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AANES (Rojava) fordert Unterstützung bei IS-Prozessen

Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens strebt Prozesse gegen ausländische IS-Täter an. Doch dieses Unterfangen stellt die Behörden vor große Herausforderungen, die ohne Unterstützung der internationalen Gemeinschaft nicht zu stemmen sind.

Seit dem militärischen Ende der Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS) im Frühjahr 2019 muss die Autonome Administration Nord- und Ostsyriens (AANES) mit zehntausenden gefangenen IS-Dschihadisten aus aller Welt und ihren Familienangehörigen allein fertig werden. Genauso lange verhallen ungehört Appelle der Selbstverwaltung an die Staatengemeinschaft, ihre Verantwortung zu schultern und ihre in der Region festgehaltenen Bürgerinnen und Bürger zurückzuholen. Auch was die Forderung der AANES betrifft, ein internationales IS-Tribunal in der Region einzurichten, haben die Herkunftsländer ihre Pflicht versäumt.

Als Ausweg hatte die AANES daher im Juni verkündet, ausländische Mitglieder der Dschihadistenmiliz selbst anzuklagen. Doch dieses Unterfangen stellt Nord- und Ostsyrien vor große finanzielle, logistische und rechtliche Herausforderungen. Der Selbstverwaltung fehlt es aktuell an Kapazitäten, diese Prozesse ohne internationale Unterstützung zu stemmen. Vor allem der Bedarf an weiteren Hafteinrichtungen zur sicheren Unterbringung der IS-Dschihadisten, gerade im Hinblick auf zunehmende Bedrohungen durch die Terrorgruppe und Sicherheitsmaßnahmen dagegen, übersteigt derzeit die Möglichkeiten der Autonomiebehörden deutlich.

In einem neuerlichen Appell forderte die AANES die internationale Gemeinschaft am Montag nun auf, die nötige Unterstützung zu gewähren und mit ihr zusammenzuarbeiten, um die juristische Verfolgung von IS-Tätern alsbald zu ermöglichen und international Gerechtigkeit zu gewährleisten. Darüber hinaus ruft die Selbstverwaltung den Westen dazu auf, sich dem Schicksal der IS-Kinder anzunehmen und bei der Einrichtung von Rehabilitationszentren zu helfen. Allein im Auffanglager Hol bei Hesekê gibt es mehr als 20.000 Kinder von IS-Angehörigen. Viele sind unter zwölf Jahre alt und werden in islamistischer Ideologie indoktriniert. Das macht die IS-Nachwuchsschmiede Hol zu einem der gefährlichsten Orte weltweit.

„Wir brauchen spezielle Bildungseinrichtungen, um diese Kinder wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Sie sind Opfer der Idee des Terrors“, heißt es in der Mitteilung. Und weiter: „Ihre Aufklärung und Rehabilitierung wird eine Bedrohung verhindern, die künftig die ganze Welt betreffen könnte. Jede Verzögerung erhöht dieses Risiko. Die Staatengemeinschaft muss endlich die Bereitschaft zu erkennen geben, den IS-Kindern eine gute und lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, um so die Bedingungen für die Ausbreitung der IS-Ideologie aus dem Weg zu räumen und auch die berechtigten Interessen aller regionalen Komponenten zu schützen.“

 

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