Türkische Armee will in Südkurdistan eine Pufferzone errichten


Der türkische Staat versucht, die in den vergangenen zwei Jahren durch die PDK von Zivilist:innen geräumten Gebiete miteinander zu verbinden und eine Pufferzone von Behdînan bis Bradost zu errichten.

PİRDOĞAN KEMAL / BEHDÎNAN, 20. Nov. 2023.


Die historische Region Kurdistan wurde bekanntermaßen in vier Teile aufgeteilt. Die jeweiligen Regimes setzten in den von ihnen kontrollierten Teilen Kurdistans mit aller Gewalt eine Politik der Türkisierung, Arabisierung bzw. Persianisierung durch. Diese ging systematisch mit Massakern einher. Dabei fiel dem türkischen Staat, der für seine Grausamkeit und seinen Expansionismus berüchtigt war, die größte Aufgabe zu. Unmittelbar nach der Ausrufung der Republik wurde in der Türkei eine Politik der Leugnung, Vernichtung und Vertreibung ins Leben gerufen. Jede nachfolgende Regierung hat es sich seitdem zur Hauptaufgabe gemacht, dieses Konzept der Homogenisierung und Vernichtung konsequent umzusetzen.

Das baathistische Regime in Syrien versuchte, die kurdische Bevölkerung in Rojava mit dem sogenannten „Arabischen Gürtel“ auseinanderzureißen. Das baathistische Regime im Irak verfolgte die gleiche Politik gegenüber der Bevölkerung von Südkurdistan. Die Massaker in Südkurdistan wurden von Maßnahmen zur Veränderung der Bevölkerungsstruktur begleitet; sogar Usbeken wurden dafür in Kurdistan angesiedelt.

Südkurdistan wird in eine türkische Militärgarnison transformiert

Kurdistan wurde von allen Seiten von den Kolonialmächten umzingelt, und die meisten zivilen Gebiete wurden in Militärbezirke umgewandelt. Wenn man heute viele Städte in Nordkurdistan besucht, wird man feststellen, dass die Militäranlagen teilweise größer sind als die zivilen Wohngebiete. Das ist zu einer Strategie geworden. Diese militärischen Flächen wurden sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes, d.h. der Grenzen der Besatzungstaaten zwischen den Landesteilen Kurdistans, ausgeweitet. Leider ist die gleiche Situation derzeit in Südkurdistan zu beobachten. Viele Regionen sind im Laufe der Jahre für die Ansiedlung der türkischen Besatzungstruppen von der mit dem türkischen Faschismus kollaborierenden südkurdischen PDK (Demokratische Partei Kurdistans) vollständig entvölkert worden. Seit den 90er Jahren wird Südkurdistan systematisch in eine türkische Militärgarnison transformiert.

PDK liefert Kurdistan auf dem Silbertablett aus

Der türkische Staat unter Erdoğan hat seine Angriffe in den letzten Jahren maximiert, offensichtlich mit dem Ziel, den Genozid zu vollenden. Während der türkische Staat seine fortlaufenden Invasionsversuche in den Guerillagebieten fortsetzte, wurde auch die Einrichtung einer Pufferzone vorbereitet. Diese sollte sich von Nordkurdistan bis zur Grenze von Ostkurdistan erstrecken. Um dies umsetzen zu können, sollte die Bevölkerung durch eine umfassende Angriffswelle vertrieben und die Region in ein rein militärisches Gebiet umgewandelt werden. Der türkische Staat errichtete Hunderte von Kilometern an Mauern und führte unzählige Angriffe durch, um eine Pufferzone von 30 Kilometer Breite zu schaffen. Die Angriffe werden auf dieser Basis fortgesetzt.

Die Guerilla konnte mit ihrem Widerstand die Angriffe weitgehend vereiteln, aber die Kollaborateure haben es nicht versäumt, der türkischen Armee jedes Mal das, was sie aus eigener Kraft nicht schaffen konnte, auf dem Silbertablett zu servieren. In den vergangenen drei Jahren führten Truppen der PDK immer wieder persönlich die türkische Armee in die Guerillagebiete, um die Geduld der Guerilla auf die Probe zu stellen. Ausgehend von Behdînan errichtete die PDK Dutzende von Stützpunkten für die türkische Armee und begann, die Bevölkerung aus diesen Gebieten zu vertreiben. Insbesondere die Dörfer in der Nähe der Guerillagebiete wurden direkt ins Visier genommen.

Hunderte Dörfer geräumt

Bei den Angriffen des türkischen Staates auf diese zivilen Gebiete sind fast 100 Zivilistinnen und Zivilisten ums Leben gekommen. Hunderte von Dörfern wurden geräumt und in türkische Besatzungszonen umgewandelt. Diese Gebiete sind für die Zivilbevölkerung gesperrt. Weder die Zivilbevölkerung noch ihre Tiere dürfen sich diesen Gebieten auch nur auf wenige hundert Meter nähern. Das Beschämendste daran ist, dass es die Kräfte der PDK sind, die den Menschen den Zugang zu diesen Gebieten verwehren und für die Sicherheit der türkischen Stützpunkte sorgen.

Die Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Weintraubenanbau und Gartenarbeit in der Region verdienen, werden der Armut preisgegeben. Sie dürfen ihre Gärten nicht betreten. Die Menschen in der Region, die sich ohnehin bereits in einer sehr prekären ökonomischen Lage befanden, haben dadurch noch mehr Schwierigkeiten. Während einige von ihnen in die Städte abwandern, versuchen die jungen Menschen, nach Europa zu gelangen. Viele von ihnen sterben auf diesem Weg. Während die PDK und die Familie Barzanî, die sich jeden Quadratzentimeter Südkurdistans im Sinne des türkischen Staates anzueignen versuchen, Tag für Tag reicher werden, sind die Menschen in Südkurdistan zu Hunger und Elend verdammt.

Von Behdînan bis Bradost

Vor allem in den letzten beiden Jahren hat der türkische Staat mit Hilfe der PDK versucht, viele Gebiete, aus denen die Zivilbevölkerung vertrieben worden ist, zu verbinden und eine Pufferzone entlang der Grenze von Südkurdistan zu schaffen. Dieses Gebiet reicht von Behdînan bis Bradost. Es wurden zahlreiche Stützpunkte entlang der Amêdî-Front errichtet. Obwohl es sich dabei vorgeblich um PDK-Kräfte handelt, befinden sich türkische Soldaten in diesen Stützpunkten. Die türkische Armee, die vor kurzem einen neuen Stützpunkt in der Region Bradost errichtet hat, versucht, ihre Aktivitäten in dieser Region weiter hochzufahren. In der Region Balekayetî hat sie viele neue Stützpunkte errichtet. Die PDK-Kräfte haben alle Vorbereitungen dafür getroffen. Der türkische Staat hat auch in der Region Mehmudiyê an den Grenzen von Zaxo und Batûfa sowie an den Grenzen Rojavas zu Başûrê Kurdistanê neue Stützpunkte errichtet. So soll diese Pufferzone erweitert und ein Hinterland für eine neue Invasionsoperation gegen Rojava vorbereitet werden. Diejenigen, die sich der Besatzung widersetzen, werden aufgrund der von den PDK-Truppen gelieferten Informationen angegriffen und ermordet.

Die PDK opfert Südkurdistan

Gegenwärtig wird versucht, mit diesen Stützpunkten und bereits errichteten Basen die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan vollständig einzukesseln und eine militärische Pufferzone zu schaffen. Es ist bekannt, dass in den letzten zwei Jahren Start- und Landebahnen für die Aufklärungsflugzeuge des türkischen Staates in den von der PDK kontrollierten Gebieten gebaut wurden. Von diesen Gebieten aus werden viele militärische Luft- und Luftlandeeinheiten, die bei den Invasionsangriffen gegen Guerillagebiete eingesetzt werden, entsandt. Die PDK opfert Başûr vollständig der türkischen Besatzung, nur damit der Guerillakampf geschwächt wird. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich alle Menschen in Südkurdistan zusammenschließen und sich gemeinsam am aufopferungsvollen Freiheitskampf der kurdischen Guerilla beteiligen.


 

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