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Kurdischer Roter Halbmond warnt vor humanitärer Krise in Suweida

 


Nach über 120 Tagen Belagerung warnt der Kurdische Rote Halbmond vor einer humanitären Katastrophe im drusischen Suweida. Besonders Krebspatient:innen leiden unter Medikamentenmangel. Die Organisation fordert internationalen Zugang für Hilfslieferungen.

Hilfsorganisation warnt vor Katastrophe in drusischer Provinz
 
ANF / QAMIŞLO, 23. Nov. 2025.

Der Kurdische Rote Halbmond (Heyva Sor a Kurd) hat nach mehr als 120 Tagen Belagerung vor einer schweren humanitären Krise in der drusischen Stadt Suweida im Süden Syriens gewarnt. In einer Pressekonferenz in Qamişlo berichtete die Organisation am Sonntag anhand von Zeugenaussagen über die Lage vor Ort, stellte ihre bisherigen Hilfsmaßnahmen vor und rief die internationale Gemeinschaft eindringlich dazu auf, humanitären Zugang zu ermöglichen.

„Die Lage ist katastrophal – insbesondere für Frauen, Kinder und Kranke“, sagte der Ko-Vorsitzende des Kurdischen Roten Halbmonds, Dilgeş Îsa. Seit Juli seien dutzende Dörfer im Nordwesten von Suweida Ziel von Angriffen syrischer Regierungstruppen und verbündeter Milizen geworden, bei denen zahlreiche Menschen vertrieben, medizinische Einrichtungen zerstört und Grundversorgungseinrichtungen lahmgelegt wurden.

Dilgeş Îsa

Îsa zufolge sei Heyva Sor a Kurd unmittelbar nach Beginn der Angriffe aktiv geworden und habe in Koordination mit zivilen Initiativen in Nord- und Ostsyrien Hilfskampagnen gestartet. Die Belagerung habe jedoch den Zugang massiv erschwert. „Wir haben versucht, Medikamente und Lebensmittel einzuführen, aber unsere Bemühungen sind an zahlreichen Hürden gescheitert. Sogar dem Arabischen Roten Halbmond wurde der Zugang verwehrt“, sagte Issa.

Zwar sei die Region derzeit nicht vollständig abgeriegelt, doch der Zugang funktioniere „wie zwischen zwei Staaten“, so Îsa weiter. Grundnahrungsmittel, Treibstoffe und Medikamente seien nur über private Händler zu überteuerten Preisen erhältlich. Lieferungen internationaler Hilfswerke reichten nicht aus, um den Bedarf etwa der örtlichen Bäckereien zu decken.

Besonders dramatisch sei die Lage für Krebskranke, betonte die Ko-Vorsitzende der Organisation, Hediya Abdullah. Viele Betroffene hätten den Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten verloren, nachdem Krankenhäuser zerstört wurden oder den Betrieb einstellten. Das „Amal-Zentrum für Krebserkrankungen“ in der Region versorge derzeit rund 1.500 Patient:innen – unter schwierigsten Bedingungen. „Es fehlt an Medikamenten, Geräten, Strom und Personal“, so Abdullah. Ihre Einrichtung habe mit großen Anstrengungen vereinzelt Medikamente und diagnostische Leistungen wie CT- oder MRT-Untersuchungen bereitstellen können.

Hediya Abdullah

Neben der medizinischen Hilfe leistet der Kurdische Rote Halbmond auch Unterstützung bei der Grundversorgung. So wurden laut Abdullah vier Notunterkünfte sowie vier humanitäre Küchen eingerichtet, die bis zu 1.000 Mahlzeiten täglich zubereiten. Außerdem habe man in Zusammenarbeit mit der NGO Sanad einen Solarbrunnen installiert, der rund ein Viertel des Wasserbedarfs der Stadt decken soll – ein wichtiges Projekt angesichts der anhaltenden Treibstoffkrise.

Insgesamt seien 510 Beschäftigte im lokalen Gesundheitswesen ohne Bezahlung geblieben. Um deren Einsatz weiterhin zu ermöglichen, habe der Kurdische Rote Halbmond finanzielle Anreize geschaffen. Trotz zahlreicher Hindernisse wolle man die Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen in Suweida fortsetzen, kündigte Abdullah an. „Wir hoffen, dass Stabilität zurückkehrt und die Menschen bald wieder in ihre Häuser zurückkehren können.“

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