Damaskus stationiert Truppen in Suweida
Nach den Gefechten in Suweida will die selbsternannte Übergangsregierung ihre Präsenz dort dauerhaft festigen. Während die drusischen Religionsführer dem Einmarsch zustimmten, fordern sie zugleich eine lokale Verwaltung und lehnen bewaffnete Milizen ab.
Die selbsternannte syrische Übergangsregierung hat angekündigt, ihre Truppen nun dauerhaft in der drusischen Provinz Suweida zu stationieren. Die Religionsführer der Drus:innen erklärten, sie hätten dem Einmarsch zugestimmt, und riefen Widerstandsgruppen dazu auf, ihre Waffen niederzulegen. Zuvor sollen drusische Kämpfer und Vertreter der Übergangsregierung über eine Waffenruhe verhandelt haben. Ihre Forderung: die Verwaltung der Stadt und die Polizeieinheit soll aus Bewohner:innen von Suwaida und „ehrenhaften“ Personen gebildet werden. „Gesetzeswidrige Milizen“ würden abgelehnt.
In der südlichen Provinz Suweida waren am Sonntag schwere Auseinandersetzungen zwischen Drus:innen und Angehörigen sunnitischer Beduinenstämme ausgebrochen, die dem neuen Regime des selbsternannten syrischen Präsidenten Ahmed al-Scharaa und dessen Dschihadistenmiliz „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) nahestehen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden etwa 100 Menschen getötet, die meisten davon Drus:innen. In mehreren Dörfern wurden Häuser von Drus:innen angezündet, Felder niedergebrannt und Eigentum geplündert. Daran sollen auch die Damaszener Truppen beteiligt gewesen sein, die am Montag in die Region entsandt wurden.
Als Auslöser der Kämpfe gelten mutmaßlich staatlich koordinierte Übergriffe auf die drusische Gemeinschaft in Suweida, gezielte Tötungen von Zivilpersonen und Entführungen durch sunnitische Beduinen. Damaskus versucht schon länger, im drusisch geprägten Suweida einzurücken. Im April und Mai waren bei Gefechten zwischen Anhängern der HTS- Regierung und der drusischen Minderheit dutzende Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.
In der Provinzhauptstadt Suweida herrsche aktuell eine „scheinbare Ruhe“, berichtete ein Korrespondent von ANHA am Dienstagvormittag. Die Truppen von al-Scharaa hätten in der Provinz eine Ausgangssperre durchgesetzt, die seit heute früh um 8 Uhr Ortszeit in Kraft ist. Offenbar finden Razzien durch sogenannte Regierungstruppen statt. ANHA berichtete überdies bereits gestern Abend von einem Attentatsversuch auf den drusischen Religionsführer Scheich Hikmat al-Hijri (auch Hikmat al-Hidschri), der sich gegen eine Einigung mit Damaskus ausgesprochen habe. Er soll den Anschlag unverletzt überlebt haben, hieß es.
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