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Gebäudetrümmer werden ohne Untersuchung beseitigt



Im Erdbebengebiet in der Türkei werden mittlerweile Gebäudetrümmer ohne vorherige Durchsuchung beseitigt. Die HDP-Abgeordnete Züleyha Gülüm berichtet aus der stark zerstörten Stadt Hatay.

Die HDP-Abgeordnete Züleyha Gülüm hat sich in Hatay gegenüber ANF über die Situation im Erdbebengebiet geäußert. In der gesamten Provinz habe es große Zerstörungen gegeben, die Bergungsarbeiten hätten sehr spät begonnen, erklärte die Politikerin und Rechtsanwältin am Samstag:

„Im Zentrum von Hatay, in Samandağ, Antakya, Defne und vielen anderen Orten gibt es keine Gebäude mehr, die man betreten kann. Auch wenn das Gebäude nicht eingestürzt ist, so ist es doch stark beschädigt, und in dieser Hinsicht besteht ein sehr ernstes Problem. Es gibt immer noch Menschen unter den Trümmern, aber es ist zu spät, weil die Such- und Rettungsmaßnahmen von Anfang an unzureichend waren. Im Moment versuchen die Menschen, ihre Toten auszugraben.

Natürlich gibt es hier Probleme in der staatlichen Organisation. Es gibt keine Organisation im Transportwesen. Diesbezüglich wurden keine strukturellen Vorbereitungen getroffen. Der Flughafen ist ein Problem, da er auf einer Bruchlinie gebaut wurde. Das Gebäude der Katastrophenschutzbehörde AFAD und das Krankenhaus sind eingestürzt. Daher gibt es ernsthafte Probleme bei der Erbringung solcher Dienstleistungen. Menschen finden ihre Angehörigen nicht, sie wurden ins Krankenhaus gebracht und werden vermisst. Einige wurden in andere Krankenhäuser verlegt, aber da die Aufzeichnungen nicht klar geführt werden, können die Menschen ihre Angehörigen nicht finden und wissen nicht, ob sie noch leben. Es gibt auch einen Mangel an Medikamenten."

Die Verluste sind viel höher als angenommen

Gülüm verweist auf die große Solidarität und sagt, dass sowohl ihre Partei HDP als auch revolutionäre Strukturen den Menschen in Hatay helfen: „Es gibt eine starke Unterstützung von außen. Es kommen viele Freiwillige. Die Hilfe kommt aus der ganzen Türkei, aus Kurdistan und aus dem Ausland. In diesem Sinne gibt es eine starke Solidarität. Dieses Bild ist wichtig, aber es gibt sehr große Verluste, weil die Mechanismen, die es hätte geben müssen, nicht eingerichtet wurden und keine Vorbereitungen getroffen wurden. Es sieht so aus, als ob die Zahl der Opfer viel höher sein wird, als bisher angenommen. Denn wenn wir uns die vom Staat bekannt gegebenen Zahlen und die Zahlen hier im Allgemeinen ansehen, können wir feststellen, dass es sehr große Unterschiede gibt."

Selbstorganisierte Hilfe in Hatay

Zuerst müssen die Toten geborgen werden

Im Erdbebengebiet in der Türkei werden mittlerweile Gebäudetrümmer ohne vorherige Durchsuchung beseitigt. Das wird unter anderem von Jurist:innen stark kritisiert. Züleyha Gülüm sagt zu den Bemühungen um eine schnelle Beseitigung der Trümmer:

„Wir haben das an einigen Stellen gesehen, die Trümmer werden vollständig entfernt. Dies ist in zweierlei Hinsicht problematisch: Zum einen bedeutet die Beseitigung der Trümmer vor der Bergung der Toten die Zerstörung der Leichen. Wenn es hier eine Leiche gibt, muss sie identifiziert werden. Durch die Beseitigung der Trümmer wird es sehr schwierig sein, sie zu identifizieren.

Zweitens müssen auch die Gebäude untersucht werden. Sie sind eingestürzt und es gibt Verantwortliche dafür. Damit Ermittlungen stattfinden können, müssen diese Gebäude untersucht und Proben entnommen werden. Das Gebäude muss fotografiert werden, und die Situation muss ermittelt werden. Wenn der Schutt bereits beseitigt ist, ist es nicht möglich, diese Dinge zu tun. Das wird in Zukunft zu Problemen führen."

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