Direkt zum Hauptbereich

Der 25. November sollte ein Tag der Selbstkritik sein

 


Sozdar Avesta (KCK) hat vor dem Tag gegen Gewalt an Frauen Kritik an männlichen Genossen geübt: „Was die PKK so unbesiegbar macht, ist die Frauenbefreiungsbewegung. Der 25. November sollte für Männer ein Tag der Selbstkritik sein.“

Sozdar Avesta (KCK)

Sozdar Avesta hat als Mitglied des Präsidialrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) in einer Sendung bei Stêrk TV Fragen zu aktuellen Themen beantwortet und im Vorfeld des internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen Kritik an männlichen Genossen geäußert. „Was die PKK so unbesiegbar macht, ist die Frauenbefreiungsbewegung. Der 25. November sollte für Männer ein Tag der Selbstkritik sein.“, sagte Sozdar Avesta in dem Interview:

Der Kampf für die Freiheit von Frauen erfordert Kontinuität

Wir nähern uns dem 25. November, dem internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Der 25. November ging als Tag eines Massakers in die Geschichte ein. Die Mirabal-Schwestern, drei Frauen aus der Dominikanischen Republik, wurden wegen ihres Kampfes für Freiheit und Gleichberechtigung der Frauen ermordet. Wir gedenken der Mirabal-Schwestern und aller Frauen, die Opfer der männlichen Mentalität wurden, mit Respekt. Auch in Kurdistan wurden unzählige revolutionäre, kämpfende Frauen massakriert. Unsere Weggefährtinnen Sakine, Leyla, Rojbîn, Sêvê, Fatma, Pakize, Nagihan, Hevrîn Xelef, Zehra, Mutter Aqide und Tausende weitere Frauen wurden von der von Männern dominierten Mentalität ermordet. Wir sollten den 25. November nicht nur als einen Tag betrachten; der Kampf für die Freiheit von Frauen erfordert Kontinuität. Dieser Kampf muss jeden Tag fortgesetzt werden. Als kurdische Frauenbewegung ist jeder Preis, den wir zahlen, ein Grund für uns, unseren Kampf noch zu verstärken. Alle Frauen können und sollten diese Massaker und Angriffe zur Grundlage für einen Neuanfang und einen gemeinsamen Kampf machen.

Die Freiheit der Frauen bedeutet die Freiheit der Gesellschaft

Der Mord an Narin, einem achtjährigen Kind, wird immer noch diskutiert, aber der Staat, genauer gesagt die Regierung, die Familie, Sekten und Hizbulkontra, verheimlichen diesen Mord. Es ist immer noch unklar, wie Rojin, eine Studentin in Wan, ermordet wurde. Diese Massaker finden jeden Tag vor den Augen der Weltöffentlichkeit statt. Frauen werden auf der Straße erstochen, und die Leute schauen zu. Wir sagen immer, dass Frauen ihren Kampf verstärken sollten; das ist natürlich das Richtige. Der Staat, die Machthabenden und das von Männern dominierte System stellen sich der Freiheit von Frauen entgegen. Die Freiheit der Frauen bedeutet die Freiheit der Gesellschaft. Niemand hat in dieser Hinsicht so viele Möglichkeiten geschaffen wie Rêber Apo [Abdullah Öcalan]. Seine Philosophie und Ideologie haben einen großen Durchbruch für die Freiheit von Frauen bewirkt. Angriffe auf Frauen sind ideologisch. Sie sind Angriffe auf die Freiheit der Frauen.

Systemkritische Männer müssen ihre Einstellung zu Frauen hinterfragen

Das System begeht alle Arten von Massakern an Frauen, um sich selbst am Leben zu erhalten. Die Medien berichten nicht darüber und schaffen stattdessen eine falsche Wahrnehmung in der Gesellschaft. Sie töten die Reflexe der Gesellschaft und normalisieren, was vor sich geht. Auf diese Weise will das patriarchalische System ein Imperium der Angst schaffen. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um darauf hinzuweisen, dass insbesondere demokratische, revolutionäre und sozialistische Männer, die gegen das System sind, in dieser Hinsicht die größte Verantwortung tragen. Ein Mann, der gegen dieses System ankämpft, muss zuallererst dagegen seine Stimme erheben. Und er muss seine eigene Einstellung gegenüber Frauen hinterfragen. Es passiert so viel, so viele Dinge entwickeln sich, aber darüber wird nichts gesagt. Außer der Freiheitsbewegung schweigen alle, als wäre es normal. Die grundlegendste Frage des Sozialismus muss jedoch die Einstellung gegenüber Frauen sein.

Den Mann töten

Wenn man das freie Zusammenleben nicht verteidigt, wenn man die Freiheit der Frauen nicht verteidigt und nicht akzeptiert, wie kann sich diese Person dann Sozialist, Demokrat oder Intellektueller nennen? Der Faschismus macht ohnehin sein faschistisches Ding; die Regierung handelt sowieso gemäß ihrer Mentalität, aber ich spreche hier über andere Gruppen. Die Menschen, auf die ich mich beziehe, sollten Rêber Apo lesen. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um sie, insbesondere junge Männer, dazu aufzurufen, sich mit der Philosophie von Rêber Apo zu befassen. Er sagte: Ich habe die Männlichkeit in mir getötet. Er sagte auch, dass kein Mann, der die Männlichkeit in sich nicht tötet, richtige Kameradschaft mit Frauen aufbauen und eine demokratische Familie und eine demokratische Gesellschaft schaffen kann. Diese Dinge sagte er nicht ohne Grund. Er erklärte, dass eine Gesellschaft auf dieser Grundlage geschaffen werden muss.

Tag der Selbstkritik für Männer

Der 25. November sollte für Männer ein Tag der Selbstkritik sein. Sie müssen sich der Gewalt widersetzen und sie sollten Hass gegen diese Männlichkeit empfinden und sie ablehnen. Sie sollten sich gegenüber ihren Frauen, Töchtern und Schwestern korrigieren. Viele Männer behandeln diese Frage nachlässig oder sogar gleichgültig. Sie laden die ganze Verantwortung auf die Schultern der Frauen und sagen, dass die Frauen sie ändern sollten. Natürlich sehen wir uns als Freiheitsbewegung in der Verantwortung, als PAJK und KJK bieten wir Bildung an. Wir haben die Aufgabe, die Gesellschaft zu verändern und zu transformieren, aber auch die Männer müssen Anstrengungen unternehmen. Morde, Belästigungen und Vergewaltigungen von Frauen zerstören menschliche Werte. Da Frauen die Verteidigerinnen menschlicher Werte sind, sind Angriffe auf Frauen Angriffe auf das Leben. An dieser Stelle zeigt sich auch die Stärke von Rêber Apo. Von der Gründung unserer Bewegung bis heute ist der Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter für uns von grundlegender Bedeutung. Wenn dieser Kampf nicht täglich geführt wird, kann keine Freiheit erreicht werden.

Der Frauenkampf muss in der Gesellschaft verankert werden

Ein starker Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter bringt Menschen wie Heval Rojger und Heval Asya hervor. Für die Gleichstellung der Geschlechter zu kämpfen bedeutet, für Freiheit zu kämpfen. Auf diese Weise sollte auch in der Gesellschaft gekämpft werden. Unsere Bewegung blickt auf eine fünfzigjährige Geschichte des Kampfes zurück und an einem Ort wie Amed, der Hauptstadt der Demokratie, werden Frauen ermordet! Auch in Wan und Êlih gibt es Femizide. In Südkurdistan gibt es keinen Tag, an dem keine Frauen massakriert werden. Es geschieht natürlich nicht nur in Kurdistan, sondern überall auf der Welt, von Amerika bis Afrika, von Lateinamerika bis Europa. Laut Statistik ist Gewalt gegen Frauen in Europa am weitesten verbreitet und wird hauptsächlich innerhalb der Familie ausgeübt. Früher wurde gesagt, Europa sei das Zentrum der Demokratie, aber wenn wir hinschauen, sehen wir, dass Frauen nicht frei sind. Der Kampf von Frauen muss stärker in der Gesellschaft verankert werden.

Bei sich selbst anfangen

Wer der KJK und KCK angehört, sollte bei sich selbst und der eigenen Familie anfangen. Sie müssen das von Rêber Apo entwickelte Paradigma der freien Frau zuerst in sich selbst verwirklichen. Das ist der richtige Weg. Man schließt sich nicht einfach den Protesten am 8. März oder am 25. November an und das war's. So funktioniert das nicht. Rêber Apo sagte, dass freie Frauen für ihn wertvoller ist als ein Land. Auf dieser Philosophie basiert unser Kampf. Am 25. November sollten natürlich Massenaktionen organisiert werden; die Menschen sollten auf die Straße gehen, aber wesentlich ist die Frage, wie die gesamte Gesellschaft, die Männer mit den Frauen zusammenleben wollen. Es sollte darauf basieren, was wahre Kameradschaft und Militanz für die Befreiung von Frau ausmacht. Ein Beispiel dafür sind die Militanten der PKK und der PAJK. Zum Beispiel schrieb Heval Rojger in seinem Brief, dass seine Aktion auch eine Selbstkritik an seinen Genossinnen sei. Was ist wertvoller als das? Er zerreißt sich selbst und übt dennoch Selbstkritik. Wer den Spuren dieses Genossen folgt und sagt, dass er auf der Grundlage dieser Philosophie an der Schaffung einer freien Gesellschaft arbeitet, muss nach diesem Maßstab handeln.

Was ist der Maßstab?

Was ist der Maßstab? Der Mann muss bewusst auf seine Familie, seine Frau, seine Schwester und seine Weggefährtinnen zugehen. Männer sollten Frauen nicht beherrschen oder schikanieren. Es gibt genug Männer, die sich Demokraten nennen, sich aber ständig gegen Frauen wenden und ihnen sagen, dass sie ihren Platz kennen sollten. Sobald eine Frau einen Fehler macht, gibt es sofort eine heftige Reaktion, während bei einem Mann vieles einfach hingenommen wird. So ist auch der faschistische Chef Erdogan, wenn es um Frauen geht. Aus heiterem Himmel zog er sich aus der Istanbuler Konvention zurück, einem Gesetz, das die Rechte von Frauen im Mindestmaß verteidigt. Jeden Tag taucht er in den Medien auf und sagt den Frauen, dass sie soundso viele Kinder haben sollten und dass sie sich soundso kleiden sollten. Er bedroht die Gesellschaft jeden Tag. Der Kampf der Frauen dagegen ist sehr wichtig. Aber wie gesagt, auch die von mir genannten Gruppen haben in dieser Hinsicht Defizite.

Was Tapferkeit und Mut bedeuten

Ich möchte in diesem Zusammenhang beispielsweise die Männer in Kobanê erwähnen und grüßen. Seit wie vielen Jahren gehen dort Männer auf die Straße und nehmen am 25. November aktiv an Protesten teil? Natürlich sollte dies, wie gesagt, nicht nur am 25. November geschehen. Überall dort, wo Gewalt herrscht, muss gekämpft werden, und sie dürfen keine Gewalt zulassen. Wenn sie Gewalt gegen Frauen auf der Straße sehen, wenn sie sehen, dass jemand ihrer Familie Gewalt antut, sollten sie einschreiten und sich denen widersetzen, die unmoralisch mit Frauen umgehen. Sie müssen sich organisieren und Stellung beziehen; das ist es, was Tapferkeit und Mut bedeuten. In diesem Sinne sollte sich niemand blinden, taub und stumm stellen. Ich glaube, dass die Gesellschaft auf der Grundlage der Freiheit von Frauen, auf der Grundlage freier Frauen und freier Männer aufgebaut werden kann.

Das Wesen der PKK ist die Frauenbefreiung

Was die PKK so unbesiegbar macht, ist die Frauenbefreiungsbewegung. Das Wesen der PKK ist die Frauenbefreiungspartei. Rêber Apo sagte gleich zu Beginn, dass die PKK eine Frauenpartei sein muss. Die PKK ist die Partei der Frauen, die Partei von Menschen wie Asya, Rojger, Ruken, Sara, Rojhat und Erdal. Mein Aufruf an alle Frauen, an alle, die sich dem von Männern dominierten System widersetzen: Sie sollten sich stark und massiv an den Protesten am 25. November beteiligen und jeden Tag diesem Kampf widmen. Frauen müssen ihre Selbstverteidigung stärken; sie dürfen keine einzige unorganisierte Frau da draußen zurücklassen. Eine organisierte Frau ist die größte Macht, und die Verteidigung der Frauen kann nur durch Organisation erreicht werden. Dafür muss alles Notwendige unternommen werden. Jineolojî sollte die Grundlage der Bewusstseinsbildung sein. Als Freiheitsbewegung kämpfen wir auf dieser Grundlage, und unser Kampf gilt einer freien Gesellschaft, einer demokratischen Nation und einer demokratischen Welt.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Iran: Onkel von Jina Mahsa Amini zu Haftstrafe verurteilt

medico international: Gezielte Tötung

Aleppo: Männer demonstrieren gegen Gewalt an Frauen