Lehrer:innen in Rojava: Der türkische Staat kann unsere Träume nicht zerstören
Trotz aller türkischer Angriffe geben die Menschen in Rojava ihren Kampf um ein selbstbestimmtes Leben nicht auf. Lehrer:innen in Amûdê beschreiben Schule in Rojava als ein Projekt des Lernens und der Bildung demokratischer Identitäten.
Während die Türkei wie auch die Arabische Republik Syrien dem strukturellen Monismus, dem Konzept, es dürfe nur eine Identität und eine Sprache und eine unteilbare Nation geben, nachgehen, wird in Rojava das Mosaik der Identitäten des Nahen Ostens frei gelebt. Unter ständigen Angriffen des türkischen Staates findet Unterricht in der Muttersprache statt. Kinder werden auf Kurdisch, Arabisch oder Aramäisch unterrichtet und lernen die anderen Sprachen als Zweit- oder Drittsprachen. Gleichzeitig wird auf der Grundlage eines frauenbefreienden, radikaldemokratischen und ökologischen Paradigmas gelehrt. Dieses System demokratischer Schule befindet sich weiterhin im Aufbau, da auch mit der autoritären Pädagogik des Assad-Regimes gebrochen werden soll. Am 18. November haben die Fakultäten für Sport, Mathematik, Physik, Chemie und Naturwissenschaften in Qamişlo ihre ersten Absolvent:innen verabschiedet.
Kritik und Selbstkritik als Methode an der Schule
Ehmed Majd Ismail, Ko-Vorsitzender der Bildungskommission von Amûdê, berichtete gegenüber ANF über die Entwicklungen im Lehrsystem. Er betonte, dass nach dem Abschluss nun 26 diplomierte Lehrkräfte den Unterricht aufgenommen hätten und sagte: „Unsere diplomierten Lehrkräfte haben ihre Arbeit in den Schulen von Amûdê und seinen Dörfern aufgenommen. Vor Beginn des neuen Jahres werden die neuen Lehrkräfte eine Schulung erhalten, auf der Pädagogik, Kommunikation, Kritik und Selbstkritik, die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie die Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer besprochen werden.“ Kritik und Selbstkritik ist eines der zentralen Prinzipien in Rojava, auf dem sowohl die gesellschaftliche als auch die individuelle Entwicklung beruht.
„Vergessen ist Verrat“
Maya Derwîş Mihemed, Lehrerin an der Ehmedê Xanî-Grundschule, spricht über die permanenten Angriffe des türkischen Staates auf die Region. Dies liege daran, dass die Menschen hier das Projekt der Demokratischen Nation des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan umsetzten. Sie sagte: „Der Feind wird unsere Träume nicht zerstören können, komme was wolle. Wir haben Tausende von Gefallenen hier geopfert, um auf unserem eigenen Land demokratisch und frei zu leben. Wir werden den Kampf unserer Gefallenen niemals vergessen. Denn Rêber Apo [Abdullah Öcalan] sagt immer: ‚Vergessen ist Verrat‘. Bildung in der Muttersprache ist für uns sehr wichtig. In den Schulen der Regierung in Damaskus gab es viel physische und psychische Gewalt. Heute, in den Schulen der Selbstverwaltung, begegnet jede Lehrkraft den Schüler:innen mit Liebe. Jedes Kind braucht Liebe. Die Liebe erhält die Kinder. Als Lehrkräfte ist es unsere Pflicht, die Gleichstellung der Kinder zu fördern.“
Zeyneb Yûnis Umer, Arabischlehrerin an der Ehmedê Xanî-Grundschule, wies auf die Bedeutung des Unterrichts in der Muttersprache hin. Yûnis erklärte, dass der Unterricht in der Muttersprache ein heiliges Recht sei, und setzte ihre Rede mit den folgenden Worten fort: „Wir arbeiten zusammen mit kurdischen Organisationen für ein gemeinsames und gleichberechtigtes Leben. Der türkische Staat greift uns seit Jahren an, um diese Einheit zu beenden. Aber wir sind mit unserem Land verbunden. Ganz gleich, was der Feind tut, wir werden unser Land nicht aufgeben. Wir werden dem Weg unserer Gefallenen folgen, denn dank ihrer haben wir dieses Niveau erreicht. Wir glauben, dass diese Schüler:innen, die in ihrer Muttersprache unterrichtet werden, unsere Zukunft bereichern. Heute arbeiten Frauen in vielen Bereichen. Aber wir kämpfen weiterhin mit größter Kraftanstrengung, um sicherzustellen, dass es keine einzige unterdrückte Frau in der Gesellschaft gibt. Das ist unser Ziel.“
Der Lehrer für Naturwissenschaften an der Grundschule, Dilovan Luqman Kêfo, sprach über die großen Bemühungen um den muttersprachlichen Unterricht und sagte: „Wir erziehen neue Generationen mit dem Bewusstsein der demokratischen Nation. Der Feind greift uns schon seit Jahren an. Aber diese Angriffe werden uns nicht abschrecken. Wir versprechen unserem Volk noch einmal, dass wir nicht von unserer Sache ablassen werden.“
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