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Rojava: Armenische Sprache und Kultur blühen auf


Mit Unterstützung der Selbstverwaltung blüht die armenische Kultur in Nord- und Ostsyrien auf. Entgegen jahrelanger Assimilationspolitik wird nun wieder die armenische Sprache gelehrt.

In Nord- und Ostsyrien organisieren sich alle Identitäten basisdemokratisch selbst. Auf diese Weise sollen sich alle Menschen mit ihren Kulturen, Identitäten und Weltanschauungen selbst direkt repräsentieren. Dabei spielt der Kampf gegen die Folgen der panarabistischen Assimilationspolitik durch die baathistischen Regime eine wichtige Rolle. Auch die armenische Bevölkerung, von der große Teile seit dem osmanischen Genozid von 1915 dort leben, ist schwer von der Assimilationspolitik durch das Regime betroffen gewesen und baut nun Schritt für Schritt ihre Selbstorganisierung auf.

Armenische Sprache und Kulturkurse

Im Juni wurden vom Armenischen Volksrat von Nord- und Ostsyrien die ersten offiziellen Muttersprachkurse gestartet. Die Kurse dauern drei Monate und es wird vier Stunden täglich unterrichtet. An einem Kurs nehmen 25 Personen teil. Diese Kurse sollen sowohl die armenische Sprache als auch die Kultur beleben und stellen einen Meilenstein dar.

Armenisch zu lernen, ist für mich von unglaublicher Bedeutung“


Die Nachrichtenagentur ANHA sprach mit einigen Teilnehmer:innen der Kurse. Patil Girigor unterstreicht die Bedeutung des Sprachkurses und sagt: „Diese Kurse sind unabdingbar für die Wiederbelebung und Erhaltung der armenischen Kultur. Vor allem, wenn man bedenkt, dass uns dies in den vorherigen Systemen vorenthalten wurde. Dieser Kurs ist von unglaublicher Bedeutung für uns, um uns in die Lage zu versetzen, unsere Sprache wie andere Gruppen sprechen zu können.“

Geraubte Sprache zurückgewinnen“


Hayik Sosiyan drückt seine Freude über diese Gelegenheit aus und sagt: „Es ist das erste Mal, dass wir einen armenischen Sprachkurs besuchen können. Dies gibt uns dank der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien die Möglichkeit, unsere geraubte Sprache zu lernen.“

Sosiyan weist darauf hin, dass die armenische Kultur und Sprache 1915 aufgrund des vom osmanischen Staat begangenen Völkermords und der rassistischen Politik gegen die Armenier:innen in Syrien verschwunden sei. Nun werde dieser Kultur neues Leben eingehaucht.

1915 begann Aghet – der Genozid an der armenischen Bevölkerung. Millionen von Armenier:innen wurden vom osmanischen Regime mit Unterstützung des Deutschen Reichs ermordet. Viele Armenier:innen wurden durch Nordsyrien in die Wüste zwischen Mossul und Deir ez-Zor getrieben und dort ermordet. Mindestens 1,5 Millionen Menschen fielen dem Genozid zum Opfer. Viele Überlebende siedelten sich in Nord- und Ostsyrien an.

Armenier:innen als Teil der Revolution

Am 19. Juli 2012, mit Beginn der Revolution von Rojava, nahmen auch viele Armenier:innen an der Revolution teil. Sie kämpften neben anderen Strukturen an der gleichen Front. Die Revolution gab den Armenier:innen die Möglichkeit, ihre Rechte zu erlangen und sich aktiv an der Selbstverwaltung zu beteiligen. Aufgrund ihrer Verfolgungsgeschichte hatten sich Vertreter:innen der armenischen Minderheit vorher eher zurückhaltend gegenüber der Selbstorganisierung in Rojava verhalten, da die Sorge bestand, das Regime werde zurückkehren und neue Verfolgungswellen auslösen. Durch das Modell des demokratischen Konföderalismus erlebt die armenische Kultur jedoch eine Renaissance in Nord- und Ostsyrien.

Am 24. April 2019, dem Jahrestag des Beginns des Genozids, wurde das armenische Bataillon „Şehîd Nubar Ozanyan“ im nordsyrischen Hesekê offiziell gegründet. Das Bataillon in Rojava ist benannt nach dem Armenier Nubar Ozanyan (Nom de Guerre: Orhan Bakırcıyan), der am 14. August 2017 in Raqqa als Kommandant der türkisch-kommunistischen Organisation TKP/ML-TIKKO im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) gefallen ist.

 

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