HPC: Ohne Verteidigung sind wir dem Genozid ausgesetzt
Mitglieder der nordsyrischen HPC rufen zur Stärkung der Selbstverteidigung auf und warnen: „Wenn wir unsere Verteidigung nicht ausbauen, sind hier alle vom Genozid bedroht.“
Die Gesellschaftlichen Verteidigungskräfte (HPC) schützen Stadtviertel, Städte und Dörfer in Nordostsyrien und Rojava sowohl nach innen als auch nach außen. Als Verteidigungslinie der Revolution und Demokratie in Rojava sind sie keine staatlichen Sicherheitskräfte, sondern der Gesellschaft untergeordnet. Das bedeutet, sie werden von den Verteidigungskommissionen der Kommunen, Selbstverwaltungseinheiten von etwa 150 Haushalten, organisiert. Die HPC haben sich immer wieder im Kampf gegen die verschiedensten Angreifer bewiesen.
Ein wichtiges Beispiel dafür war der Kampf um das selbstverwaltete Stadtviertel Şêxmeqsûd in Aleppo. Şêxmeqsûd hielt damals auf der Grundlage gesellschaftlich organisierter Verteidigungseinheiten dem Ansturm von türkeitreuen Dschihadisten stand, die unter anderem auch chemische Waffen einsetzten, als auch dem Regime in Damaskus. Der Widerstand von Şêxmeqsûd dauerte eigentlich sogar fünf Jahre. Das Viertel wurde 2012 befreit und war bis 2017 Angriffen der Türkei, des Regimes und von Dschihadisten ausgesetzt.
„Den revolutionären Volkskrieg führen“
Fadime Mihemmed aus der Führung der Frauenorganisierung HPC-Jin berichtet gegenüber der nordsyrischen Nachrichtenagentur ANHA über den Widerstand dort: „Obwohl das Viertel von Söldnern umzingelt war und es Schwierigkeiten bei der Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Waffen gab, leisteten die Kämpfer:innen der YPG und YPJ immer weiter Widerstand. Die Mütter machten den Kämpfer:innen Essen und halfen bei der Versorgung der Verwundeten. Auf diese Weise war der Widerstand erfolgreich.“ Mihemmed sieht im Widerstand von Şêxmeqsûd ein Beispiel für den Kampf heute gegen die türkische Armee und sagt: „In dieser Phase müssen wir einen revolutionären Volkskrieg führen. Die Beteiligung des Volkes macht den Erfolg der Revolution aus.“
Fadime Mihemmed aus der Leitung der Frauenorganisierung HPC-Jin
Das Modell der gesellschaftlichen Selbstverteidigungskräfte HPC wurde 2015 in Aleppo geboren und in Qamişlo weiterentwickelt. Es breitete sich in kleinen Schritten über ganz Nord- und Ostsyrien aus.
„Widerstand ist der einzige Weg“
Mihemmed erklärt weiter: „Es ist die Aufgabe der Frauen und der Jugend in Nord- und Ostsyrien, freie Frauen zu organisieren und den Widerstand der Jugend auszuweiten. Die Entschlossenheit freier Frauen und der Jugend ist der einzige Weg, um gegen die negativen Auswirkungen des Spezialkrieges zu kämpfen. Damit die Rolle der Frau bei allen Angriffen nach innen und außen gestärkt werden kann, muss ihre Rolle in der Gesellschaft gut organisiert sein und die Hindernisse, mit denen sie bei der Selbstverteidigung konfrontiert ist, müssen identifiziert werden.“
„Verteidigung ist Grundvorausetzung für das Weiterleben“
Das HPC-Mitglied Zerdeşt Mûsa erklärt: „Verteidigung bedeutet, für die Organisierung der Gesellschaft zu kämpfen und sich in jeder Hinsicht zu schützen. Die geschaffenen Werte können gegen die Angriffe der machtorientierten Regime mithilfe einer militärischen Organisierung verteidigt werden. Die Regierungen versuchen, das Wesen der Gesellschaft auszuhöhlen und die Gesellschaft von ihren Traditionen und moralischen Werten zu entfernen.“
HPC-Mitglied Zerdeşt Mûsa
„Verteidigung ist eine moralische Pflicht“
Mûsa bezeichnet Verteidigung als moralische Verpflichtung jedes Mitglieds der Gesellschaft, deshalb stelle jeder „Teil der Gesellschaft einen Schutzschild gegen den Krieg und die Pläne des Feindes dar“. Das HPC-Mitglied ruft zur Sensibilität gegenüber den türkischen Angriffen auf Nord- und Ostsyrien auf und fährt fort: „Das Fehlen von Verteidigung wird jeden in dieser Gesellschaft einem physischen, kulturellen und sozialen Genozid aussetzen. Widerstand bedeutet, weiterleben zu können.“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen