Femizide in der Türkei auf Höchststand
Erdogan behauptete im Wahlkampf, unter seiner Regierung sei Gewalt gegen Frauen auf ein Minimum reduziert worden. Im vergangenen Monat wurden in der Türkei 20 Frauen erschossen, 14 erstochen, vier totgeschlagen, eine erwürgt und eine verbrannt.
Der wiedergewählte Präsident Tayyip Erdogan argumentierte im Wahlkampf, unter seiner Regierung sei Gewalt gegen Frauen in der Türkei fast auf Null reduziert worden. Nach Angaben der Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu, KCDP) wurden im Wahlmonat Mai mindestens 40 Frauen von Männern getötet und 22 Frauen unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden.
„Unseren Daten zufolge war dies die höchste Zahl, die wir je veröffentlicht haben“, teilt die Plattform in ihrem Monatsbericht zu Femiziden in der Türkei mit und erklärt in Richtung Regierung: „Was der Gewalt und den Morden Einhalt gebieten wird, ist die vollständige und wirksame Umsetzung der Istanbul-Konvention und der Resolution 6284. Ihre frauenfeindlichen Reden, Ihre Angriffe auf Gesetze und Institutionen zum Schutz von Frauen verstärken Gewalt und Femizide. Sie ermutigen die Täter und klopfen den Mördern geradezu auf die Schulter. Die politische Macht und ihre Bündnisse, die im Mai die Rechte der Frauen zum Wahlkampfthema gemacht haben, sind für diesen Anstieg verantwortlich.“
40 Femizide, 22 verdächtige Todesfälle von Frauen im Mai
Die Plattform veröffentlicht seit 2010 Daten zu Femiziden. In der Statistik für Mai heißt es: „In diesem Monat wurden 40 Frauenmorde begangen, und 22 Frauen wurden auf verdächtige Weise tot aufgefunden. Von den 40 ermordeten Frauen wurden sieben unter dem Vorwand getötet, Entscheidungen über ihr eigenes Leben treffen zu wollen, wie z.B. sich scheiden lassen zu wollen, sich einer Versöhnung zu verweigern, nicht zu heiraten oder keine Affäre zu haben.“ In vielen Mordfällen seien die Umstände unklar, weil „Gewalt gegen Frauen und Femizide unsichtbar gemacht werden. Solange nicht ermittelt wird, wer und warum Frauen getötet werden, solange es keine fairen Prozesse gibt, solange Verdächtige, Angeklagte und Mörder keine abschreckenden Strafen erhalten, solange keine präventiven Maßnahmen ergriffen werden, setzt sich die Gewalt in veränderten Dimensionen fort“.
Von wem wurden die Frauen getötet?
Von den 40 Frauen, die im Mai ermordet wurden, wurden zwölf von den Männern getötet, mit denen sie verheiratet waren, acht von einem Bekannten, sieben von ihren Intimpartnern, sechs von ihren Ex-Partnern, drei von ihren Söhnen, zwei von ihren Brüdern und zwei von Verwandten.
Wo und wie wurden die Frauen ermordet?
30 Frauen wurden in ihren Wohnungen getötet, sieben auf der Straße, eine in einem Auto, eine an einem verlassenen Ort. Ein Tatort konnte nicht ermittelt werden. Die Hälfte der Femizide in diesem Monat wurde mit Schusswaffen begangen, 14 mit scharfen Gegenständen. Vier Frauen wurden totgeschlagen, eine erwürgt und eine verbrannt.
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