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Ezidinnen in Şengal sind jetzt bewaffnet: Unsere Selbstorganisierung ist der Schlüssel gegen Femizid

Aus Anlass des internationalen Frauenkampftags hat unsere Şengal-Korrespondentin Dilpak Dağ mit Kämpferinnen der ezidischen Fraueneinheiten YJŞ gesprochen. Sie betonen, dass die Selbstorganisierung von Frauen der Schlüssel gegen Femizid ist.



Am 8. März setzen sich Frauen im Rahmen des internationalen Frauenkampftags weltweit für ihre Rechte ein und füllen die Straßen und Plätze mit ihren Farben. Der diesjährige 8. März deutet zudem darauf hin, dass es Frauen sind, die die Farbe des 21. Jahrhunderts bestimmen werden. Der Kampf um Existenz oder Nicht-Existenz von Frauen hat sich zu einem Widerstand entwickelt, der das Jahrhundert entscheidend prägen wird. Diese Tatsache macht sich in allen Bereichen des Lebens bemerkbar.
Zum 8. März haben wir in Şengal, dem Hauptsiedlungsgebiet der ezidischen Gemeinschaft in Südkurdistan/Nordirak, Kämpferinnen der Fraueneinheiten Şengals (Yekîneyên Jinên Şengalê, YJŞ) getroffen. Axîn Intikam (Intikam bedeutet "Rache) 
aus der Generalkommandantur des Kampfverbands gratulierte zunächst allen aufgrund von Verfolgung in alle Welt zerstreuten Ezidinnen zum internationalen Frauentag, der, so die Kommandantin, für Frauen weltweit als ein Tag der Einheit, Solidarität und emanzipatorischer Kämpfe gilt. „Es ist nicht nur ein symbolhaltiger Tag, sondern einer des historischen Widerstands. Aber auch gerade für uns Ezidinnen ist Kampf jeden Tag. Ein Befreiungskampf kann nicht auf einen Tag reduziert werden. Widerstand ist ein kontinuierlicher Prozess. Die Frauen beispielsweise, die von den Feinden Kurdistans gefangengenommen wurden, befinden sich in einem ständigen Kampf. Auch wir sind jeden Moment im Widerstand gegen unsere Feinde. Dies wird auch so bleiben.”


Ezidinnen haben sich verändert
Intikam erinnerte an den Völkermord an der ezidischen Gemeinschaft im August 2014 durch die Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS): „Vor dem jüngsten Ferman war Abdullah Öcalan den Ezidinnen und Eziden nicht wirklich ein Begriff. Den 8. März als internationalen Frauenkampftag zu begehen, war undenkbar. Mittlerweile sind es Frauen, die über dieses heilige Stück Erde bestimmen. Seit sie sich mit den Ideen Öcalans befassen und sich auf Grundlage seiner Philosophie selbstorganisiert haben, setzen die ezidischen Frauen ihren eigenen Willen durch.”

Frauen müssen sich organisieren, um Femizid zu verhindern
Die YJŞ-Kommandantin spricht auch den weltweiten Anstieg von Gewalt an Frauen an: „Es sind die westlichen Länder, die vorgeben, am besten entwickelt zu sein, in denen wir alle Formen von Gewalt an Frauen, ihre Demütigung und Unterdrückung beobachten können. Diese Situation kann sich nicht ändern, solange Frauen unpolitisch und unorganisiert bleiben. Mitten in Europa (in Dortmund) wurde jüngst eine Frau aus dieser Region (Şengal)
ermordet. Dieses Verbrechen stellt eine Fortsetzung des Genozids an unserer Gemeinschaft dar. Wir können den Femizid nur aufhalten, indem wir Frauen, und damit meine ich alle Frauen der Welt, uns organisieren und für unsere unterdrückten Geschlechtsgenossinnen einsetzen.“

Keine Ahnung vom 8. März
Die YJŞ-Kämpferin Çiçek Çiya erinnert sich daran, erstaunt gewesen zu sein, als sie das erste Mal von einem Frauenkampftag am 8. März hörte. „Wir hatten wirklich keine Ahnung. Erst als wir uns mit den Thesen und der Frauenbefreiungstheorie Abdullah Öcalans befassten, wurde uns so einiges klar. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem wir das leisten können, was der 8. März von uns erwartet.“


Selbstorganisierung ist eine revolutionäre Pflicht
Hebûn Çiya erklärt: „Wir als Kämpferinnen der YJŞ sind bereit, gemeinsam mit unseren Freunden von den YBŞ unsere revolutionären Pflichten zu erfüllen. Wir werden die Selbstorganisierung der Frauen Şengals stärken. Wir werden dies tun, um weitere Genozide zu verhindern.“

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