Iran: Frauenrechtlerinnen verhindern Abschiebung einer afghanischen Studentin

 


Dank des Einsatzes von Frauenrechtsaktivist*innen wurde die Abschiebung der afghanischen Studentin Kobra Gholami aus dem Iran gestoppt. Gholami, Forscherin und Studentin an der Al-Zahra-Universität, sollte wegen Nichteinhaltung des Hijab-Gesetzes nach Afghanistan abgeschoben werden. Laut der Tageszeitung Shargh wurde Gholami nach mehreren Verwarnungen zur Einhaltung des Hijab-Gesetzes zur Ausländerbehörde vorgeladen, wo ihr Reisepass beschlagnahmt wurde. Die genaue Art der Verwarnungen – ob per SMS oder auf andere Weise – bleibt unklar. Kobra Gholami, die an der Al-Zahra-Universität zum Thema „Identitätsbildung von weiblichen Migrantinnen“ forscht, lebt seit ihrem vierten Lebensjahr, also seit über 27 Jahren, im Iran.

Nachdem ihr Pass beschlagnahmt worden war, wurde sie ohne Angabe von Gründen festgenommen und sollte abgeschoben werden. Berichten zufolge war sie bereits ins Flüchtlingslager Khak Sefid in der Nähe der Großstadt Maschhad im Osten des Irans gebracht worden. Die Nachricht ihrer Festnahme und geplanten Abschiebung aufgrund des Hijab-Verstoßes stieß auf breite Kritik von zivilgesellschaftlichen und Menschenrechtsaktivist*innen. Sie verwiesen auf die unsicheren Bedingungen in Afghanistan und äußerten große Sorge um Gholamis Leben und Gesundheit. Gholamis Freund*innen und Unterstützer*innen äußerten in den sozialen Medien große Besorgnis über ihre Sicherheit und forderten mit dem Hashtag „Lasst Kobra zurückkehren“, ihre Abschiebung zu stoppen.

Eine Freundin und Journalistin berichtete, dass sie seit Bekanntwerden der Nachricht versuchten, Kontakt mit den Behörden in der Provinz Khorasan, der Flüchtlingsbehörde und der Ausländerbehörde aufzunehmen. Zivilgesellschaftliche Organisationen, in denen Gholami aktiv ist, wandten sich ebenfalls schriftlich an staatliche Stellen, um ihre Abschiebung zu verhindern. Ein Rechtsanwalt in Teheran fragte auf der sozialen Plattform X (vormals Twitter): „Auf welcher gesetzlichen Grundlage wird das Nichttragen des Hijabs mit erzwungener Abschiebung bestraft? Und das ohne Gerichtsverfahren und das Recht auf einen Anwalt?“

Am Sonntag, den 4. August, teilten mehrere Journalistinnen und Frauenrechtsaktivistinnen mit, dass Gholami nach intensiven Bemühungen am Nachmittag ihrer Familie in Iran übergeben worden sei. Normalerweise schiebt die iranische Regierung afghanische Frauen nicht ab. Frauenrechtsaktivistinnen sehen in dem Versuch, Gholami wegen eines Hijab-Verstoßes abzuschieben, ein Zeichen für die Härte und Gewaltbereitschaft der iranischen Regierung, das obligatorische Hijab-Gesetz durchzusetzen, das seit den Protesten der „Frau-Leben-Freiheit“-Bewegung vor etwa zwei Jahren immer wieder herausgefordert wird.

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