Lieber Ingo Speidel,
die
letzte Ausgabe unserer Zeitung hat mit dem Fokus auf die Situation von
Frauen in Syrien viele Menschen erreicht und bewegt. Doch kaum war sie
erschienen, sendete der Sturz des Assad-Regimes ein monumentales
Erdbeben durch das Land. Dieser historische Wendepunkt bringt Hoffnung
auf Veränderung. Die Lage für Frauen in Syrien aber bleibt unverändert
prekär – und könnte sich sogar verschlechtern.
Frauen
leiden weiterhin unter Vertreibung, häuslicher und sexualisierter
Gewalt, Zwangsheiraten und Armut. In den Flüchtlingslagern, wo viele von
ihnen leben, fehlt es an Sicherheit, Unterstützung und Perspektiven.
Gleichzeitig tragen Frauen oft die Hauptlast, wenn es darum geht,
Familien inmitten des Chaos zu versorgen.
Eine
Rückkehr in ihre Heimatorte ist für die meisten keine Option. Die
systematische Zerstörung von Häusern, fehlende Infrastruktur und die
anhaltende Gefahr durch Kriegsreste wie Minen zwingen viele Familien
weiterhin, in Flüchtlingslagern zu verharren. Hinzu kommt ein bitteres
Zeichen der politischen Exklusion: Frauen sind von den neuen
Entscheidungsprozessen nahezu vollständig ausgeschlossen.
Wie eine Partnerin vor Ort eindrücklich schildert:
„Es
gibt überhaupt keine Frauen in der Übergangsregierung, nicht eine
einzige. Selbst in den lokalen Räten sind sie nicht vertreten. Wir
hoffen wirklich, dass Frauen eine Rolle beim Wiederaufbau übernehmen
können!“
Ohne eine systematische Einbindung von Frauen in die aktuellen Entscheidungsprozesse droht eine weitere Marginalisierung.
Daher
ist es dringender denn je, Frauen zu stärken und ihnen eine aktive Rolle
in der Neugestaltung Syriens zu ermöglichen. Unsere Partnerinnen vor
Ort haben eine klare Vision: Sie wollen neue Frauenzentren schaffen,
Mädchen und Frauen umfassend unterstützen und den Wiederaufbau
vorantreiben – mit zentralen Akteurinnen.
Dank
Ihrer Unterstützung konnten wir bereits viel erreichen. Gemeinsam
können wir dafür sorgen, dass Frauenorganisationen Ressourcen zur
Verfügung haben, um sich und andere zu empowern. Denn sie kämpfen an
erster Stelle für ein Syrien, in dem auch Frauen ein würdiges Leben
führen können. |
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