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Türkischer PKK-Kämpfer: Von der Armee zur Guerilla

 


Der HPG-Kämpfer Haki Pir spricht über seine Wurzeln in einem reaktionären Umfeld und seinen Weg über die Armee zur Guerilla. „Der wahre Feind der türkischen Identität ist die rassistische Ideologie des Türkentums“, sagt er.

Über die Armee zur Guerilla

Die PKK ist eine internationalistische Bewegung jenseits jeder ethnisierten Abgrenzung. So führt die PKK einen sozialen, antisexistischen und antirassistischen Kampf, an dem von Beginn an auch Türk:innen teilgenommen haben. Haki Karer und Kemal Pir etwa befanden sich unter den ersten Türkei-stämmigen Internationalisten in der kurdischen Befreiungsbewegung. Der Guerillakämpfer Haki Pir ist ebenfalls Türke und hat den Namen beider Revolutionäre als Kampfnamen übernommen. Aufgewachsen in einem konservativen und rechtsextremen Umfeld, wurde er Berufssoldat bei der türkischen Armee. Dort lernte er auch seine ersten kurdischen Freunde kennen. Die Diskrepanz zwischen der offiziellen Doktrin, die auch seine war, und der von ihm nun wahrgenommenen Kurdistan-Realität erzeugte erste Widersprüche mit seiner damaligen „Wirklichkeit“ und führte ihn am Ende zur PKK. „Der türkische Nationalismus ist die größte Gefahr für das türkische Volk“, sagt Haki Pir. Dies zeige sich an dem Zustand, in dem sich die türkische Gesellschaft aufgrund des Faschismus und Militarismus befindet.

Woher stammen Sie und in was für einer Gesellschaft sind Sie aufgewachsen?

Ich bin in Niğde geboren und habe dort mein ganzes Leben verbracht. Ich bin in einem konservativen und nationalistischen, von Arbeitern geprägten armen Umfeld aufgewachsen. Es handelte sich um eine nach innen gekehrte, sehr konservative Gesellschaft. Wir lebten in der Stadt, aber da auch noch eine Verbindung zum Dorf bestand, wurde ich von einer Synthese aus Stadt- und Dorfkultur geprägt. Den ersten Widerspruch meines Lebens erlebte ich zwischen Dorf und Stadt. Das Dorfleben zog mich immer an; ich nutzte jede Gelegenheit, um auch nur einen Tag länger dort zu bleiben. Alles im Dorf fühlte sich warm und aufrichtig an. Für mich war es der einzige Ort, an dem es einen kollektiven Lebensstil, Liebe zum Land und zur Natur, Arbeit, einfache Überzeugungen ohne Übertreibung und Menschen gab, die aufrichtig waren. Das Leben in der Stadt hat sich immer negativ auf mich ausgewirkt, ich hatte Schwierigkeiten, mich anzupassen. Die Gesetze der Moral und der Freiheit, die auf dem Dorf galten, funktionierten in der Stadt nicht. Ich empfand die Stadt als ein Monster, das die Menschen verängstigt, verrückt macht, gefangen hält und in die Hilflosigkeit drängt. Da ich keine andere Wahl hatte, war ich gezwungen, die Stadt zu ertragen, und bewegte mich auf die Urbanisierung zu – das heißt darauf, ein Monster zu werden. Um das vom Kapitalismus versprochene schöne Leben zu erreichen, wollte ich überall der Beste sein. Ich lebte diesen Kreislauf, indem ich mich religiösen Orden anschloss, um der beste Muslim zu sein, den Idealistenvereinen [Graue Wölfe] zuwandte, um der beste Türke zu sein, in der Fabrik mit dem Ziel arbeitete, der beste Arbeiter zu sein, Regeln brach, um der beste Freund zu sein, und Prüfungen machte, um der beste Schüler zu sein. Selbst jetzt weiß ich nicht genau, in welche Kategorie ich meine Überzeugungen und soziale Kulturpraxis, mich selbst, meine Familie und meine Umgebung einordnen und wonach ich sie bestimmen soll. Religion und Nationalbewusstsein sind so übertrieben und korrumpiert worden, dass es innerhalb des gegenwärtigen Systems nicht mehr als ein Traum sein kann, die Wahrheit darüber zu suchen und zu leben.

Welche Gefühle hatten Sie gegenüber dem kurdischen Volk, als Sie in diesem System steckten?

Das Wort, das uns in unserer Kindheit am meisten Angst machte, war „Zigeuner“. Uns wurde immer wieder erzählt, wer die „Zigeuner“ waren, wie sie reisten, wie sie stahlen und Kinder entführten. Wir lehnten sie als Gesellschaft in organisierter Form ab, und es gab viele Gespräche, die mit „die Kurden und Armenier“ begannen. Sie alle wurden in einer Rhetorik des Hasses und der Verachtung geführt. Die ersten Schimpfwörter, die wir lernten, waren immer gegen sie gerichtet. Das war für uns wie ein Spiel: Wer flucht, bekommt Süßigkeiten, Schokolade oder eine Belohnung. Wir mochten die „Zigeuner“ nicht, wir haben sie aus der Nachbarschaft verjagt, aber wir haben sie nicht beschimpft. Uns wurde eingeredet, dass Kurden und Armenier, von denen wir nicht einmal wussten, dass sie ein Volk waren, die wir nie gesehen hatten, schlimmer waren als „Zigeuner“. Als ich sieben oder acht Jahre alt war, traf ich zum ersten Mal eine kurdische Familie, die vor einer Blutfehde geflohen war und in unsere Nachbarschaft ziehen musste, um ihre Spuren zu verwischen. Noch bevor sie ihre Habseligkeiten aus dem Lastwagen ausluden, wurde die ganze Nachbarschaft, ob jung ob alt, unruhig. Alle wollten, dass sie gehen, aber sie mussten bleiben, und sie blieben, riskierten alles, gaben ihre Identität auf. Auch wenn sie nicht sagten „Ich bin Kurde“, fühlte sich niemand in der Nachbarschaft wohl. Selbst der Mann, der ihnen sein Haus vermietet hatte, wurde bedroht und geschlagen. Sie wurden ständig ausgegrenzt und gedemütigt. Die häufigsten Ausdrücke, an die ich mich erinnere, waren auswendig gelernte Phrasen wie „Mörder, Separatisten, Verräter, Nachkommen von Ungläubigen“, und sie galten für jeden Kurden. Natürlich gab es prominente Redeführer, die dies alles organisierten und die Nachbarschaft aufhetzten. Das Tragische daran war, dass diese Leute selbst keine Türken waren, sie waren Albaner und Muhajir [Nachkommen muslimischer Migrant:innen aus der Zeit des Osmanischen Reiches]. Unsere Beziehungen zu den Muhajir und Albanern waren sehr eng; sie waren aufrichtig, ehrlich und verantwortungsbewusst. Doch die „Türkentumskrankheit“ ließ sie ihre eigene Kultur vergessen und sie mussten im Namen der Türken Verhaltensweisen an den Tag legen, die des Wesens der türkischen Kultur unwürdig waren. Der größte Feind der Türken ist das Türkentum, das von seinem Wesen getrennt und an einem Tisch durch die Entstellung des Originals kreiert worden ist.

Wie wurde das kurdische Volk in diesem Zusammenhang betrachtet?

Nach all den Geschehnissen, als wir erfuhren, dass es ein Volk gab und dass es im Osten lebte, waren wir der Meinung, dass das kurdische Volk rückständig, wild und barbarisch war, dass es von unseren globalen Feinden leicht getäuscht werden konnte, weil es unwissend war, dass es aus Rebellen bestand, die sich stets auflehnten, um den Staat zu stürzen, und dass man diesem Volk niemals trauen konnte. Die ethnische und kulturelle Existenz des kurdischen Volkes war wie eine Bombe, die zu explodieren drohte und sowohl unsere religiöse als auch unsere nationale Integrität bedrohte. Sie wurden als der Buckel auf dem Rücken der Türkei interpretiert, der sie daran hinderte, sich zu erheben. Manche sagten: „Die Kurden sind die Schlangen, die wir in unserem Schoß nähren“. Der Anachronismus ihrer Traditionen, Bräuche und Stammesorganisation wurde als ein Problem angesehen, das es zu überwinden galt. Die Kurden wurden geduldet, weil sie billige Arbeitskräfte waren und ihre Arbeit mit hoher Produktivität erledigten. Da diese Situation zu einem ständigen Wettbewerb zwischen türkischen und kurdischen Arbeitern führte, wurden sie von der Arbeiterklasse ausgegrenzt und von den Unternehmern missbraucht. Heute wird das gleiche Problem den arabischen und afghanischen Migranten aufgezwungen. Auf der einen Seite stehen die ausgebeuteten und assimilierten Völker, auf der anderen Seite der Staat, der Sicherheitsbedenken als populistisches politisches Material und Druckmittel einsetzt.

Wie war Ihre Einstellung gegenüber dem kurdischen Volk und der PKK während Ihrer Zeit als türkischer Soldat, und was war der Grund, der Sie dazu bewegte mit all dem zu brechen und sich der PKK anzuschließen?

Der Leitsatz „Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet“ wurde uns praktisch in die Wiege gelegt, und für den Staat ist jedes Kind ein Same. Der Staat pflanzt diesen Samen im Alter von vier bis fünf Jahren in den Kindergarten. Er tut alles, was nötig ist, damit er ihm entsprechend aufwächst. Er gießt, düngt, hackt und beschneidet ihn ständig, bis er Früchte trägt. Eine dieser Früchte ist der Militärdienst. Meine Feindseligkeit gegenüber dem kurdischen Volk und der PKK, die schon in meiner Kindheit begann, wuchs mit jedem Jahr. Der Militärdienst war der Höhepunkt meines Hasses auf das kurdische Volk. Ich dachte immer, dass ich die Chance haben würde, meinen Feinden, die ich jahrelang gehasst hatte, gegenüberzutreten und mich zu rächen.

Während des Militärdienstes lernte ich meine ersten kurdischen Freunde kennen. Es entstand bald eine tiefe Beziehung zu ihnen. Der Prozess des Kennenlernens des kurdischen Volkes, begann mit ihnen und dauerte bis 2014. Mit jedem Kurden, den ich traf, wurde mir klar, dass das, was man uns in der Vergangenheit erzählt hatte, Lüge war. Es dauerte sechs bis sieben Jahre, bis sich das in meinem Kopf eingeprägte Profil des „bösen Kurden“ änderte und ich das kurdische Volk in Wirklichkeit kennenlernte.

Weder in Adıyaman noch in Dersim konnte ich die Dinge verwirklichen, von denen ich während meines Militärdienstes geträumt hatte. Ich konnte mich nicht an das zentralisierte, hierarchische System des Staates anpassen. Meine Widersprüche, die in der Armee begonnen hatten, vervielfachten sich. Sowohl die Ungerechtigkeiten innerhalb der Armee als auch die Ungerechtigkeiten gegenüber der Gesellschaft erreichten ein Ausmaß, das nicht mehr ignoriert werden konnte. Ich war zwischen Pflicht und Gewissen zerrissen. Nach einigem Hin und Her beschloss ich, die Armee zu verlassen, was mit einer einjährigen Gefängnisstrafe wegen Vertragsbruchs belohnt wurde. Das Gefängnis war für mich der Beginn der Aufklärung, und ich begann, besser zwischen weiß und schwarz zu unterscheiden. Ich erkannte die Ungleichheit schon als Kind, wurde während meines Militärdienstes Zeuge von Ungerechtigkeit und verstand die Unfreiheit, die daraus resultierte, dass ich demgegenüber schwieg. Ich wurde aus dem Gefängnis entlassen und war mit dem Wunsch erfüllt Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu erreichen. Fünf Jahre lang konnte ich jedoch nicht herausfinden, wo und mit welchem Kampf ich die gesellschaftlichen Werte, an die ich glaubte, verteidigen konnte. Während dieser Zeit der passiven Suche begann ich in einem Viertel zu leben, in dem das kurdische Volk in der Mehrheit war, aber immer noch unterdrückt wurde. Gemeinsam mit ihnen hatte ich die Gelegenheit, das kurdische Volk, die Kultur Kurdistans und die Freiheitsbewegung PKK aus nächster Nähe kennen zu lernen. Als ich 2013 die Newroz-Botschaft von Rêber Apo (Abdullah Öcalan) hörte, stellte ich mir eine so schöne Türkei vor, dass ich für einige Minuten davon träumte. Die Botschaft von Demokratie, Gleichheit, Frieden und Geschwisterlichkeit war sehr stark und aufrichtig. Mit diesem Ereignis öffneten sich die meine Augen und ich begann, in die Ferne zu blicken. Ich begann auf den Horizont zuzugehen, wo meiner Meinung nach die Wahrheit liegt. Meine Orientierung, die nun als Wechsel von einer Seite der Front zur anderen erscheint, ist im Wesentlichen ein Ergebnis des Engagements für Grundsätze und Ziele. Die erste Front, an der ich für ein sicheres Zusammenleben der Völker in Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand kämpfte, gab mir nicht die Möglichkeit, diese Ziele zu verwirklichen, sondern stieß mich im Gegenteil weiter davon ab. Ich hatte das Gefühl, die Ziele durch die PKK erreichen zu können. Daran glaube ich heute mehr denn je.

Wie sind Sie zu einer solch revolutionären Idee und Praxis gekommen?

Viele Wassertropfen fielen in das Glas, aber der Tropfen, der es füllte, war der Kampf der PKK gegen den IS und das dahinter stehende Denken. Ich gedenke mit Respekt und Dankbarkeit all der Gefallenen der Revolution, die für die Befreiung Rojavas gesorgt haben, und ich verspreche, dass wir ihren Kampf für die Menschlichkeit immer lebendig halten werden. Jeder hat diesen Krieg aufmerksam verfolgt. Als Reaktion auf die Faschisten, die den IS in diesem Krieg unterstützen, und auf diejenigen, die sagen, dass sie das kurdische Volk und die PKK unterstützen, aber nicht zur Demokratie beitragen, habe ich beschlossen, mich auf der Suche nach einem richtigen Leben den Reihen der PKK anzuschließen.

Wie sehen Sie das Leben im System und das Leben innerhalb der PKK?

Vor Jahren gab es einen Satz in der türkischen Fernsehserie „Tal der Wölfe“: „Der Tod ist nichts anderes als der Tod, meine Rose, ich habe riskiert, für dich zu leben.“ Es mag wie ein Witz klingen, aber dieser Satz war damals unsere gesellschaftliche Realität. Die Wahl zwischen dem Bemühen, sich mutig und furchtlos zu zeigen, indem man den Tod vereinfacht und verharmlost, und einem Leben voller Leiden, in dem das Leben zur Qual und zur Folter wird... Beide Entscheidungen sind Ausdruck von Armut, Lieblosigkeit und Erschöpfung. Früher waren wir stolz auf diese Phrase, die keine sozialen, moralischen und menschlichen Werte enthält, und es gibt immer noch viele, die stolz darauf sind.

In der PKK lernte ich Kemal Pir und seinen Kampf kennen. Alles, was er für das Leben und den Kampf tat, wurde zu unseren Prinzipien. Mit seinen Worten „Wir lieben das Leben so sehr, dass wir bereit sind, dafür zu sterben“ weiß jeder, der ein wenig Moral und Gewissenhaftigkeit besitzt, wie man lebt. Ein Leben ohne wahre Liebe, Sehnsucht, Hoffnung, Trauer und Frieden kann weder ausgeglichen noch befreit werden. Es ist eine Tugend, gegen diejenigen zu leben, die geschworen haben, die sozialen Werte und die Menschlichkeit zu zerstören, sich niemals zu beugen, um nichts zu bitten und davon überzeugt zu sein, zu siegen. Für den Frieden zu leben und alle Kriege für den Frieden auf sich zu nehmen.

Für ein solches sinnerfülltes und würdiges Leben haben die PKK-Kämpferinnen und Kämpfer auf Geld, Besitz, Karriere, Familie, Vergnügen, Egoismus, Egozentrik, kurz gesagt, auf alle Verpflichtungen verzichtet, durch die das System das Leben für die Gesellschaft unerträglich gemacht hat. Indem sie all dies aufgaben, lernten sie, was niemals aufgegeben werden darf: Freiheit, Würde, die eigene Kultur, die Gesellschaft und die Menschlichkeit...

Was möchten Sie als PKK-Kämpfer mit türkischer Identität angesichts der seit mehr als vier Jahren vom türkischen Staat durchgeführten Besatzungsangriffe in Südkurdistan sagen?

Die Tatsache, dass der Krieg, in dessen Zentrum das Foltersystem von Imrali steht und der seit vielen Jahren andauert, in Form von Besatzungs- und Annexionsangriffen fortgesetzt wird, ist ein Hinweis auf eine große Zerstörung nicht nur in der Türkei und im Nahen Osten, sondern auch in einem universellen Sinne. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass alle internationalen Organisationen und Abkommen nicht dazu da sind, den Willen der Völker zu schützen, sondern um das Überleben der Machtmonopole zu sichern. Dieser Krieg, der gegen den Willen des kurdischen und arabischen Volkes geführt wird, ist ein ethnischer, politischer und kultureller Völkermord. Der Krieg, der mit Geheimverhandlungen und Massakern geführt wird, wird auch eine große materielle und moralische Zerstörung über die Völker der Türkei bringen. Man muss begreifen, dass der Name der Türkei und des Türkentums nur Fassade für diesen Krieg ist.

Das „unendlich wertvolle Türkentum“, das von der Elite im Sinne ihrer Eigeninteressen und den Interessen ihrer Partner im Ausland durch Machtergreifung geschaffen wird, ist eine Beleidigung für das alte türkische Volk und seine Kultur. Das Türkentum wird als Mittel zum Verzicht auf menschliche und moralische Tugenden benutzt. Der Preis für den Versuch, durch Zerstörung zu existieren, besteht leider in der Verleugnung der eigenen Existenz. Unsere eigene Kultur ist heute ein Museumsstück. Insbesondere in jüngster Zeit hat das faschistische AKP/MHP-Regime mit seiner türkisch-islamischen Synthese alle staatlichen Institutionen zu kriminellen Organisationen gemacht und die Republik Türkei zu einem Zentrum für Menschheitsverbrechen. Die Verbrechen, die die türkische Regierung begangen hat, wurden hunderte Male bewiesen und ans Licht gebracht; jeder weiß das. Die Tatsache, dass der Palast im Namen des türkischen Volkes alle möglichen Kriege führt, um seinen Glanz zu bewahren, ist eine beschämende Situation für das türkische Volk, das nicht auf das falsche Spiel mit einer angeblichen Umma und dem Türkentum hereingefallen ist und seine ursprüngliche Kultur nicht verleugnet hat. Mit diesen Besatzungs- und Annexionsangriffe haben die Völker der Türkei nichts zu gewinnen. Das Regime versucht seine faschistische Scharia-Ideologie seinen Nachbarn aufzuzwingen, es führt einen Krieg führen, der auf Profit und Machterhalt ausgerichtet ist. Dort, wo das Massaker nicht vollendet ist, führt das Regime alle militärischen und administrativen Ressourcen der Türkei ins Feld, um Besatzung und schließlich Annexion umzusetzen. Das einzige Hindernis für die Ausbreitung dieser unmenschlichen, blutigen Ideologie sind das kurdische Volk und die Freiheitskämpfer der PKK. Es ist nicht nur das kurdische Volk und dessen Werte, die hier verteidigt werden. Es ist der Kampf der Menschheit, aller Völker, Glaubensrichtungen und gesellschaftlichen Werte gegen das natur-, frauen- und moralverachtende Staatssystem.

Wie wirkt sich dieser Krieg auf die wirtschaftliche, soziologische und psychologische Situation der türkischen Bevölkerung aus?

Die Ursache aller Probleme innerhalb der Grenzen der Türkei ist das Beharren auf der Fortsetzung dieses völkermörderischen Krieges. Dieser Krieg, der keinen anderen Grund als ideologische Expansion und politische Interessen hat, ist nicht Ausdruck des Überlebenskampfes der Türkei, sondern des faschistischen AKP/MHP-Regimes. Es verwendet alle materiellen und moralischen Ressourcen der Türkei auf diesen Krieg. Die Völker der Türkei leben seit Jahren in Angst und Schrecken, nicht das Ergebnis des Krieges ist die Ursache. Der Hauptzweck der Regierung, die ständig planmäßig Chaos produziert, besteht darin, alle möglichen Ressourcen in den Krieg zu leiten, Legitimität zu schaffen und eine „Heimatfrage“ zu generieren, um so die wirklichen Probleme des Volkes zu verdrängen. Das faschistische Bündnis, das stände die Lüge vom Verlust des Landes verbreitet, hat nichts anderes als Sicherheitspolitik zu bieten. Wenn man konsumiert, ohne zu produzieren, führt das unweigerlich zum Ende. Alle in der Türkei durchgeführten Untersuchungen und Statistiken zeigen, dass das Volk in jeder Hinsicht einen Zusammenbruch erlebt. In meinen Augen sind Mütter und Väter, die ihr Milchgeld für den Krieg verschenken und sagen: „Mein Kind kann auch ohne Milch aufwachsen“, verfluchte Menschen, die ihre Heiligkeit verloren haben. Dass diejenigen, die Kaviar essen, vom Schutz des Landes sprechen ist eine Verleugnung der Republik, die durch das Essen von trockenem Brot geschaffen wurde.

Was braucht das türkische Volk, um seine Lebensbedingungen zu verbessern? Was können Sie als PKK-Kämpfer und Türke ihrem Volk mitteilen?

Die Errichtung des von Rêber Apo aufgebauten demokratischen Modells auf der Grundlage des Paradigmas des freien Lebens und der freien Gesellschaft ist die einzige und dauerhafte Lösung. Jeder Versuch, eine andere Lösung als diese zu finden, wird in Chaos und Krieg enden. Erdoğans Sultanat und der Versuch der Opposition, ein parlamentarisches System einzuführen, sind ein Teufelskreis und eine undemokratische Suche nach einer Lösung.

Solange der Lebensstandard von der Politik der herrschenden Partei, die den Staat bildet, bestimmt wird, werden in diesen so genannten Entwicklungsländern nur der Staat und das staatsnahe Kapital gedeihen. Die demokratische Moderne ist eine metapolitische, gesellschaftliche Formation ohne parteipolitische Ausrichtung und erfordert eine möglichst breite Beteiligung und Vertretung. Jede Gesellschaft ohne moralische und politische Werte braucht chauvinistische, arrogante und autoritäre politische Figuren. Die heutigen unmoralischen und unpolitischen politischen Kämpfe erschöpfen die Türkei und zehren sie jeden Tag mehr aus. Der unter dem Namen der Normalisierung eingeleitete Prozess war eine Pause für politische Manöver und taktische Entwicklungen. Eine wirkliche Normalisierung kann nur durch einen organisierten und aktiven, vom Volk initiierten Kampf erreicht werden. In der Türkei gibt es immer noch Dynamiken, die diesen Kampf in Gang setzen können. Wir befinden uns in einer Periode, in der ein Kampf geführt werden muss, der eine Vielzahl von Gruppen wie Frauen, Umweltaktivisten, Arbeiter, Werktätige, Rentner, Jugendliche, Beamte und Arbeitslose zusammenführt. Die gemeinsame Forderung all dieser Gruppen ist ein gleichberechtigtes, gerechtes und freies Leben.

Es gab viele wertvolle Söhne und Töchter dieses Volkes, die für ein freies Leben eintraten. In diesem Sinne ist Kemal Pir immer einer derjenigen, die die Fackel an vorderster Front halten. Kemal Pir hat große Anstrengungen für die Linie und den Kampf der PKK unternommen. Er repräsentiert die starke Praxis, die Rêber Apo hervorgebracht hat. Mit seiner sozialistischen und revolutionären Persönlichkeit, die den türkischen Nationalismus ablehnt und die Entwicklung des kurdischen Nationalismus verhindert, ist er der Träger eines Kampfes, den alle türkischen Jugendlichen anerkennen müssen.

„Es genügte mir nicht, die Welt zu erkennen und zu kennen, ich musste sie verändern, ich musste für ihre Veränderung kämpfen“, sagte er und schwieg nicht gegen die ungerechte und entstellte Ordnung um ihn herum. Es gehörte zu seinem Lebensstil, nicht tatenlos zuzusehen, wie moralische und menschliche soziale Werte vor seinen Augen verschwanden. Er sah die Zukunft der Türkei in der Freiheitsbewegung PKK und kämpfte im festen Glauben an sie. Er liebte sein Heimatland zu sehr, um es einer Handvoll elitärer, chauvinistischer, eigennütziger Faschisten zu überlassen, und widmete sein ganzes Leben der Schaffung eines gleichberechtigten und freien Lebens, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. In den Kerkern von Amed lehnte er, indem er bis zum letzten Atemzug Widerstand leistete, die Zumutungen eines sklavischen, unterwürfigen und feigen Lebens ab, und sagte: „Wir lieben das Leben so sehr, dass wir bereit sind, dafür zu sterben“. Kemal Pir ist eine Quelle der Inspiration für all diejenigen, die von einer völlig unabhängigen, gleichberechtigten, freien und demokratischen Türkei mit all den Werten träumen, die er mit seinem Leben und seinem Kampf geschaffen hat.

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