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Iran: "Kurdistan ist unser Auge unnd unser Licht!"

Die Aufstände in Iran gehen trotz massiver Gewalt der Sicherheitskräfte weiter, laut IHR sind bisher 154 Demonstrant:innen getötet worden. Die Menschen wollen sich nicht mit Reformen zufrieden geben, sie fordern ein Ende der Mullah-Diktatur.

Die Mitte September nach dem gewaltsamen Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini durch die massive Misshandlung der iranischen Sittenpolizei in Rojhilat (Ostkurdistan) und Iran ausgebrochenen Aufstände weiten sich aus. Die Sicherheitskräfte gehen mit brutaler Gewalt gegen die Proteste vor, nach Angaben von Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo sind landesweit mindestens 154 Demonstrant:innen getötet worden, darunter neun Minderjährige.

Blutiger Freitag in Zahedan

Die meisten Toten wurden aus Sistan-Belutschistan gemeldet, die Zahl der bestätigten Todesopfer bei dem blutigen Massaker am vergangenen Freitag in der Stadt Zahedan sei auf 63 gestiegen, teilte IHR am Dienstag mit. IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam erklärte: „Die Tötung von Demonstrierenden in Iran, insbesondere in Zahedan, stellt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Die internationale Gemeinschaft hat die Pflicht, dieses Verbrechen zu untersuchen und zu verhindern, dass die Islamische Republik weitere Verbrechen begeht."
Am 30. September versammelten sich Menschen nach dem Freitagsgebet in Zahedan, um gegen die Vergewaltigung einer 15-jährigen Belutschin durch den Polizeichef von Chabahar zu protestieren. Der Protest wurde von den Sicherheitskräften blutig niedergeschlagen. Dieser Tag wird seitdem als der blutige Freitag von Zahedan bezeichnet. Die Zahl der Getöteten wurde von der Baluch Activists Campaign mit 41 angegeben, inzwischen wurde sie auf 63 Personen aktualisiert. Da viele Menschen schwer verletzt wurden, wird davon ausgegangen, dass die Zahl der Toten noch steigen wird.

Proteste gehen weiter

Die landesweiten Proteste in Iran gehen weiter, auch Universitäten und Schulen beteiligen sich daran. Nach dem gewaltsamen Vorgehen gegen Studierende am 2. Oktober an der Sharif-Universität in Teheran fanden am nächsten Tag Proteste an 23 weiteren Universitäten statt. Auch in Rojhilat gingen Schülerinnen und Studentinnen an vielen Orten auf die Straßen und nahmen demonstrativ ihre Kopftücher ab. Am Dienstagabend fanden Straßenproteste in Sine (Sanandaj), Kirmaşan, Ilam, Urmiye, Diwandere, Seqiz, Merîwan, Mahabad, Dêwlan und weiteren Orten statt. In digitalen Netzwerken kursieren diverse Videos von den Aufständen. Die zentralen Parolen lauten weiterhin „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) und „Tod der Diktatur“. Trotz der schwierigen Nachrichtenlage aufgrund der Fülle der Ereignisse und der Unterdrückung von Informationen durch das iranische Regime wird deutlich, dass die Menschen sich nicht mit Reformen zufrieden geben wollen, sondern ein Ende der Mullah-Diktatur fordern. Bemerkenswert ist bei den aktuellen Aufständen, dass sie von Frauen angeführt werden und die verschiedenen Bevölkerungsgruppen verbinden. So lautete eine außerhalb der überwiegend kurdisch besiedelten Gebiete häufig gerufene Parole: „Kurdistan ist unser Auge und unser Licht“.

 

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