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Abzug der Regierungstruppen aus Suweida - Mindestens 516 Tote

 


Nach tagelangen Angriffen und Kämpfen haben die Truppen der syrischen Übergangsregierung die drusische Provinz Suweida wieder geräumt. Die Zahl der Todesopfer ist auf mindestens 516 gestiegen, darunter zahlreiche Opfer von gezielten Exekutionen.

Zahlreiche Menschen von Regierungstruppen exekutiert
 
ANF / REDAKTION, 18. Juli 2025.

Nach den tagelangen Kämpfen haben die Truppen der syrischen Übergangsregierung die drusisch geprägte Provinz Suweida im Süden des Landes wieder geräumt. Bei den seit Sonntag andauernden Gefechten zwischen Angehörigen sunnitischer Beduinenstämme und Mitgliedern der islamistischen Regierung einerseits und drusischen Widerstandsgruppen andererseits sind laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mindestens 516 Menschen getötet worden. Unter ihnen befinden sich demnach 79 drusische Kämpfer und 154 Zivilpersonen, darunter 83 Menschen, die „von Sicherheitskräften hingerichtet“ wurden. Außerdem seien 243 Angehörige von Einheiten des sogenannten Verteidigungs- und Innenministeriums sowie 21 Beduinen getötet worden. 15 Mitarbeiter der Übergangsregierung seien durch israelische Luftangriffe ums Leben gekommen.

Syriens selbsternannter Präsident und Chef der Dschihadistentruppe „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS), Ahmed Al-Scharaa, bedankte sich am Donnerstag in einer Fernsehansprache für die Vermittlung der USA, der Türkei und arabischer Staaten für eine „Waffenruhe“. Sie habe dazu beigetragen, eine weitere Eskalation infolge israelischer Angriffe zu verhindern. Israel hatte am Mittwoch das Verteidigungsministerium und den Präsidentenpalast in Damaskus bombardiert. „Wir standen vor zwei Optionen: ein offener Krieg mit dem israelischen Gebilde oder die Übertragung der Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Sicherheit in Suweida an drusische Würdenträger und geistliche Führer“, erklärte Al-Scharaa.

HTS-nahe Beduinen machten in der Nacht Stimmung für Racheakte an Drus:innen | Video: X

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, die Waffenruhe in Syrien sei „erzwungen“ worden. Diese sei „nicht durch Forderungen, nicht durch Bitten, sondern durch Gewalt“ infolge der israelischen Angriffe auf Damaskus zustande gekommen, erklärte Netanjahu. Israel inszeniert sich als Schutzmacht der drusischen Bevölkerung im Süden Syriens will eine Präsenz der Truppen der syrischen Übergangsregierung an seiner Besatzungszone nicht akzeptieren.

Indes ist Suweida nach dem Abzug der Islamisten nun von einem Wirtschaftsboykott betroffen. Wegen des „großen Verrats am syrischen Volk“ durch das vermeintliche Erbitten von „Hilfe vom zionistischen Feind“ verkündeten Händler aus der angrenzenden Provinz Daraa den Stopp aller Geschäftsbeziehungen mit der drusischen Region. Scheich Hikmat al-Hijri, spiritueller Führer der drusischen Gemeinde in Syrien, rief daraufhin das Königreich Jordanien auf, einen Grenzübergang zu Suweida zu öffnen. Die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) kündigte bereits die Entsendung von Konvois mit humanitärer Hilfe in die isolierte Provinz an.

Titelfoto: Demonstration der Kongra Star gesten in Qamişlo in Solidarität mit der drusischen Bevölkerung Suweidas

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