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Untersuchungsbericht zu Massakern an Alawit:innen sorgt für Empörung


Der Untersuchungsbericht über die Massaker an den Alawit:innen in der Küstenregion Syriens weist keine Verantwortlichen namentlich aus, verteidigt die Söldnertruppen der Armee und tituliert die Attacken als „weit verbreitet, aber nicht organisiert”.

Übergangsregierung spricht von „undisziplinierten Freiwilligen“
 
ANF / REDAKTION, 23. Juli 2025.

Die Nationale Kommission der syrischen Übergangsregierung zur Untersuchung der Massaker an der alawitischen Bevölkerung in der Küstenregion des Landes im März hat gestern ihren Bericht veröffentlicht. Bei den Attacken sind nach offiziellen Angaben 1.426 Menschen, darunter 90 Frauen, ums Leben gekommen. Trotz der Schwere der Vorfälle identifiziert der Bericht die dafür Verantwortlichen nicht. In ihm wird lediglich von „Überbleibseln mit Verbindungen zum vorherigen Regime“, „undisziplinierten Freiwilligenelementen“ und „kriminellen Banden“ gesprochen.

Der Bericht über die Untersuchungsergebnisse bezüglich der Massaker in Latakia und Tartus verteidigt HTS und andere Söldnertruppen innerhalb der Armee. Weiter wird darin behauptet, dass die Armee in Damaskus keinen Befehl zur Durchführung des Massakers gegeben habe. Wie der Vorsitzende der Kommission, Jumaa Al-Anzi, erklärte, hätten sie eine Liste mit 298 „verdächtigen“ Personen erstellt, die an dem Massaker an den Alawit:innen beteiligt waren, sowie 265 Verdächtige, die an dem ersten Angriff auf die Kräfte der Übergangsregierung teilgenommen hatten.

„Unorganisierte“ Attacken

Die Namen seien laut Kommissions-Sprecher Yasser Farhan noch nicht bekannt gegeben worden, aber zur Untersuchung an die Gerichte weitergeleitet worden. Er fügte hinzu, dass 31 Personen festgenommen worden seien, darunter sechs Personen, die als „Überbleibsel” des ehemaligen Regimes bezeichnet wurden.

Farhan merkte an, dass etwa 200.000 bewaffnete Personen aus dem ganzen Land in die Region gereist seien, nachdem „Überbleibsel des Baath-Regimes“ 238 Mitglieder von Einheiten getötet hätten, die der Armee von Damaskus angehörten. Er behauptete, die Angriffe gegen die Alawit:innen seien „weit verbreitet, aber nicht organisiert” gewesen.

Rechtlich fragwürdig

Die Kommission räumte während ihrer Pressekonferenz außerdem ein, dass ihre Schlussfolgerungen eher auf „Verdacht als auf schlüssigen Beweisen“ beruhten. Zaid Al-Azam, Mitglied der französischen Partei Renaissance, erklärte daraufhin: „Das allein reicht aus, um den Bericht rechtlich fragwürdig zu machen.“ Er fügte hinzu: „Es handelt sich lediglich um einen politisierten Bericht, der den Stempel und die Handschrift der Behörden trägt.“

Verbale Bagatellisierung

Die syrische Künstlerin Yara Sabri kommentierte den Bericht gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA wie folgt: „Die Ergebnisse des Ausschusses beschränken sich, so wie ich sie verstanden habe, auf die Aufzeichnung einiger Scharmützel und einzelner Verstöße durch undisziplinierte Elemente … und die Rede von Banden, mit vagen Versprechungen einer späteren Rechenschaftspflicht nach der Verabschiedung von Gesetzen für einen noch zu bildenden Legislativrat.“

Auch Omar Abdulrahman, Direktor der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), bezeichnete die Kommission als eine „Kommission zur Verschleierung von Tatsachen“, die eher als „rachsüchtig denn als ideologisch“ gedacht sei und welche die Schwere des Verbrechens herunterspielen und auf einzelne Vorfälle reduzieren wolle, die nicht als organisierte Massaker eingestuft werden könnten.

 

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