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Das Leben im Frauendorf JINWAR geht trotz Krieg weiter


In der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien herrscht Krieg, auch in der Nähe von JINWAR sind türkische Bomben eingeschlagen. Das Leben in dem Frauendorf geht trotzdem weiter.

Das Leben im Frauendorf JINWAR geht trotz der türkischen Angriffe auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien weiter. Das teilen die Bewohnerinnen in ihrem Newsletter für September mit: „Seit unserem letzten Newsletter ist einige Zeit vergangen und wir freuen uns, euch einen Überblick über das Geschehen und die aktuelle Situation hier in JINWAR und in der Autonomen Verwaltung Nord- und Ostsyriens zu geben. Wie wir bereits in unserem letzten Newsletter erwähnt haben, befinden wir uns seit dem 17. April 2022 in einer intensiven Phase des Krieges. In der Zeit zwischen Juni und August gab es viele Drohnenangriffe und Angriffe des türkischen Staates gegen die Menschen in der Autonomen Region und insbesondere auch gegen Frauen, die sich aktiv am Aufbau und der Verteidigung der Region beteiligen. Wir erinnern uns an Jiyan Tolhildan, Roj Xabûr und Barîn Botan, die am 22. Juli 2022 auf dem Rückweg vom Forum zu zehn Jahre Frauenrevolution gefallen sind.“

Bombenanschläge in der Nähe von JINWAR

Einige der Bombenanschläge fanden in der Nähe von JINWAR statt, und diese Situation hat auch Auswirkungen auf das Dorf, erklären die Bewohnerinnen: „Wir haben keine Angst in der aktuellen Situation, aber natürlich erschreckt das Geräusch einer Waffe die Kinder. Es hat Auswirkungen auf alle Mütter und Kinder - ob man es will oder nicht - vor allem, wenn wir hören, dass Kinder getötet werden. Aber trotz alledem ist für uns als Frauen und Mütter klar: Wir werden den Ort nicht verlassen und wir werden das Dorf und die Häuser verteidigen. Einige Mütter haben eine Erklärung abgegeben, in der sie sagen, dass sie trotz der Drohungen des türkischen Staates hier weiterleben und sich ein neues Leben in Freiheit aufbauen werden. Vielleicht habt ihr auch das Video auf unserem Facebook-Account gesehen, in dem die Kinder von JINWAR eine klare Stellungnahme zu den Angriffen des türkischen Staates abgeben: ,Wir müssen alle unsere Träume erfüllen. Nieder mit der türkischen Besatzung.'“

JINWAR ist ein lebendiger Ort

„Das Dorf war und ist immer ein lebendiger Ort. Was die Situation jetzt betrifft, so gibt es nicht so viele Besuche und das Kommen und Gehen ist eingeschränkt, aber wir freuen uns immer über alle, die den Weg zu uns finden. Zum Beispiel haben Journalistinnen unser Dorf besucht, um über JINWAR zu schreiben und die Idee unseres Dorfes zu verbreiten. Sobald ihr Bericht veröffentlicht wird, informieren wir euch über unsere Social Media Accounts.

Trotz der Kriegssituation geht das Leben im Dorf weiter und wir sind in der Lage, uns zu entwickeln und neue Schritte zu unternehmen. Wir haben eine Ausbildung zum Nähen erfolgreich abgeschlossen. Die Frauen, die an der Ausbildung teilgenommen haben, sind nun in der Lage, in diesem Bereich selbstständig zu arbeiten. Der kurdische Sprachunterricht für die Frauen wird ebenfalls fortgesetzt, was wir auch als eine sehr wichtige Selbstverteidigung ansehen. Die kurdische Sprache wurde viele Jahre lang in allen Teilen Kurdistans unterdrückt, und hier in der Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien können wir die Sprache wieder zum Leben zu erwecken. Aber es sind nicht nur die Mütter, die lernen. Im Moment ist die Schule für die Kinder noch geschlossen und es sind Ferien, aber die Vorbereitung der Kinder auf den Schulbesuch laufen.“

Vorbereitungen auf den Winter

„Wie ihr wisst, sind wir in JINWAR von Tieren und einem gemeinsamen Garten umgeben. Im letzten Monat haben wir die Produkte des Feldes wie Kichererbsen und Linsen geerntet. Wir behalten das, was wir brauchen, und den Rest verkaufen wir, um ein kleines Einkommen zu haben. Außerdem haben die Schafe des Dorfes Milch gegeben, die an die Mütter weitergegeben wurde. So kann jetzt jedes Haus, jede Familie Käse herstellen. Leider ist unsere einzige Kuh gestorben. Sie war krank und wir konnten leider nichts dagegen tun. Aber es gibt noch ein Kalb, welches Çawreş heißt, was ,schwarzes Auge' bedeutet.

Wenn ihr diesen Newsletter lest, beginnen wir mit den Vorbereitungen für den Winter. Wir konservieren Gemüse wie Auberginen, um sie haltbar zu machen, und wir verstärken die Häuser, um für die kalten Zeiten gerüstet zu sein. Das Leben geht für uns als auch in dieser Kriegssituation weiter. Wir sind davon überzeugt, dass der Aufbau eines sinnvollen Lebens, umgeben von Frauen, eine Möglichkeit ist, uns und die Gesellschaft in dieser Zeit zu verteidigen. Wie immer freuen wir uns, von euch und euren Überlegungen, Plänen für die Zukunft und Gedanken zu hören.“

JINWAR: Pilotprojekt aus Frauenperspektive

Das Frauendorf JINWAR liegt im Westen von Dirbêsiyê im Kanton Hesekê. Die Planung des Projekts begann im Jahr 2016 und der Aufbau am 10. März 2017. Das Dorf wurde offiziell am 25. November 2018 eröffnet. In JINWAR leben Frauen mit verschiedener Herkunft. Neben Ezidinnen, Christinnen, Muslima, Kurdinnen, Suryoye und Araberinnen nehmen auch Frauen von überall aus der Welt am Dorfleben teil. In dem von Frauen aufgebauten Dorf wurden eine ökologische Wirtschaft, Frauensolidarität und ein gemeinsames und freies Leben entwickelt.

Die Bewohnerinnen von Jinwar freuen sich über Rückmeldungen, Ideen und Vorschläge und sind über die Mailadresse womensvillage.jinwar@gmail.com erreichbar. Spenden an das Frauendorf können über folgende Bankverbindung überwiesen werden: MIKA Asociation de sororidad internacionalista Betreff: JINWAR Bank: Caixa d’engenyiers IBAN: ES4230250025201400027571 SWIFT: CDENESBBXXX

 

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