Nachrichten aus Idlib


Adopt a Revolution
20.12.2019
 

Zivilretter der White Helmets befreien ein Kind aus den Trümmern nach einem Luftangriff in Idlib. Foto: @SyriaCivilDef
Das Syrian Observatory for Human Rights zählte bereits vorgestern 1115 Luft- und Raketenangriffe, die 33 Zivilist*innen töteten, die Hälfte Frauen und Kindern. Mittlerweile sind es bereits mehr. Die syrischen Zivilverteidigungskräfte (White Helmets) zählten vom 15. bis 18. Dezember 113 zivile Todesopfer.
Jeden Tag, ja fast stündlich erscheinen neue Videos, die das Grauen von unter den Trümmern begrabenen Menschen dokumentieren. Wer auf die russischen Desinformationskampagnen hereinfällt und meint, diese Videos seien alle „gefaked“, dem sei versichert: Wir als Beobachter, vor allem aber alle Angehörigen der Opfer und Ersthelfer, wünschten nichts mehr auf der Welt, als dass das „Fakes“ wären.
Die Retter der White Helmets sind oft „double tap“-Angriffen ausgesetzt, d.h. auf einen ersten Luftangriff folgt kurz darauf am selben Ort ein zweiter, der den Rettern gilt. Diese Menschen retten trotzdem weiter. Erst vor Kurzem eilte einer von ihnen zu einem Einschlagsort in Bdama, der sich als sein eigenes Haus entpuppte. Seine Frau und seine drei kleinen Töchter konnten nur noch tot geborgen werden.

Neue Massenflucht zur Grenze

Tausende Menschen sind in den letzten Tagen aus der Region geflohen, es könnten mehrere Zehntausend sein.


Die Menschen ahnen, dass sie nicht zurückkehren werden und nehmen alles mit, was sie irgendwie mitnehmen können.
Auch unsere Freundinnen von Women Now haben sich zur Flucht aus Maraat al Numan entschieden.
In Idlib Stadt sind unsere Partner*innen damit beschäftigt, sich um die neu ankommenden Binnenflüchtlinge zu kümmern. Viele schlafen im Freien. In den Häusern, die ihre Türen für Flüchtende öffnen, ist kein Platz mehr.

Nachricht von unserer Partnerin Souad aus #Idlib
Rund um Idlib-Stadt kommen gerade Tausende Menschen an, die vor den Bombardierungen und vorrückenden Truppen des Assad-Regimes Richtung Norden fliehen. Weil es in den Häusern keinen Platz mehr gibt, schlafen die Menschen in der Kälte vor der Türe. Unsere Partner*innen besorgen und verteilen Matratzen, Decken und Nahrungsmittel, aber ihre Ressourcen sind begrenzt. Souad ist selbst erst vor Kurzem aus Kafranbel hierher geflohen

Noch viel schlimmer dran sind Menschen, die nicht fliehen können, weil sie kein Auto haben und kein Geld für Fahrer und Benzin. Die Verzweiflung der zurück gebliebenen Menschen ist kaum auszuhalten, selbst wenn man sie nur von Ferne in den Sozialen Medien mitbekommt. Wer jetzt noch nach Maraat al Numan oder andere Orte an den Frontlinien fährt, um Leute rauszuholen, riskiert selbst sein Leben. Es gibt aber tatsächlich Leute, die das tun.

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