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Göttingen, 9.2.2023
Lieber Herr Speidel,
Es ist entsetzlich: Stündlich steigt die Zahl der Erdbebenopfer in Nordsyrien, der Türkei und umliegenden Ländern.
Wie ich selbst auch bangen viele Menschen in Deutschland um das Leben
und die Gesundheit von Verwandten, Freund*innen und Bekannten vor Ort.
Bei all dem unermesslichen Leid gilt meine Sorge jedoch ganz besonders
den Menschen in Nordsyrien. Denn sie sind ganz auf sich allein gestellt!
Dort leben vor allem Kurd*innen und andere Minderheiten und weder der
türkische noch der syrische Staat sind ernsthaft an ihrer humanitären
Versorgung interessiert. Schlimmer noch: Nach dem Erdbeben hat die türkische Armee keine 24 Stunden damit gewartet, dort wieder kurdische Siedlungen zu bombardieren.
Erdogan macht die humanitäre Katastrophe dadurch mutwillig noch
verhängnisvoller. Kritik aus Deutschland oder anderen Nato-Staaten?
Fehlanzeige. Das ist schockierend!
Doch für die Verschütteten und Not leidenden Überlebenden zählt jede Stunde. Sie bitten verzweifelt um Hilfe. Schon deshalb muss die Türkei ihre Grenzübergänge nach Syrien sofort öffnen! Dringend fordern wir die Bundesregierung dazu auf, unseren Nato-Partner unmissverständlich dazu zu drängen!
Wir machen weiter Druck auf Berlin: Deutschland muss sein internationales Gewicht außerdem dafür nutzen, das unsägliche Verhalten der türkischen Regierung zu beenden. Bitte unterstützen Sie diese wichtige Arbeit!
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Falls Sie Familie oder Bekannte in den
betroffenen Gebieten haben, sind wir in Gedanken bei Ihnen und wünschen
ihnen von Herzen viel Kraft und Gesundheit.
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Ich grüße Sie herzlich
Ihr Kamal Sido
Referent für ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten und Nationalitäten | | | | |
Quelle: ZDF
Experte rügt fehlende Kritik von Nato-Ländern an Ankara
Auch der Nahost-Experte der
Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal SidoI machte der Türkei schwere
Vorwürfe: Diese habe in der Nacht zu Dienstag das vom Beben betroffene
Umland von Tal Rifaat angegriffen. In diesem nördlich der Stadt Aleppo
liegenden Gebiet hätten kurdische Vertriebene aus der Region Afrin
Zuflucht gefunden.
Es ist
skandalös, dass ein Nato-Staat eine humanitäre Katastrophe mutwillig
verschlimmert. Von anderen Nato-Ländern kommt dazu kein Wort der Kritik.
Kamal Sido, Nahost-Experte
Die jahrelange Blockade der kurdisch
kontrollierten Gebiete Nordsyriens durch die Türkei und ihre westlichen
Partner verschlimmere die Lage in den Erdbebengebieten zusätzlich.
Medizinische Versorgung wegen Bürgerkrieg in Trümmern
"Das gesamte medizinische
Versorgungssystem lag wegen des andauernden Bürgerkrieges sowie
syrischer und russischer Angriffe bereits in Trümmern", sagte er. Jetzt
könnten viele Verletzte nicht versorgt werden. Die Türkei habe die
Grenzübergänge in die kurdischen Gebiete Nordsyriens für humanitäre
Lieferungen geschlossen gehalten. Er fordert:
Für
islamistische Kämpfer und moderne Waffen waren diese Grenzen immer
geöffnet. Jetzt müssen endlich auch humanitäre Lieferungen für
Nordsyrien und für ganz Syrien durchgelassen werden.
Kamal Sido, Nahost-Experte
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