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Gefangene in Iran verhindern Hinrichtungen

 


Im Rahmen der Kampagne „Dienstage gegen Hinrichtungen“ haben Gefangene in Iran laut Menschenrechtler:innen sechs Exekutionen verhindert. Angehörige protestierten vor dem Parlament. Seit März wurden mehr als 1.000 Exekutionen verzeichnet.

Qezel-Hesar-Gefängnis bei Karadsch
 
ANF / REDAKTION, 21. Okt. 2025.

Im Rahmen der Kampagne „Dienstage gegen Hinrichtungen“ haben Gefangene in Iran in dieser Woche nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen sechs geplante Hinrichtungen verhindert. Die koordinierte Aktion fand in der 91. Woche der landesweiten Kampagne statt, die sich gegen die systematische Anwendung der Todesstrafe in Iran richtet.

Wie die Exilorganisation Iran Freedom Network unter Berufung auf die Kampagne mitteilte, beteiligten sich Gefangene in über 50 Haftanstalten in dieser Woche an den Protesten – unter anderem im berüchtigten Gefängnis Qezel Hesar in Karadsch. Dort verweigerten Insass:innen der Abteilung 2 kollektiv die Nahrungsaufnahme und skandierten Parolen gegen die Todesstrafe. Die Hinrichtungen seien daraufhin vorerst ausgesetzt worden.

Angehörige protestieren vor Parlament

Begleitend zu den Gefängnisaktionen versammelten sich Angehörige von Inhaftierten vor dem iranischen Parlament in Teheran. Sie forderten einen sofortigen Stopp der Hinrichtungen und warfen der Justiz Willkür, Missbrauch und politische Instrumentalisierung der Todesstrafe vor.

Die Kampagne „Dienstage gegen Hinrichtungen“ wurde im Februar 2024 von politischen Gefangenen in Iran gegründet und ruft seitdem jeden Dienstag zu landesweiten Hungerstreiks und Protesten gegen die Todesstrafe auf. Auch dokumentiert sie Fälle von Hinrichtungen. Den jüngsten Angaben zufolge seien allein in der vergangenen Woche mindestens 59 Personen exekutiert worden – darunter auch zwei Frauen und ein Jugendlicher. Seit Beginn des laufenden iranischen Jahres (21. März 2025) summiert sich die Zahl laut Bericht auf mindestens 1.087 vollstreckte Todesurteile.

Appell an internationale Gemeinschaft

Die Kampagne rief erneut zur internationalen Reaktion auf: Staaten müssten den Druck auf Teheran erhöhen, diplomatische Beziehungen überdenken und gezielte Maßnahmen gegen Verantwortliche einleiten. Zudem sollten unabhängige internationale Ermittlungen zu außergerichtlichen Tötungen, Folter und Misshandlungen angestoßen werden. „Die fortgesetzte Anwendung der Todesstrafe – auch gegen politische Gefangene, Minderjährige und Angehörige ethnischer Gruppen – widerspricht internationalen Menschenrechtsstandards“, heißt es in der Erklärung der Organisation.

Iran gehört laut Amnesty International zu den Ländern mit der höchsten Zahl an Hinrichtungen weltweit. Die genaue Zahl ist schwer zu überprüfen, da viele Fälle von den Behörden nicht offiziell bestätigt werden. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) mehr als 900 Menschen exekutiert.

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