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Hesekê: „Konferenz der Völker“ fordert demokratische Neuordnung in Syrien

 


In Hesekê tagt eine Konferenz mit rund 500 Vertreter:innen verschiedener Bevölkerungsgruppen. Ziel ist ein demokratisches, dezentrales Syrien auf Basis von Pluralismus, Gleichberechtigung und gesellschaftlicher Teilhabe.

„Vielfalt stärkt unser Miteinander, Kooperation sichert unsere Zukunft“
 
ANF / HESEKÊ, 8. Aug. 2025.

In Hesekê hat am Freitagvormittag eine vielbeachtete „Konferenz der Völker“ begonnen. Rund 500 Delegierte aus der gesamten Autonomieregion Nord- und Ostsyriens – darunter Vertreter:innen ethnischer und religiöser Gruppen – beraten über Wege zu einem demokratischen, dezentralen Syrien. Veranstaltungsort ist das Kultur- und Kunstzentrum im Stadtteil Xiweran.

Die Konferenz steht unter dem Motto „Vielfalt stärkt unser Miteinander, Kooperation sichert unsere Zukunft“ und wird von der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) getragen. Neben religiösen und ethnischen Vertreter:innen sind politische Parteien, Frauennetzwerke, die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und der Demokratische Syrienrat (MSD) beteiligt.

Fundament für den politischen Umbau Syriens

Ziel der Konferenz ist nach Angaben der Veranstalter:innen, ein gemeinsames gesellschaftliches Fundament für den politischen Umbau Syriens zu schaffen. Hikûmet Hebîb vom Organisationskomitee betonte die Bedeutung einer demokratischen und dezentralen Struktur, die die Rechte aller Volksgruppen sichert und nationalistische oder konfessionelle Spaltungstendenzen zurückweist. Der Aufruf zur Einberufung eines breiten syrischen Nationalkongresses ist Teil der Agenda.


Ilham Ehmed: Pluralismus als Stärke

In der Eröffnungsrede warnte Ilham Ehmed, Ko-Außenbeauftragte der Selbstverwaltung, vor dem Zerfall gesellschaftlicher Strukturen durch autoritäre Einheitskonzepte. Pluralismus, so Ehmed, sei keine Bedrohung, sondern Grundlage eines stabilen und gerechten Staatswesens. Die Konferenz verstehe sich als Ausdruck des kollektiven Widerstands gegen Krieg, Ausgrenzung und politische Marginalisierung.

Hisên Osman: Modellcharakter der Selbstverwaltung

Der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der DAANES, Hisên Osman, sprach von einem „historischen Moment“ und unterstrich die Vorbildfunktion des Modells der Autonomieverwaltung in Nordostsyrien. Dieses sei durch gemeinsame Selbstorganisierung, interethnische Zusammenarbeit und Ablehnung jeder Art von Diskriminierung geprägt. Das Modell stehe für Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Dezentralität – und könne als Grundlage für ein künftiges Syrien dienen, so Osman.

Forderung nach Teilhabe von Frauen

Ein zentrales Thema war auch die Rolle von Frauen im politischen Prozess. Leyla Qehreman, Ko-Vorsitzende des MSD, erklärte, dass ohne die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen keine gerechte Gesellschaft und kein zukunftsfähiger Staat entstehen könne. Sie rief zur Einhaltung des 10.-März-Abkommens auf, das nationale Einheit und partizipative Demokratie zum Ziel hat.

Auch Emîne Omer vom Frauenrat der Selbstverwaltung betonte die Bedeutung weiblicher Repräsentanz. Sie kritisierte patriarchale Strukturen, die Frauen aus Entscheidungsprozessen ausschließen, und forderte, den bisherigen Errungenschaften kurdischer und syrischer Frauen in einem zukünftigen Syrien Geltung zu verschaffen.

Gemeinsame Abschlusserklärung vorgesehen

Die Konferenz wird mit weiteren Beiträgen und Grußbotschaften fortgesetzt und soll im Anschluss mit einer gemeinsamen Abschlusserklärung enden. Darin solle unter anderem mit einer Stimme gegen Hassrede, für demokratische Teilhabe und eine umfassende nationale Versöhnung plädiert werden.

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