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Hunderte Zivilist:innen aus Efrîn in Gefängnisse nach Bab und Azaz verlegt

 


Laut der kurdischen Menschenrechtsorganisation RMME wurden rund 700 in Efrîn festgenommene Zivilist:innen durch türkische Geheimdienste und bewaffnete Gruppen nach Bab und Azaz verlegt. Sie sollen ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten werden.

Forderung nach sofortiger Freilassung
 
ANF / HESEKÊ, 26. Aug. 2025.

Die kurdische Menschenrechtsorganisation Rêxistina Mafên Mirovan li Efrînê-Sûriye (RMME) hat am Dienstag mitgeteilt, dass in den vergangenen Wochen zwischen 600 und 700 Zivilist:innen, die im besetzten Efrîn (Afrin) festgenommen wurden, in Haftzentren in Bab und Azaz verlegt worden seien. Die Gefangennahmen erfolgten demnach durch den türkischen Geheimdienst sowie ihm unterstellte bewaffnete Dschihadistenmilizen, die in der Region seit dem türkischen Angriffskrieg im März 2018 aktiv sind.

Laut RMME wurden die festgesetzten Personen in das Gefängnis Rai in Bab sowie in die Haftanstalt Hawar Kilis in Azaz gebracht. Beide Städte liegen wie Efrîn in der türkischen Besatzungszone im Norden beziehungsweise Nordwesten Syriens. Die Verlegung soll mit dem Ziel erfolgt sein, die Betroffenen von ihren Familien zu isolieren, Besuche zu verhindern und sie möglicherweise in künftigen Gefangenenaustauschen einzusetzen.

Die Menschenrechtsorganisation weist darauf hin, dass die Inhaftierten schlechter Behandlung und mutmaßlicher Folter ausgesetzt seien – insbesondere in der Haftanstalt Rai, die als eines der zentralen „Sicherheitszentren“ der Region gilt. Dort werde jeglicher Kontakt zur Außenwelt unterbunden. Die Einrichtung stehe unter direkter Aufsicht des türkischen Staates und werde faktisch durch die sogenannte „Syrische Nationalarmee“ kontrolliert, eine von der Türkei aufgebaute, bewaffnete und finanzierte Koalition verschiedener Islamistengruppen.

Den vorliegenden Informationen zufolge stützen sich die Festnahmen nicht auf gerichtliche Verfahren oder stichhaltige Beweise, sondern beruhen zumeist auf vorgeblichen Verdachtsmomenten, vagen Anschuldigungen oder dem Auffinden von Bildern kurdischer Persönlichkeiten in den Häusern der Betroffenen. In mehreren Fällen sollen Milizen unter dem Vorwand von „Waffensuchen“ in Dörfer eingedrungen und dabei junge Männer und Jugendliche festgenommen haben.

Forderung nach sofortiger Freilassung

Rêxistina Mafên Mirovan li Efrînê-Sûriye dokumentiert seit Jahren Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in Efrîn, das bis zur Invasion und Besetzung durch die Türkei als sicherste Region ganz Syriens galt. Tausende Menschen sind seither willkürlich festgenommen, verschleppt oder auch in Gefängnisse in der Türkei überstellt worden. Die Organisation fordert die sofortige und bedingungslose Freilassung aller inhaftierten Zivilist:innen. Zudem appelliert sie an die internationale Gemeinschaft, die Menschenrechtssituation in den türkisch besetzten Gebieten Nordsyriens genauer zu beobachten, Völkerstraftaten juristisch aufzuarbeiten und Täter zur Rechenschaft zu ziehen

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