städten, wirtschaftliche Entwicklung und den Schutz der kulturellen Vielfalt bedeute.

Außerdem machte die Politikerin auf die psychologische Kriegsführung gegen Frauen aufmerksam: „Sie versuchen, den Willen der Frauen zu brechen und ihre Leistungen in den sozialen Medien herabzuwürdigen. Angriffe auf die Würde von Frauen und ihren Familien sind unmoralisch. Aber wir Frauen werden unseren Kampf entschlossen fortsetzen.“

„Die Gespräche mit der Übergangsregierung verlaufen positiv“

In Bezug auf die laufenden Gespräche zwischen der DAANES und der syrischen Übergangsregierung äußerte Ehmed: „Die Gespräche verlaufen in einer positiven Atmosphäre. Unser Ziel ist es, Vereinbarungen über die Zukunft Syriens und über administrative und militärische Institutionen zu erzielen, die die Beteiligung aller Komponenten gewährleisten.“

Weiter betonte sie, dass hierbei die Integration der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) in die nationale Armee ein wichtiger Schritt hin zu einer vereinten nationalen Armee sei, die alle Syrer:innen ohne Diskriminierung schütze. Auch sei die direkte Vertretung von Nord- und Ostsyrien in den staatlichen Institutionen eine unumgängliche Notwendigkeit.

Das Beharren auf Zentralisierung behindere der Politikerin zufolge die Entwicklung und schaffe Ungleichheit zwischen den Städten, weshalb sie mehr Befugnisse und Ressourcen für die lokalen Verwaltungen forderte.

Friedliche Außenbeziehungen

Neben der innenpolitischen Gestaltung der Zukunft Syriens, thematisierte Ehmed auch die Bedeutung der außenpolitischen Beziehungen. Sicherheitsgarantien für die sichere Rückkehr von Migrant:innen und Geflüchteten seien demnach unerlässlich. In diesem Bezug verurteilte die Außenbeauftragte die Besatzung und die Turkisierungspolitik der Türkei in Efrîn (Afrîn), Şehba, Girê Spî und Serêkaniyê.

„Wenn der türkische Staat es mit dem Frieden ernst meint, ist die DAANES zum Dialog bereit. Die Stabilität Syriens ist die Stabilität der Türkei und der gesamten Region. Wir wollen, dass unsere Beziehungen zu unseren Nachbar:innen auf Frieden basieren, nicht auf Besetzung oder Ausgrenzung“, konstatierte Ehmed kurz und deutlich.

Syriens Frauen kämpfen für Frieden und eine bessere Zukunft

Zum Abschluss ihrer Rede bekräftigte Ilham Ehmed die Forderung der DAANES nach einem pluralistischen, demokratischen und dezentralisierten Syrien und stellte klar: „Der Weg, um das Leiden der Syrer:innen, insbesondere der Frauen, zu beenden, führt über Frieden und Gerechtigkeit. Wenngleich sie am meisten unter Kriegen gelitten haben, sind Frauen weiterhin entschlossen, für Frieden und eine bessere Zukunft zu kämpfen.“

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