“Stoppt die Blockade von Suweida!”
Nach den jüngsten Gewaltausbrüchen im syrischen Gouvernement Suweida steht die Region vor dem völligen Kollaps: Partner*innen vor Ort fordern die Aufhebung der Blockade.
Nach den Gewaltausbrüchen im Gouvernement Suweida, bei denen laut Syrischem Netzwerk für Menschenrechte 1.013 Menschen getötet wurden, darunter Zivilist*innen und Militante, ist die humanitäre Situation nach wie vor verheerend. Mehr als 100.000 Menschen sind laut unterschiedlicher Menschenrechtsorganisationen innerhalb der Provinz auf der Flucht. Über 30 Dörfer im westlichen Umland wurden niedergebrannt. Die betroffenen Einwohner*innen sind nun auf unbestimmte Zeit obdachlos und haben in der Stadt Suweida Zuflucht gesucht.
Die Gewalt hat tiefe Spuren hinterlassen. Viele Menschen sind schwer traumatisiert. Die medizinische Versorgung steht vor dem Kollaps: Krankenhäusern fehlt es an Personal, Medikamenten und Strom. Die Grundversorgung ist fast vollständig zusammengebrochen – es mangelt an Trinkwasser und Nahrungsmitteln. Getreidesilos wurden zerstört, und die Gefahr einer akuten Hungersnot ist real, berichtet ein Partner von Adopt a Revolution vor Ort:
„Seit mehreren Wochen haben wir weder Gemüse noch Obst gegessen – Fleisch auch nicht. Heute bin ich fast drei Stunden gelaufen, um vier Fladenbrote zu bekommen.“
Als jahrzehntelang marginalisierte Region ist Suweida weder landwirtschaftlich noch industriell autark und war bereits in der Vergangenheit regulär auf Lieferungen aus anderen Gebieten angewiesen. Die aktuelle Nothilfe, vereinzelt durch Konvois aus Damaskus, bleibt daher in jedem Fall unzureichend – und sie ersetzt keine langfristige Versorgung.
Wir wollen nicht von Hilfen aus Damaskus abhängig sein – wir wollen funktionierende Handelswege und sichere Übergänge, damit wir unsere Bedürfnisse selbst decken können! Die Infrastruktur für Wasser wurde während der Kämpfe massiv beschädigt, genauso Ackerland – nach Angaben von Bewohnern auch gezielt. Die Infrastruktur für Strom und Wasser muss dringend repariert werden, damit wir ausreichend sauberes Trinkwasser haben.”
Partner aus Suweida
Humanitärer Korridor nach Jordanien
Seit Beginn der Eskalation sind die Forderungen nach einem unabhängigen Zugang für Hilfen über Jordanien laut.
Auch zum jetzigen Zeitpunkt fordern wir eine internationale humanitäre Intervention und einen sicheren humanitären Korridor nach Jordanien, um die direkte Zufuhr von Hilfsgütern zu ermöglichen. Die UN und internationale humanitäre Organisationen müssen hier eingreifen.“
Partnerin aus Suweida
Eine Öffnung eines humanitären Korridors nach Jordanien erscheint derzeit jedoch unwahrscheinlich. Zugleich ist die syrische Regierung in der Verantwortung, die Bevölkerung zu versorgen und grundlegende Dienstleistungen in Suweida aufrechtzuerhalten. Doch viele Bewohner*innen berichten, dass sie genau das Gegenteil erleben: Sie sehen in der aktuellen Lage eine gezielte Hungerblockade – eingesetzt, um die Stadt kollektiv zu bestrafen und politischen Druck auf die drusische Bevölkerung auszuüben.
Es muss internationaler Druck auf Al-Sharaa ausgeübt werden, um die Belagerung von Suweida aufzuheben. Es gibt eine Blockade und ein langsames Sterben, während die Welt schweigt! Das ist dieselbe Politik wie beim alten Regime: Belagerung und Aushungern.”
Partner aus Suweida
Für viele Bewohner*innen stellt sich zudem die Frage nach den Motiven für die massive Gewalt, die sie erlebt haben – und wie eine Wiederholung zukünftig verhindert werden kann.
Die Menschen in Suweida sind am Ende. Besonders erschütternd ist für uns, dass es sich in Teilen um gezielte, religiös motivierte Gewalt gegen die drusische Gemeinschaft handelte. Das macht für uns die Diskussion über eine mögliche dezentrale Selbstverwaltung von Suweida umso dringlicher. Die Menschen hier haben das Vertrauen in die Regierung in Damaskus vollkommen verloren – wir fühlen uns nicht mehr geschützt, sondern ausgeliefert.”
Partner aus Suweida

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