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KJK (Koordination der Frauen Kurdistans): Demokratische Nation als Lösung für Israel und Palästina


In einer ausführlichen Erklärung schlägt die KJK-Koordination das Konzept der demokratischen Nation als Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt vor. Gegenseitige Anerkennung, statt Auslöschung der Existenz sei dabei grundlegend.

„Die Freiheit der Frauen als Kraft gegen die männliche Dominanz“
 
ANF / BEHDÎNAN, 28. Aug. 2025.

Die Koordination der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) hat sich in einer schriftlichen Erklärung zum Israel-Palästina-Konflikt geäußert. Angesichts der zunehmend unlösbaren Konfrontation sieht sie den Aufbau einer demokratischen Nation, statt der Existenzgründung auf Basis der Auslöschung des jeweils Anderen, als mögliche Lösung.

Zu Beginn der Erklärung stellt die KJK-Koordination fest, dass eine Existenzgründung auf Grundlage der Vernichtung des Gegners sowohl historisch wie auch gegenwärtig ausschließlich zu Massakern und Völkermord führt. Lösungen könnten mit dieser Herangehensweise nicht gefunden werden.

Israels Reaktion auf den Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 habe sich zu einer Operation gegen das gesamte palästinensische Volk ausgeweitet, was zu einer „irreparablen menschlichen Tragödie geführt“ habe. Offiziellen Quellen zufolge haben 62.700 Menschen ihr Leben verloren und 160.000 wurden verletzt.

Die Zivilbevölkerung leidet am meisten

„Tod, Hunger, Durst und Besatzung sind für die Menschen unerträglich. Wie in allen Besatzungskriegen und Kolonialkriegen zahlen die Zivilist:innen den höchsten Preis. Nach Angaben von UNICEF sterben in Gaza täglich durchschnittlich 28 Kinder aufgrund von Bombardierungen oder Hunger.

Weltweit ergreifen Gemeinden, zivilgesellschaftliche Organisationen und internationale Institutionen Maßnahmen, um die Militäroperationen zu beenden und die Belagerung aufzuheben. Aber die israelische Regierung hört nicht auf diese Forderungen, sondern beharrt auf ihrer Politik. Trotz aller Reaktionen hat Israel beschlossen, den gesamten Gazastreifen zu besetzen“, wird die aktuelle Situation in der Erklärung ausgeführt.

Anerkennung der Existenz der Anderen

Entgegen der beidseitigen hasserfüllten Annäherung, müsse die Anerkennung der Existenz der Anderen ins Zentrum gerückt werden: „Das jüdische Volk, das im Laufe der Geschichte immer wieder Völkermorden ausgesetzt war, kann sich nicht mit Besatzung und Völkermordmethoden verteidigen. Die wirksamste Sicherheitsmaßnahme für beide Seiten ist eine Lösung, die auf einem Zusammenleben basiert. Auch die palästinensischen politischen Kräfte sollten die Existenz des palästinensischen Volkes auf der Anerkennung der Existenz des jüdischen Volkes gründen. Die israelische Regierung sollte auf dieser Grundlage nach einer Lösung suchen, Bemühungen zur Beendigung des Krieges berücksichtigen und diese Bemühungen nicht als antisemitisch kriminalisieren.

Verleugnung und Vernichtung führen ins Verderben

Aus Perspektive der kurdischen Identität, mit einer hundert Jahre andauernden Erfahrung von Verleugnung und Vernichtung, hebt die KJK hervor, dass dieser „unbeschreibliche Schmerz“ nicht das „Schicksal von Völkern sein sollte“. „Politiken, die auf dem Nationalstaat und Nationalismus basieren, sind nicht nur unfähig, Probleme zu lösen – sie sind selbst die Ursache des Problems. Nationalismus, religiöser Fundamentalismus und Sexismus zerstören zuerst die Wahrheit und Moral, dann die Menschheit, die Natur, die Frauen und das Leben selbst“, heißt es in der Erklärung.

Die „Wiege der Zivilisation“ ist eine multiethnische Region

Der Nahe Osten, die Wiege der Zivilisation, ist eine multiethnische Region. Historisch betrachtet wurden hier grundlegende Errungenschaften der Menschheit entwickelt, gleichzeitig aber auch unterdrückerische Gesellschaftsmodelle erschaffen.

„Die demokratische Nation kann unserem Leiden ein Ende setzen“

Demgegenüber habe der kurdische Philosoph und Vordenker Abdullah Öcalan die Idee der demokratischen Nation als Lösung entwickelt. „Im Gegensatz zu ‚Töten-Getötet werden‘ und ‚Verlieren-Verlieren lassen‘ besteht die Lösungsphilosophie der demokratischen Nation darin, ‚Leben-Leben lassen‘ und einen Win-Win-Ansatz zu verfolgen. Ein konföderales System, das die Autonomie aller Völker im Rahmen einer demokratischen Gesellschaft und einer demokratischen Republik garantiert, kann all unserem Leiden ein Ende setzen und die Gefahren des Völkermords abwenden“ zeigt sich die KJK überzeugt.

Nord- und Ostsyrien als Prototyp für den Nahen Osten

Auch für den israelisch-palästinensischen Konflikt böte das Konzept der demokratischen Nation die bestmögliche Lösung, so die Frauen. Weder Macht- noch Überlegenheitsstreben, gegenseitige Zerstörung oder die „Zweistaatenlösung“ könnten eine nachhaltige Lösung erreichen, „sondern vielmehr eine Politik, die auf der demokratischen Einheit und Partnerschaft der Völker basiert“.

Seine Idee habe Öcalan auf Grundlage einer Analyse des gesamten Nahen Ostens und der Probleme seiner Völker entwickelt, nicht nur für die kurdische Frage. In Nord- und Ostsyrien habe sich die demokratische Nation bereits als Verwaltungsmodell und als „Prototyp für den Nahen Osten und ein politisches System, in dem die Völker ein gemeinsames Leben entwickeln können“ bewährt. Dementsprechend sei sie „keine Utopie, sondern das Lösungsmodell, das der Verwirklichung am nächsten kommt“, heißt es in der Erklärung.

Die Freiheit der Frauen als Grundlage der demokratischen Nation

In einer abschließenden historischen Betrachtung hebt die KJK-Koordination die Freiheit der Frauen als Grundlage für den Aufbau einer friedlichen, gerechten und freien Zukunft hervor: „Die Freiheit der Frauen ist die einzige Kraft, die die männliche Dominanz, den Sexismus und die Konflikte der herrschenden Macht, die auf der Grundlage von Nation und Religion entstanden sind, lösen kann.“

Der Staat selbst wird als grundlegendes Unterdrückungsinstrument benannt, das zutiefst patriarchal sei. Dementsprechend müsse die demokratische Nation als nachhaltige Lösung auf Grundlage der Freiheit der Frauen errichtet werde. Auch hierfür sei Rojava ein Beispiel, wie die KJK aufführt.

Forderung nach friedlichem Lösungsprozess und gegenseitiger Anerkennung

Zuletzt appellieren die kurdischen Frauen eindringlich für das Einschlagen eines friedlichen Lösungsprozesses. Dieser erfordere zunächst, dass die israelische Regierung, das gegen das palästinensische Volk verhängte Embargo aufhebt und humanitäre Hilfe zulässt.

„Das legitime Existenzrecht des jüdischen Volkes und des palästinensischen Volkes kann nicht durch Blutvergießen und gegenseitige Zerstörung gewährleistet werden. Das Streben beider Völker nach Lösungen auf der Grundlage von Krieg und Konflikt ist das grundlegende Hindernis für den Frieden im Nahen Osten und wirkt sich auch auf das Schicksal aller Völker des Nahen Ostens aus. Ein Naher Osten, der die kurdische und die palästinensische Frage auf der Grundlage einer demokratischen Nation gelöst hat, wird dieser Welt Frieden bringen. Die gesamte Menschheit und alle Völker verdienen diesen Frieden“, lauten die letzten Worte der Erklärung der KJK-Koordination.

 

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