Einsturzgefährdete Gebäude werden als „bewohnbar“ deklariert
Nach dem schweren Erdbeben am 6. Februar deklariert der türkische Staat immer mehr teilweise einsturzgefährdete Gebäude als „gering beschädigt“ und damit als bewohnbar.
22 Tage sind seit dem Erdbeben mit Epizentrum im nordkurdischen Landkreis Elbistan vergangen. Immer noch sind viele Häuser verschüttet und es dringt Leichengeruch aus den Trümmern. Währenddessen läuft die Schadenserfassung durch die türkische Regierung. Viele Menschen sind wütend, weil ihre schwer beschädigten Gebäude als „bewohnbar“ deklariert werden. Die Menschen haben Angst, dass ihre Häuser einstürzen können. Wie groß diese Gefahr ist, zeigt, dass erst am Sonntag in Elbistan erneut die Erde mit einer Stärke von 4,3 bebte.
„Der Boden trägt das Gebäude nicht mehr“
Das Haus von Bayram Dağ, der seit Jahren im Baugewerbe tätig ist, wurde ebenfalls als leicht beschädigt eingestuft. Dağ erklärt gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya, dass ein solches Gutachten nicht ohne Entnahme von Bohrkernen erstellt werden könne, und sagt: „Unser Haus wurde als ‚gering beschädigt‘ eingestuft. Die Risse werden durch die Nachbeben immer größer. Ich kontrolliere das Gebäude jeden Tag. In den nächsten sechs bis sieben Monaten werden sich die Risse ausweiten. Der Boden trägt das Gebäude nicht mehr. Es wird als geringfügig beschädigt gemeldet, weil die tragenden Teile noch stark sind, aber der Boden unter dem Gebäude hat sich verschoben. Zwei große Gebäude daneben sind bereits eingestürzt. Dieses Gebäude steht noch und hält, weil die tragenden Teile noch verankert sind. Doch bei der kleinsten Bewegung wird sich das Fundament verschieben und es wird Tote geben. Sollen hier Menschen sterben? Ohne Bohrkerne zu nehmen, kann man nicht ernsthaft behaupten, dass das Gebäude leicht beschädigt ist. Die Wand mag nur leicht beschädigt sein, aber man muss schauen, wie es unter dem Fundament aussieht.“
„Bei einem weiteren Beben werden wir unter Trümmern begraben“
Hatice Günay wohnt im Erdgeschoss eines ebenfalls als „leicht beschädigt“ eingestuften Gebäudes. Günay berichtet, dass die Inspektionsteams das Fenster einschlagen und so in das Haus eindringen mussten, da die Tür aufgrund des Drucks, der durch das beschädigte Dachgeschoss entstanden ist, nicht geöffnet werden konnte. Günay geht aus Angst nicht mehr in ihr beschädigtes Haus. Sie berichtet über die Arbeit der Inspektionsteams: „Sie schlagen einfach mit einem Hammer darauf und sagen: ‚Das Haus ist stabil‘. Wenn das Haus stabil ist, warum ist das dann passiert? Die untere Etage trägt die ganze Last. Wenn die untere Etage einstürzt, ist alles vorbei und weg. Wir leben hier mit drei Personen. Bei einem zweiten Erdbeben werden wir darunter begraben.“
„Sollen sie doch selbst darin wohnen“
Fast alle Wände in Günays Haus weisen Risse auf. Auch an der Decke sind Risse zu sehen. Dennoch wurde das Haus als „leicht beschädigt“ eingestuft. Hatice Günay kommentiert: „Wenn es nur leicht beschädigt ist, sollen sie doch kommen und selbst hier wohnen. Würden Sie in diesem Haus wohnen? Wir müssen selbst für uns sorgen, wir haben kein Einkommen und mein Mann ist krank. Sie sagen: ‚Es ist leicht beschädigt. Sie können die Möbel in die Mitte räumen und die Wände reparieren.‘ Wie soll ich die Sachen wegräumen und sie in diesem Durcheinander reparieren? Sie sind alle kaputt und verschüttet. Uns bleibt nichts
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