Kobanê: Männer protestieren gegen patriarchale Gewalt
In Kobanê haben Männer gegen patriarchale und staatliche Gewalt protestiert. „Frauenbefreiung ist Voraussetzung für eine freie Gesellschaft. Deshalb sagen wir: Nein zu patriarchalen Machtansprüchen und männerdominierter Herrschaft - Jin, Jiyan, Azadî.“
Im nordsyrischen Kanton Kobanê sind am Montag hunderte Männer auf die Straße gegangen, um gegen patriarchale und staatliche Gewalt an Frauen zu protestieren. Anlass der Demonstration, die von Kongra Star, dem Dachverband der Frauenbewegung in Nord- und Ostsyrien, organisiert wurde, ist der bevorstehende 25. November. Der Tag gilt weltweit als Kampftag gegen Gewalt an Frauen.
Die Demonstration trug das Motto „Gegen jegliche Art von staatlicher und patriarchaler Gewalt – Jin, Jiyan, Azadî“. Viele Männer, die aus verschiedenen Regionen der Euphrat-Region angereist waren, trugen Bilder von kurdischen Frauen, die Opfer von Femiziden wurden: Jina Mahsa Amini, deren gewaltsamer Tod durch die iranische Sittenpolizei in Teheran einen revolutionären Aufbruch im Land entfachte; Nagihan Akarsel, die in Silemanî vom türkischen Geheimdienst hingerichtet wurde; Deniz Poyraz, die beim rassistischen Anschlag auf das HDP-Büro in Izmir ihr Leben verlor. Die Konterfeis dieser und weiterer Frauen, darunter Opfer völkerrechtswidriger Drohnenangriffe der Türkei in Rojava, blickten dutzendfach aus der Demonstration hervor.
Startpunkt des Aufzugs war der Şehîd-Egîd-Platz – benannt nach dem
legendären Guerillakommandanten Mahsum Korkmaz, der 1984 „den ersten
Schuss“ der PKK abgab und damit den bewaffneten Widerstand in Kurdistan
einleitete. Lautstark und ausgestattet mit Fahnen der Kongra Star zogen
die Demonstranten bis zum Qada Jina Azad, dem Platz der freien Frau.
Hier mündete der Protest in eine Kundgebung. Als Redner trat Mihemed
Şahîn, Ko-Vorsitzender des Exekutivrats der Euphrat-Region, auf.
„Das männliche Herrschaftssystem baut auf der Versklavung der Frauen und allen weiteren unterdrückten Geschlechtern auf. Denn es weiß, dass Frauenbefreiung die Voraussetzung für eine freie Gesellschaft ist“, stellte Şahîn einleitend fest. „Aus diesem Grund befindet sich das patriarchale System im Angriff. Es will Frauen einschüchtern, ihren Widerstand brechen und ihnen ihre hart erkämpften Errungenschaften wieder entreißen. Denn seine Existenz fußt auf der Unterwerfung der Frau. Wenn es dem System gelingt, den Willen und die Organisiertheit von Frauen zu vernichten, wird die gesamte Gesellschaft in die absolute Sklaverei gestürzt werden. Jeder einzelne von uns ist dafür verantwortlich, patriarchalen Machtansprüchen und Gewalt gegen Frauen einen Riegel vorzuschieben.“
Weiter führte Şahîn aus: „Wenn ein Volk in Frieden und Freiheit leben
möchte, muss es zuerst für die Befreiung der Frau kämpfen. Es muss sich
gegen diejenigen stellen, die Frauen unterdrücken, sie objektifizieren
und sie demütigen. Solange auch nur eine Frau als Sklavin behandelt
wird, wird es keine Freiheit geben. Hier, an diesem historischen Platz
in Kobanê, an dem Frauen den Sieg über die Terroristen vom IS errungen
haben, fordere ich alle Männer auf: Überwindet den dominanten Mann und
verändert ihn. An die Frauen appelliere ich: Erhebt überall wo Ihr seid
Eure Stimme gegen Despotismus.“ Mit Applaus und Jin-Jiyan-Azadî-Rufen
endete die Zusammenkunft.
Im Kanton Şehba fand ebenfalls eine von Männern getragene Demonstration gegen Gewalt gegen Frauen statt.
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