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Hesekê: Wut nach Mord an 13-Jähriger


In Hesekê ist eine 13-Jährige von Familienmitgliedern exekutiert worden, weil sie einer Zwangsheirat mit ihrem Cousin nicht zustimmen wollte. Das Verbrechen löst in den Autonomiegebieten Nord- und Ostsyriens Entsetzen aus und treibt Frauen auf die Straße.

Die Ermordung eines dreizehnjährigen Mädchens in Hesekê hat in Nord- und Ostsyrien Entsetzen ausgelöst. Überall in den Autonomiegebieten trieb die Empörung über die Tat aufgebrachte Frauen auf die Straßen. Tausende hatten zuvor ihre Wut in digitalen Netzwerken zum Ausdruck gebracht.

Der Name des ermordeten Mädchens lautet Eida Al-Hamoudi Al-Saeedo. Am 1. Juli wurde sie von etwa zwei Dutzend Männern in ein Ruinenviertel am Rande des südlich gelegenen Stadtteils Xiwêran (Gweiran) geführt und erschossen. Unter den Beteiligten sollen sich mindestens ein Bruder und der Cousin des Mädchens befinden, mit dem es offenbar zwangsverheiratet werden sollte. Wer die tödlichen Schüsse abgab, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen.

Eida Al-Hamoudi Al-Saeedo habe sich geweigert, der „Kinderehe” zuzustimmen und versucht zu flüchten. „Dies ist ihr leider nicht gelungen“, erklärte der Dachverband der Frauenbewegung in Nordostsyrien, Kongreya Star. Umso wütender mache die Flucht der Täter. Nach ihnen sowie dem Vater des Mädchens, der den „Mord für die Ehre des Patriarchats” in Auftrag gegeben haben soll, wird gefahndet. Die Frauenbewegung hat derweil angekündigt, „auf die Barrikaden” zu gehen. In zahlreichen Städten finden Proteste statt, die noch ausgeweitet werden.

Remziye Mihemed ist Sprecherin von Kongreya Star. Zu dem Mord an dem 13-jährigen Mädchen sagt sie: „Diese männliche Mentalität sieht die Ermordung eines kleinen Mädchens, das sich weigert zu heiraten, nicht als Verbrechen an. In der atavistischen Moralvorstellung von Männern dürfen Frauen für den Schutz der vermeintlichen Ehre des Patriarchats getötet werden, sobald ihre Handlungen den Vorstellungen oder Besitzansprüchen des Mannes zuwiderlaufen. Diese Mentalität ist gegen gesellschaftliche Werte und will rückständige Vorstellung von Familienehre und Traditionen, die mit der Revolution vom 19. Juli auf dem Müllhaufen von Rojava gelandet sind, wiederbeleben. Wir als Frauenbewegung werden zu diesem unmenschlichen Verbrechen nicht schweigen und mit dem Willen der organisierten Frauen gegen diese patriarchale Gewalt kämpfen.”

Video der Tat

Bilder aus einem Video, das die Täter nach dem abscheulichen Verbrechen im Internet verbreiteten, zeigen, wie Eida Al-Hamoudi Al-Saeedo von mehreren Männern zum späteren Tatort gezerrt wird. Vor einer Häuserruine wird auf das weinende Mädchen geschossen. Der zierliche Körper sinkt zu Boden und beginnt zu zucken. Einer der Männer ruft auf arabisch: „In den Kopf, in den Kopf”. Daraufhin richtet der Täter sein Gewehr auf den Kopf des Mädchens und drückt erneut ab.

Jugendorganisationen in Raqqa: „Nehmt ihr uns eine, antworten wir alle! Keine einzige weniger!”

Frauen verlangen Verurteilung auf Grundlage der Frauengesetze

Frauenorganisationen, Verbände und Initiativen in Nord-und Ostsyrien haben die Sicherheitsbehörden der Autonomieregion nach diesem Femizid aufgefordert, einen besseren Schutz für Kinder zu schaffen und die Mörder von Eida Al-Hamoudi Al-Saeedo auf Grundlage des Frauengesetzes zu bestrafen. Artikel 17 des Frauengesetzes von Nord- und Ostsyrien sieht eine lebenslange Haftstrafe vor, wenn es um Frauenmorde geht, durch die die sogenannte „Ehre der Familie” wieder hergestellt werden soll. Helfer werden mit Freiheitsstrafen zwischen drei und neun Jahren belegt.

 

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