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1300 Familien nach Şengal zurückgekehrt


Nach Angaben des Şengal-Rats sind in den letzten zwei Monaten mehr als 8.000 Menschen aus Lagern in verschiedenen Regionen Kurdistans in ihre Heimat zurückgekehrt. 


In den vergangenen zwei Monaten sind etwa 1300 ezidische Familien aus Lagern in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak (Südkurdistan) und anderen Regionen Kurdistans in ihre Heimat Şengal zurückgekehrt. Das seien mehr als 8.000 Personen, sagte Îdo Şekir, Sprecher des Komitees des Autonomierats von Şengal, das sich um die Belange der Rückkehrenden kümmert. „Dass die Menschen in ihre früheren Wohngebiete zurückkehren, ist eine starke Antwort auf den sogenannten IS, der in Şengal einen Genozid verübte“, so Şekir. Bisher sollen rund 50.000 Menschen seit Beginn des Genozids zurückgekommen sein. 20.000 Menschen haben die Region nie verlassen.
Am 3. August 2014 wurde das ezidische Volk mit dem Einfall der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in ihrem Hauptsiedlungsgebiet Şengal einem weiteren Völkermord, dem 74. Ferman, überlassen. Wer sich retten konnte, flüchtete in die Berge. Auf dem Weg dorthin verdursteten unzählige Kinder und ältere Menschen. Wer es nicht mehr aus der Stadt schaffte, wurde bestialisch ermordet. Tausende junge ezidische Frauen wurden entführt und auf Sklavenmärkten des IS verkauft, misshandelt und vergewaltigt. Mehr als 12.000 Menschen wurden nach UN-Angaben ermordet, eine halbe Million aus ihrer Heimat vertrieben. Noch immer werden viele Eziden vermisst.
Recherchen von ezidischen Einrichtungen nach gelten allein 2.600 Frauen und Kinder weiterhin als verschwunden. Manche von ihnen sind vermutlich getötet worden, aber viele sind noch am Leben. Ein Großteil befindet sich in der Türkei, in Syrien und im Irak. Es liegen aber auch Informationen über Frauen vor, die in Länder wie Saudi-Arabien, Katar oder Pakistan und sogar nach Libyen und in den Jemen verschleppt worden sind.
Nach aktuellem Stand sollen noch etwa 300.000 Ezidinnen und Eziden in Südkurdistan und Regionen außerhalb der Autonomieregion als Binnenvertriebene leben. Viele sehen keine Rückkehrmöglichkeiten für sich, da der IS die Lebensgrundlagen der Minderheit systematisch zerstört hat. Brunnen und Bewässerungsanlagen wurden vergiftet und zerstört, Anbauflächen und Obstgärten vernichtet. Das Vieh und Landmaschinen haben die Dschihadisten geraubt und weite Landstriche vermint. Insbesondere Häuser in den südlichen Gebieten Şengals sind noch stark vermint.
Hiso Ibrahim, stellvertretender Ko-Vorsitzender des autonomen Şengal-Rats, spricht von einem „Embargo“ gegen die gesamte Region. „Wir können sagen, dass die gesamte Bevölkerung arbeitslos ist, sogar unsere Universitätsabsolventen. Eindeutig klar ist auch, dass uns die Regierung im Irak beim Wiederaufbau der Ökonomie nicht helfen wird. Das ist ein Zeichen dafür, dass Bagdad den Status der Eziden nicht anerkennt.“

Weder die irakische Zentralregierung in Bagdad noch die kurdische Autonomieverwaltung in Hewlêr (Erbil) investieren in den Wiederaufbau von Şengal. An vielen Orten gibt es weiterhin weder fließend Wasser noch Strom. Hauptsächlich der autonome Şengal-Rat sowie NGOs und Hilfsorganisationen im Ausland arbeiten am Wiederaufbau von den Lebensgrundlagen derer, die zurückkehren wollen, und leisten Unterstützung für die Familien. Unter anderem auch mit Projekten, um die Landwirtschaft und Viehzucht wieder aufzubauen.

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