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Erdbebenopfer in Samandağ verlangen Rechenschaft


In der massiv vom Erdbeben zerstörten Stadt Samandağ gingen Erdbebenopfer auf die Straße und verlangten Rechenschaft für das verheerende Krisenmanagement des Regimes.

Zwei Monate sind seit dem verheerenden Erdbeben in Nordkurdistan, Rojava, der Türkei und Syrien vergangen. Noch immer liegen Tote unter den Trümmern, noch immer haben viele Menschen nicht einmal Zelte. Die Wut wächst. In Samandağ in der Provinz Hatay gingen am Donnerstag Erdbebenopfer gemeinsam mit linken Parteien und Gewerkschaften auf die Straße.

Wir werden diese Stadt mit Ziegeln der Liebe wieder aufbauen“

Unter den Protestierenden befanden sich viele Erdbebenüberlebende, es nahmen auch Canan Yüce, Ko-Vorsitzende der Partei der Sozialistischen Wiedergründung (SKYP), Şükran Kablan Yeşil, Ko-Vorsitzende der Konföderation der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes (KESK), und Vertreter:innen demokratischer Massenorganisationen an der Demonstration teil. Der von Erdbebenopfern organisierten Demonstrationszug wurde von Vertreter:innen der Erdbebensolidarität von Hatay angeführt und zog unter der Parole „Wir werden diese Stadt mit Ziegeln der Liebe wieder aufbauen“ durch die Straßen.

Klagen und Trauer für die Getöteten

Die unzähligen Erdbebentoten waren auf der Demonstration die ganze Zeit präsent. Die Menschen trugen Basilikumzweige und rote Nelken für die Toten. In Parolen wie „Ein organisiertes Volk lässt sich nicht besiegen“ zeigte sich ihre Entschlossenheit, während in Sprechchören wie „Nicht das Erdbeben, sondern Vernachlässigung tötet“ die ganze Wut der Menschen deutlich wurde.

Wir werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen“

Nach einer Schweigeminute zum Gedenken an die Todesopfer ergriff Cansel Arslan von der Erdbebensolidarität Hatay das Wort. Arslan sagte: „Es ist nicht das Erdbeben, das uns zerstört hat, sondern die Verantwortungslosigkeit. Das Ausbleiben von Hilfe, selbst 48 Stunden nach dem Erdbeben, hat getötet. Es ist diese mangelnde Hilfe, die unsere Familienmitglieder unter den Trümmern umkommen ließ. Was uns zerstört, ist, dass wir nicht einmal die Leichen unserer Angehörigen erreichen können. Wir werden nicht schweigen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.“



Teilt unseren Schmerz“

Arslan unterstrich, dass die Versorgung der Menschen auch nach zwei Monaten nicht abgedeckt ist, und sagte: „Wir heißen alle Menschen in Hatay willkommen, unseren Schmerz zu teilen und am kommenden Zuckerfest einen bitteren Kaffee zu trinken. Lasst uns diesen Feiertag gemeinsam begrüßen.“

Schutt muss weggeräumt werden – Gesundheitsgefahren durch Asbestablagerung

Anschließend ergriff Levent Büyükbozkırlı von der Koalition für Klimagerechtigkeit das Wort und wies auf die Schutthalden und die Gefahr des Asbestes in den Trümmern hin. Büyükbozkırlı sagte: „Der Schutt sollte kontrolliert entfernt werden. Antakya gehört den Menschen von Antakya, Samandağ gehört den Menschen von Samandağ. Deshalb sollten die Menschen hier entscheiden, wie der Schutt entfernt wird und wo er abgeladen wird.“ Das Abladen des oft asbestverseuchten Schutts nahe Wohngebieten führt bereits jetzt zu Atemwegsbeschwerden. Mediziner:innen warnen zudem vor einer Zunahme von Krebserkrankungen.

Mehmet Ali Ergin, ein Überlebender des Erdbebens aus dem Viertel Yeşilköy, in dem Trümmer abgeladen wurde, protestierte gegen die Schuttablagerung und kritisierte den Staat: „Der Staat war am ersten Tag nicht da und auch am sechzigsten Tag nicht. Wir werden nicht schweigen.“

Nicht Gedenken, sondern Rechenschaft verlangen“

Zuletzt ergriff die Ko-Vorsitzende des Gewerkschaftsbunds KESK, Şükran Kablan Yeşil, das Wort und erklärte, dass der Schmerz und die Wut auch am 60. Tag nach dem Erdbeben noch lebendig seien: „Es gibt hier Menschen, die sich solidarisch zeigen, die selbst nur einen Schluck Wasser und einen Bissen Essen haben, aber der Staat ist hier nicht. Die Regierung versucht, das Leben der Menschen unter den Trümmern zu begraben. Wir sehen diese Demonstration nicht als Gedenken an die Toten des Erdbebens, sondern als Aufforderung an die Regierung, die das Erdbeben in ein Massaker verwandelt hat, Rechenschaft abzulegen. Wir sind hier und wir werden weiterhin hier sein.“

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