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Protest gegen Waldzerstörung in Kurdistan als Kriegspolitik


In Kurdistan werden einmalige Berglandschaften durch die systematische Rodung der Wälder in Wüsten verwandelt. Die Naturzerstörung ist Teil der staatlichen Kriegspolitik, erklärten kurdische Politikerinnen bei einer Protestaktion in Şirnex.

Politiker:innen der Parteien HDP und DBP und Aktivist:innen der Frauenbewegung TJA haben in der Provinz Şirnex (tr. Şırnak) gegen staatlich angeordnete Raubrodung in Kurdistan protestiert. Die Umwelt wird durch den Bergbau, Staudämme, Wasserkraftwerke, Sandgruben und Brandstiftungen durch das türkische Militär massiv geschädigt. Neben gelegten Waldbränden finden in den bergigen Regionen Cûdî, Gabar und Besta aus „Sicherheitsgründen“ massive Rodungsarbeiten statt. Die Berglandschaften mit ihrer einmaligen Natur werden so in eine Wüste verwandelt.

Um dagegen zu protestieren, gaben die kurdischen Politiker:innen und Aktivist:innen eine Erklärung an den Ausläufern des Berges Nimêjê (tr. Namaz) ab. An dieser Stelle werden die gefällten Bäume gesammelt und abtransportiert. „Xweza jiyan e, jiyanê qetil nekin!” („Natur ist Leben, tötet nicht das Leben!“) stand auf Kurdisch auf einem Transparent, das ausgerollt wurde.

Feindschaft gegen die Natur und Kultur in Kurdistan“

Die HDP-Abgeordnete Nuran Imir sagte, dass die Wälder in der Region seit zwei Jahren systematisch zerstört werden. In Kurdistan finde seit vierzig Jahren ein Spezialkrieg statt, die Rodungen seien Teil des Kriegskonzepts. Seit langer Zeit werde die Kultur, Sprache und Identität des kurdischen Volkes angegriffen, so die Politikerin: „Diese Feindschaft gegen unser Volk wird heute auch gegen die Natur praktiziert, die Berge und Wälder werden zerstört. Dass dazu geschwiegen wird, liegt daran, dass wir uns in Kurdistan befinden.“

Während Umweltzerstörung in der Westtürkei breites Gehör finden, herrscht bei der Zerstörung der Natur Nordkurdistans. Die Anwaltskammer Şirnex hat sich vor Kurzem mit einem verzweifelten Appell an den World Wildlife Fund (WWF), die Stiftung zum Schutz und zur Förderung von Umwelt- und Kulturwerten (ÇEKÜL) und an Greenpeace gewandt, um sie zum Vorgehen gegen diese Umweltzerstörung zu motivieren. Greenpeace wies die Anfrage zurück und erklärte, das Thema falle nicht in den Fachbereich der Organisation.

Die HDP-Fraktion hat das Thema mehrfach im türkischen Parlament eingebracht, insgesamt 25 Anfragen wurden dazu gestellt. Doch auch die Regierung sieht sich nicht zuständig, laut Imir ist keine der Anfragen beantwortet worden. „Wir werden trotzdem weiter Rechenschaft einfordern und nicht dazu schweigen. Hier findet ein Massaker an der Natur statt“, so die HDP-Abgeordnete Nuran Imir.

Saliha Aydeniz (DBP): Die Naturzerstörung ist Teil der Kriegspolitik

Die Ko-Vorsitzende der DBP, Saliha Aydeniz, ergänzte: „Was durch jahrelange Vertreibung und Verbrennung in Kurdistan nicht erreicht wurde, soll jetzt mit Rodungen durchgesetzt werden. Diese Region soll entvölkert werden, den Menschen soll ihre Identität genommen werden. Die Regierung brüstet sich mit dem Bau mehrspuriger Straßen, aber diese Straßen werden für die Plünderung Kurdistans genutzt. Die Natur wird an Regierungsanhänger verhökert. Die gerodeten Flächen werden zu Bergbaugebieten erklärt und dem Profit geopfert. Das kurdische Volk steht für seine Kultur, Sprache und Wurzeln ein, es wehrt sich sich gegen die Plünderung und die Massaker.“

An die Ökologiebewegung appellierte Aydeniz: „Die Ausbeutung Kurdistans ist Teil der Kriegspolitik, die sich gegen die Forderung der Bevölkerung nach Selbstbestimmung richtet. Niemand darf zu dieser Plünderung schweigen. Wer schweigt, stimmt dieser Politik zu. Daher müssen ökologische Kreise sich auch Kurdistan zuwenden. Die hier geführte Politik verursacht eine Krise für die Völker der Türkei. Solange die Kriegspolitik andauert, wird sich die wirtschaftliche, politische und soziale Krise weiter verschärfen.“

 

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