Alewiten in der Türkei: „In Syrien findet ein neuer Völkermord statt“
Alevitische Institutionen in der Türkei verurteilen die Gewalt gegen die Alawit:innen in Syrien, bezeichneten sie als modernes Karbala und warnten, dass die Verfolgung ihrer historischen Form entspricht.
Unter dem Motto „Alawit:innen werden in Syrien massakriert“ haben mehrere alevitische Organisationen in der Türkei eine gemeinsame Kundgebung gehalten gehalten und eine Erklärung abgegeben. Auf einem Banner ist die Aufschrift „In Syrien findet ein Völkermord an den Alawit:innen statt“ zu lesen gewesen und zahlreiche Teilnehmende haben Schilder mit Forderungen wie „Wir fordern gleiche Rechte“ getragen.
An der von der Alevi Bektaşi-Föderation (ABF), der Alevitischen Föderation der Türkei (ADFE) und der Hacı Bektaş Veli Anadolu Kulturstiftung im Sultangazi Pir Sultan Abdal Cemevi einberufenen Versammlung nahmen zahlreiche Vertreter:innen von Institutionen teil, darunter Ali Kenanoğlu, Ko-Sprecher des Demokratischen Kongresses der Völker (HDK). Immer wieder waren Sprechchöre wie „Mörder: Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Kollaborateur: Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP)“ zu hören.
Die Presseerklärung wurde von Sevim Yalıncakoğlu, Mitglied des ABF-Vorstands, verlesen:
„Die jüngste Zunahme von Angriffen auf alawitische Gemeinschaften in und um Homs ist nicht nur eine Folge des Krieges. Diese Angriffe sind das Ergebnis historischer religiöser Feindseligkeiten, organisierter Gewalt und einer Politik, die darauf abzielt, die Alawit:innen auszulöschen. Die gezielten Angriffe auf Gebetsstätten, Wohnräume und Dörfer sind ein eindeutiges Kriegsverbrechen.
Die HTS, die zuvor international als terroristische Organisation eingestuft wurde, und die mit ihr verbundenen bewaffneten Gruppen haben seit langem alawitische und christliche Gemeinschaften ins Visier genommen. Die umayyadisch geprägte Hassrhetorik der HTS und ihre Politik der Vernichtung stellen eine ernsthafte Bedrohung für das Leben der unterdrückten Völker in Syrien dar.“
[Die historische Schlacht von Karbala fand 680 n.u.Z. stattfand. Sie wurde zwischen Husain, dem Enkel des Propheten Mohammed, und den Streitkräften des umayyadischen Kalifen Yazid augetragen. Husain und seine wenigen Getreuen wurden bei Karbala im heutigen Irak belagert und getötet, weil sie sich weigerten, Yazid die Treue zu schwören. Die Schlacht wurde zum Sinnbild für Standhaftigkeit gegen Unterdrückung, Opferbereitschaft und die Verteidigung moralischer Prinzipien. Anm. d. Red.]

Die Erklärung kritisiert alle Staaten, Unternehmen und Medien, die HTS direkt oder indirekt unterstützen, als „Partner dieses Völkermords“ und betrachtet die Unterstützung sowie die Angriffe selbst als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.

Der historische Bezug zur Schlacht von Karbala wird in der Erklärung mehrmals aufgegriffen, um den Charakter der Angriffe zu beschreiben: „Was die Alawiten heute erleben, ist ein weiteres Karbala. Yazid ist immer noch Yazid, die Unterdrückten sind immer noch die Unterdrückten. Wir bekunden unsere Solidarität mit den Zivilist:innen, die gestern in Latakia, Hama und Homs auf die Straße gegangen sind und ihr Leben riskiert haben, um sich gegen die Unterdrückung zu wehren. Die unterdrückten Völker Syriens sind nicht allein.“

In einem abschließenden Appell erfolgt die Aufforderung, den mörder „Al-Dschaulani und seine Bande“ unverzüglich strafrechtlich zu verfolgen. Die Gewalt dürfe nicht ignoriert werden, auch nicht durch eine Legitimation des Interimspräsidenten. Die Erklärung findet hier deutliche Worte: „Ihn als ‚Friedensboten‘ darzustellen, bedeutet nichts anderes, als Tyrannei zu rechtfertigen und zu billigen. Schweigen angesichts von Unterdrückung bedeutet, sich auf die Seite des Bösen zu stellen.“
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