Silêmanî: Kurdische Zivilgesellschaft demonstriert gegen Krieg
Bei einer Demonstration in Silêmanî haben zivilgesellschaftliche Organisationen, politische Parteien und Kunstschaffende an die PDK appelliert, den Schulterschluss mit Ankara zu beenden. Die Peschmerga wurden aufgerufen, sich nicht am Krieg zu beteiligen.
In Silêmanî zogen am frühen Donnerstagabend zahlreiche Menschen durch die Stadt, um gegen den türkischen Angriff auf Südkurdistan zu protestieren und an die PDK zu appellieren, den Schulterschluss mit Ankara zu beenden. Die Türkei greift seit knapp zwei Monaten die Regionen Avaşîn, Zap und Metîna völkerrechtswidrig an. Dies wollten die Demonstrierenden nicht unbeantwortet lassen. Ein Großaufgebot an Journalist:innen begleitete sie.
Der von elf verschiedenen NGOs, Verbänden und Parteien, darunter der Frauenorganisation RJAK, Demokratische Volksfront, Asoyê Nû, Sekoy Dijî Dagirkerî und der Lokalgruppe der Union kurdischer Künstler:innen organisierte Protestzug startete am Volkspark und zog lautstark über die Salim-Straße zum Geschäftsviertel der Stadt. An dem Marsch beteiligten sich zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Kultur, darunter der in Ostkurdistan geborene Sänger Nasir Rezazî (auch Nasser Razzazi), der lange Jahre im schwedischen Exil verbrachte, sowie Mitglieder der „Internationalen Delegation für Frieden und Freiheit in Kurdistan“. Die Demonstrierenden skandierten zusammen Parolen wie „Hoch die kurdische Einheit” und „Es lebe der Widerstand der Guerilla”. Auf Schildern und Transparenten waren Forderungen nach einem sofortigen Stopp der türkischen Angriffe auf Südkurdistan und dem Abzug aller türkischen Truppen zu lesen.
Große mediale Aufmerksamkeit bei der Demonstration
Die Abschlusskundgebung der Demonstration fand im Geschäftsviertel von Silêmanî statt. Im Namen der Bewegung Tevgera Azadî sagte Rehman Resul: „Wir müssen unsere Waffen gegen den Feind richten, nicht auf unsere Geschwister. Wir rufen die Peschmerga auf, sich nicht an diesem Krieg zu beteiligen.” In Botschaften der Partei der Werktätigen, der Friedensdelegation und der Kommunistischen Partei Kurdistan wurde ein Ende der innerkurdischen Spannungen und eine stärkere Haltung gegenüber der türkischen Besatzung gefordert.
Rezazî: „Der türkische Staat ist faschistisch”
Der Sänger Nasir Rezazî hielt ebenfalls eine Ansprache. „Diese Demonstration repräsentiert die Ideen aller Menschen in Kurdistan, die sich ihrer Kultur und Kunst verschrieben haben. Wir wollen um jeden Preis vermeiden, dass Blut von Kurden durch Kurden vergossen wird”, so Rezazî. Mit Blick auf den zu eskalieren drohenden innerkurdischen Konflikt mahnte der 65-Jährige einen Dialog zwischen allen politischen Kräften in der Region an, um den Weg zu Frieden zu ebnen. „Auch erfordert es ein verantwortungsbewusstes und couragiertes Handeln, den türkischen Staat dauerhaft aus dem Territorium Südkurdistans zu vertreiben. Alle kurdischen Parteien sind in der Pflicht, diese Anstrengungen zu unternehmen.” Mit musikalischen Beiträgen, Gedichtvorträgen und Govend-Tänzen endete die Veranstaltung.
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