Appell aus Nord und Ostsyrien: Sprache der Rache muss enden
In Nord- und Ostsyrien haben 34 Parteien und Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung ein Ende der Zusammenstöße in den Gebieten Sahnaya und Jaramana im Umland von Damaskus gefordert.

Dutzende Parteien und Organisationen aus Nord- und Ostsyrien veröffentlichten heute eine Erklärung, in der sie die eskalierenden Spannungen und Kämpfe im Umland von Damaskus, besonders in den von der drusischen Gemeinschaft bewohnten Gebieten, verurteilten und zum Dialog aufriefen.
Bewaffnete Zusammenstöße bei Damaskus
Vor allem im Umland von Damaskus, in den Städten Jaramana, Sahnaya und Ahsrafiyat Sahnaya kommt es seit Dienstag zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Mitgliedern der drusischen Gemeinschaft und insbesondere Kräften des syrischen Verteidigungsministeriums. Vorausgegangen war ihnen die Verbreitung einer aufhetzenden Sprachnachricht einer drusischen Person, die für öffentliche Unruhe gesorgt hatte.
Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) übernahmen militärische Einheiten des syrischen Verteidigungsministeriums die Kontrolle über Ahsrafiyat Sahnaya nach heftigen Zusammenstößen zwischen lokalen bewaffneten drusischen Gruppen und Einheiten des Verteidigungs- und Innenministeriums sowie deren Verbündeten. Die SOHR berichtete, dass das Verteidigungsministerium bereits in der gesamten Stadt Truppen stationiert hatte, um gesuchte Personen aufzuspüren und Waffen zu beschlagnahmen, nachdem alle Zugänge zur Region blockiert worden waren.
Bereits 61 Todesopfer und mehrere Verletzte
Bei Zusammenstößen in den Gebieten Jaramana und Sahnaya nahe Damaskus wurden der SOHR zufolge am Dienstag und Mittwoch 30 Angehörige der Sicherheitskräfte der Übergangsregierung und ihrer Verbündeten, 15 drusische Kämpfer und ein Zivilist getötet.
Den Angaben nach wurden außerdem 15 Mitglieder der drusischen Gemeinschaft extralegal hingerichtet, nachdem sie auf der Autobahn zwischen Damaskus und Suweida von Einheiten des Verteidigungs- und Innenministeriums sowie anderen Proxymilizen überfallen worden waren. Die Zahl der Todesopfer dürfte noch weiter steigen, da mehrere Menschen Verletzungen erlitten haben.
Die Tür zum Dialog muss offen bleiben
34 Parteien und Organisationen in Nord- und Ostsyrien betonten, dass es beschämend sei, im aktuellen sensiblen Prozess zu versuchen, die Widersprüche zwischen den syrischen Völkern mit Waffen und Gewalt zu lösen.
In der gemeinsamen Erklärung vom Donnerstag hieß es, dieses Verständnis bedeute, den Feinden der syrischen Völker zu dienen. Dem wurde eine deutliche Mahnung angeschlossen: „Waffen bringen nichts als Zerstörung und Blutvergießen. Der Rückgriff auf Waffen schließt die Türen zu Dialog und Bündnissen, die der einzige Weg zur Lösung von Problemen und Widersprüchen sind.“
„Uns verbindet mehr als uns trennt“
Auch wurde in der Erklärung ein klarer Appell an alle Parteien gerichtet: „Der Krieg muss enden, die Sprache des Dialogs muss im Einklang mit den nationalen Interessen und der Einheit vorherrschen, und die Sprache der Rache sowie konfessionelle und ethnische Provokationen müssen vermieden werden.“ Alle Einzelpersonen und insbesondere politische, soziale und religiöse Institutionen wurden abschließend aufgefordert, ihren nationalen und moralischen Pflichten nachzukommen und Maßnahmen zur Verhinderung des Krieges zu ergreifen.
Die Erklärung schloss mit den Worten: „Syrien gehört dem gesamten syrischen Volk. Uns verbindet mehr als uns trennt. Bewahren wir unsere Gesellschaftsordnung. Arbeiten wir daran, das Blutvergießen zu beenden und ein Land des Friedens, der Gerechtigkeit und der Gleichheit aufzubauen.“
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