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Kurdische Frauen aus Süddeutschland diskutieren kollektives Leben in der Diaspora


Kurdische Frauen aus Süddeutschland haben bei einem dreitägigen Camp über kollektive Lebensformen, Identität und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Diaspora diskutiert. Auch gab es kulturelle Aktivitäten.

Mehrtägiges Camp in Süddeutschland
 
ANF / REDAKTION, 1. Dez. 2025.

In Deutschland lebende kurdische Frauen aus Stuttgart, Freiburg, München und Heilbronn haben sich in Baden-Württemberg zu einem mehrtägigen Camp getroffen, um über die Bedeutung kollektiver Lebensformen in der Diaspora zu diskutieren. Im Zentrum des Treffens von Freitag bis Sonntag standen Themen wie Kommunalisierung, Gemeinschaftsleben, Identität und gesellschaftliche Teilhabe. Organisiert wurde die Veranstaltung von verschiedenen Frauenkommunen und Frauenräten der kurdischen Bewegung in Süddeutschland. Ziel war es, neue Impulse für lokale Organisierungsformen zu setzen und Erfahrungen aus der kurdischen Frauenbewegung für das Leben in der Diaspora fruchtbar zu machen.

Gegen Individualisierung: Kollektives Leben als Alternative

In Diskussionen und Workshops thematisierten die Teilnehmerinnen die Auswirkungen zunehmender Individualisierung in Europa, die auch zu einer Entfremdung vom sozialen Gefüge innerhalb migrantischer Gemeinschaften führe. Dem setzten sie das Modell eines von den Grundsätzen der kurdischen Frauenbewegung inspirierten solidarischen und gemeinschaftlich organisierten Alltagslebens entgegen. Der Aufbau von Kommunen und das Prinzip gemeinschaftlichen Handelns seien ein Weg, um kulturelle Kontinuität zu bewahren, soziale Isolation zu überwinden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, so der Tenor vieler Wortbeiträge.


Gelebte Praxis: Alltag im Camp als kollektive Erfahrung

Während des Camps wurde der Alltag bewusst gemeinschaftlich organisiert: Von der Essenszubereitung über Freizeitaktivitäten bis zu Naturspaziergängen fanden alle Programmpunkte in kollektiver Verantwortung statt. Auch Kinder und Jugendliche wurden aktiv einbezogen. Sie nahmen am Gemeinschaftsleben teil, spielten zusammen und knüpften neue Freundschaften. Ein theatralisches Stück zeigte, wie kollektives Leben praktisch umgesetzt werden kann und spiegelte zugleich die künstlerische Ausdruckskraft der Teilnehmerinnen wider.

Plädoyer für Kontinuität

Zum Abschluss sammelten die Organisatorinnen Ideen, wie die im Camp entwickelten Diskussionen und Erfahrungen auf die lokale Ebene übertragen und in der alltäglichen Arbeit der Frauengruppen verstetigt werden können. Die große Nachfrage nach weiteren Camps wurde als klares Signal gewertet, vergleichbare Formate künftig häufiger und strukturierter anzubieten. Die Teilnehmenden werteten die Veranstaltung als wichtigen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts innerhalb der kurdischen Diaspora in Europa – gerade in einer Zeit, in der traditionelle Formen der Verbundenheit zunehmend unter Druck geraten.

 

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