Lieber Ingo Speidel,
seit
Tagen verfolgen wir mit großer Angst die Entwicklung in der
südwestlichen Provinz Suweida. Dort eskaliert die Gewalt in Syrien
erneut: Drusische Milizen, beduinische Gruppen und syrische
Regierungstruppen liefern sich schwere Gefechte – und die
Zivilbevölkerung zahlt wieder den Preis.
Zahlreiche
Menschen wurden bereits getötet, darunter ganze Familien. Betroffene
berichten von öffentlichen Hinrichtungen und gezieltem Beschuss auf
Wohngebiete. Die Lage ist katastrophal: Es herrschen Ausgangssperren,
Strom- und Wasserversorgung sind unterbrochen, das Internet fällt immer
wieder aus. Krankenhäuser können keine Operationen mehr durchführen – es
fehlt an Medikamenten und medizinischem Material. Viele versuchen zu
fliehen, doch die Grenze zu Jordanien ist geschlossen. Die Menschen sind
eingeschlossen, verzweifelt, in akuter Lebensgefahr.
Was ist passiert?
Auslöser
der Kämpfe war offenbar die Entführung und Misshandlung eines
drusischen Händlers an einem inoffiziellen Kontrollpunkt auf der
Verbindungsstraße zwischen Damaskus und Suweida. Der Mann soll nicht nur
ausgeraubt, sondern auch religiös beleidigt und schwer verletzt worden
sein. In der Region löste dieser Übergriff Empörung aus – drusische
bewaffnete Gruppen reagierten mit Verschleppungen, errichteten
Straßensperren und riegelten die Zugänge zur Stadt ab.
Innerhalb
kürzester Zeit weitete sich die Gewalt auf mehrere Orte aus. Die
syrische Regierung entsandte daraufhin Truppen, vorgeblich um die Lage
zu beruhigen. Doch statt zu deeskalieren, kam es zu gewaltsamen
Übergriffen in Dörfer und Stadtteile von Suweida. Videos, Fotos und
Augenzeugenberichte bestätigen, dass Menschenrechtsverletzungen u. a. von offiziellen syrischen Militär verübt wurden.
Trotz
einer angekündigten Waffenruhe dauern die Kämpfe an. Die Gewalt trifft
vor allem die drusische Zivilbevölkerung, die Schutz sucht und ihn
nirgends findet. Auch nicht bei der Regierung. Denn es zeigt sich: Der
Schutz von Minderheiten zählt in Syrien politisch wenig – und staatliche
Gewalt trägt zur Eskalation bei.
Darüber
hinaus greift auch Israel erneut militärisch in Syrien ein und droht
bereits mit weiteren Angriffen – in einer Situation, in der es nicht
noch mehr Gewalt, sondern dringend Deeskalation braucht.
Was jetzt notwendig ist, sind Schutz, Versorgung und politische Verantwortung.
Wir haben die Bundesregierung aufgefordert, sich einzusetzen für:
- Die sofortige Einrichtung eines humanitären Korridors nach Jordanien, um sichere Fluchtwege für Zivilist*innen zu gewährleisten
- Ein sofortiges Ende der Gewalt und den wirksamen Schutz aller Minderheiten
- Den Zugang zu medizinischer Versorgung und humanitärer Hilfe – koordiniert mit internationalen Organisationen
- Eine klare politische Haltung gegen jede weitere Eskalation – auch gegen die völkerrechtswidrige Einmischung Israels
Während eine Reaktion der Bundesregierung auf sich warten lässt, handeln unsere Partner*innen vor Ort – unter massivem Beschuss und trotz Lebensgefahr.
Sie bereiten erste Nothilfemaßnahmen vor, denn die Menschen in Suweida
brauchen jetzt dringend Wasser, Lebensmittel, Medikamente, sichere
Unterkünfte und Treibstoff für Generatoren. Damit diese Hilfe möglich
wird, sind wir auf Ihre Unterstützung
angewiesen. Bitte spenden Sie jetzt für die Nothilfe in Suweida. Jede
Minute zählt. Jede Spende hilft. Danke, dass Sie nicht wegsehen. |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen