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„Baba Scheich“ der Eziden gestorben



Das geistliche Oberhaupt der Eziden, „Bavê Şêx“ Xurto Hecî Îsmaîl‎, ist tot. Er starb nach schwerer Krankheit in einem Krankenhaus im südkurdischen Hewlêr.

Das geistliche Oberhaupt der Eziden, Bavê Şêx Xurto Hecî Îsmaîl, ist tot. Er starb am Donnerstag nach einer schweren Nierenerkrankung im Krankenhaus Serdem in der südkurdischen Metropole Hewlêr. Der „ezidische Papst“ wurde 87 Jahre alt.

Xurto Hecî Îsmaîl (auch Khurto Hajji Ismail) war kürzlich nach einem Schwächeanfall zunächst in ein Krankenhaus in Dihok eingeliefert worden. Nach seiner Verlegung in die Klinik in Hewlêr befand er sich auf der Intensivstation.

Der Bavê Şêx (zu Deutsch Baba Scheich) der Eziden ist für den Schutz des Heiligtums von Şêx Adî in Laliş verantwortlich, dem zentralen Heiligtum der ezidischen Gemeinschaft. Deswegen wird er auf Kurdisch auch Extiyarê Mergehê („Der Alte vom Heiligtum“) genannt. Sein traditioneller Wohnsitz befindet sich in Şêxan (Ain Sifni). Auch die Pflege der ezidischen Tradition, vor allem in Ritualen, gehört zu seinen Hauptaufgaben. Sein Amt wird in einer Mischung aus Abstammungs- und Wahlprinzip bestimmt.

Der nun gestorbene Baba Scheich Xurto Hecî Îsmaîl galt als Reformer. Er segnete ezidische Frauen und Kinder, die beim Genozid in Şengal am 3. August 2014 verschleppt wurden und in den Händen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) Gewalt erfahren haben, und erließ ein religiöses Rechtsurteil, das besagt, dass die verschleppten Frauen wieder in die Religionsgemeinschaft aufgenommen werden müssen und dass es eine religiöse Pflicht für die Familien ist, sie wieder bei sich willkommen zu heißen. Anfangs waren zurückkehrende ezidische Frauen von ihrer Gemeinschaft verstoßen worden.

Das Ezidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christus zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen auf. Ezidin oder Ezide wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann übertreten oder bekehrt werden. Bei sexuellen Kontakten mit Nicht-Ezid*innen verlieren Gläubige ihre Religionszugehörigkeit.

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