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GfbV warnt vor ethnischer Säuberung in Suweida

 


Angesichts der Gewalt gegen Drus:innen in Südsyrien fordert die GfbV die Bundesregierung zum Handeln auf. In einem Appell an Außenminister Wadephul verlangt die NGO Schutzmaßnahmen, offene Versorgungsrouten und Bedingungen für den Umgang mit Damaskus.

Dringender Appell an Bundesaußenminister Wadephul
 
ANF / GÖTTINGEN, 18. Juli 2025.

Angesichts der Gewalt gegen die drusische Minderheit in Südsyrien fordert die GfbV die Bundesregierung zum Handeln auf. In einem Appell an Außenminister Wadephul verlangt sie Schutzmaßnahmen, offene Versorgungsrouten und klare Bedingungen für den Umgang mit dem neuen Regime in Damaskus.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Freitag einen dringenden Appell an den deutschen Außenminister Johann Wadephul verschickt. Darin fordert die Menschenrechtsorganisation umfassende Maßnahmen zum Schutz der drusischen Bevölkerung in der südsyrischen Provinz Suweida (al-Suwaida). Hintergrund sind anhaltende Angriffe durch das neue islamistische Regime in Damaskus sowie Blockaden und Boykottaufrufe gegen die Drus:innen.

„Hunderttausende Drusen im Süden Syriens sind akut von Hunger, Gewalt und Vertreibung bedroht. Die Bundesregierung muss unverzüglich handeln, um humanitäre Korridore zu sichern und Angriffe auf Minderheiten zu stoppen“, erklärte Dr. Kamal Sido, Nahostreferent der GfbV und Verfasser des Appells, heute in Göttingen. „Wenn Deutschland, die EU und die NATO das neue Regime in Damaskus anerkennen, tragen sie auch Verantwortung für die Sicherheit der Bevölkerung – besonders der Minderheiten.“

Dr. Sido betont in dem Schreiben an Bundesaußenminister Wadephul die Notwendigkeit, die Zufahrtsstraßen in die drusischen Gebiete für Lebensmittel, Wasser, Medikamente und Treibstoff zu öffnen und zu schützen. Sollte dies auf dem Landweg nicht möglich sein, müsse Deutschland sich für eine Luftbrücke aus Israel oder einen humanitären Grenzübergang nach Jordanien einsetzen.

„Wenn die internationale Gemeinschaft weiterhin schweigt, wird das Regime in Damaskus eine Minderheit nach der anderen unterwerfen und schließlich vernichten. Wir müssen diese Kaskade ethnischer Säuberung jetzt stoppen“, so Sido weiter. Er die Bundesregierung dazu auf, ihre Beziehungen zu Damaskus an konkrete Bedingungen zu knüpfen: Nur wenn die Rechte aller ethnischen und religiösen Gruppen geachtet und Angriffe auf Zivilist:innen eingestellt werden, könne es eine Zusammenarbeit geben.

Über 500 Tote in Suweida

Nach den tagelangen Angriffen und Kämpfen haben die Truppen der selbsternannten syrischen Übergangsregierung die Provinz Suweida am Donnerstag geräumt. Bei den seit Sonntag andauernden Gefechten zwischen HTS-treuen Angehörigen sunnitischer Beduinenstämme und Mitgliedern der islamistischen Regierung einerseits und drusischen Widerstandsgruppen andererseits sind laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 516 Menschen getötet worden. Unter ihnen befinden sich demnach 79 drusische Kämpfer und 154 Zivilpersonen, darunter 83 Menschen, die „von Sicherheitskräften hingerichtet wurden“.

Außerdem seien 243 Angehörige von Einheiten des Verteidigungs- und Innenministeriums sowie 21 Beduinen getötet worden. 15 Mitarbeiter der Übergangsregierung seien durch israelische Luftangriffe ums Leben gekommen. Nach Berichten von vor Ort ist Suweida inzwischen von einem umfassenden Wirtschaftsboykott betroffen. Darüber hinaus gibt es Meldungen über geplante Racheakte durch Beduinen, die dem Regime des selbsternannten Präsidenten und Chefs der Dschihadistentruppe „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) nahestehen. Die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) kündigte bereits die Entsendung von Konvois mit humanitärer Hilfe in die isolierte Provinz an.

Titelfoto: Demonstration der Kongra Star gesten in Qamişlo in Solidarität mit der drusischen Bevölkerung Suweidas

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