Adopt a Revolution - die syrische Zivilgesellschaft stärken!

„Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich wirklich frei!“

Lieber Ingo Speidel,

am vergangenen Dienstag luden wir zu einer besonderen Gesprächsrunde mit drei unserer Partner*innen aus Syrien ein. Gemeinsam mit Wajiha Talal Hajjar (Rechtsanwältin und Geschäftsführerin der Organisation Baladi), Sawsan Rashid (Forscherin und Menschenrechtsaktivistin bei PÊL Civil Waves), Anas Al-Rawi, Leiter der zivilen Zentren Hooz, sowie Sophie Bischoff, Mitglied der Geschäftsführung bei Adopt a Revolution, die kürzlich mit frischen Eindrücken aus Syrien zurückgekehrt ist, sprachen wir über die aktuelle Situation in Syrien sowie die Chancen und Herausforderungen, die mit dem Umbruch nach dem Sturz des Assad-Regimes verbunden sind.

Für uns war die Veranstaltung in gewisser Weise eine Premiere. Denn zum ersten Mal konnten sich alle Teilnehmer*innen offen zeigen:


„Das Online-Gespräch war für mich persönlich eine wertvolle Erfahrung, weil es das erste Mal war, dass ich mit meinem echten Namen und Bild auftreten und frei von jeglicher Angst sprechen konnte. Es war toll mit Anas, Wajiha und Sophie zu sprechen und zu wissen, dass Menschen zuhören, die interessiert sind. Ich fühle mich nun wie eine freie Syrerin, die offen und ohne Vorbehalte mit anderen Syrer*innen im Austausch steht. Trotz unserer kulturellen Unterschiede sind wir alle Syrer*innen – das gibt mir Mut, Hoffnung und Kraft für die Zukunft.“

– Wajiha Talal Hajjar


 

In diesem eindrucksvollen Gespräch wurde schnell klar: Die Herausforderungen, vor denen Syrien steht, sind gewaltig. Doch ebenso überwältigend ist die Entschlossenheit der syrischen Zivilgesellschaft, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Unsere Partner*innen betonten, was jetzt notwendig ist, um diese Zukunft zu sichern:

 

  • Gerechtigkeit und Aufarbeitung: "Wenn wir unsere Stimme nicht erheben, werden andere die Lücke füllen. Die Verbrechen des Regimes dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden."
  • Frauenrechte verteidigen: "Frauen haben eine zentrale Rolle gespielt, doch nun werden sie wieder an den Rand gedrängt. Wenn wir nicht kämpfen, verlieren wir alles, wofür wir gekämpft haben."
  • Politische Bildung als Schlüssel: "Das Regime hat uns nicht zu kritischem Denken erzogen, sondern zum Gehorsam. Jetzt müssen wir lernen, Debatten zu führen und uns zu organisieren."
  • Internationale Unterstützung: "Wir brauchen Partnerschaften, Wissenstransfer und einen ehrlichen Dialog mit Gesellschaften, die ähnliche Umbrüche erlebt haben."

 

Das Jahr nach dem Sturz des Regimes wird für Syrien von entscheidender Bedeutung sein. Auch wenn viele Veränderungen bereits sichtbar sind, bleiben die Herausforderungen groß. Genau jetzt brauchen unsere Partner*innen weiterhin Unterstützung, um diesen Übergang erfolgreich zu meistern.

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